Leichte Infanterie
#8
Nelson:

Zitat:Wenn du hingegen möglichst schnell und ohne Fahrzeuge vorankommen musst, gib deinen Jägern Fahrräder. Die wiegen recht wenig, können vergleichsweise enorme Lasten transportieren und kommen überall dort zurecht, wo ein Jäger hinkommen sollte.

Fahrräder kommen gerade in Jäger-Gelände nur schwer voran. Das Prinzip des Rades aber auszunützen, macht durchaus Sinn. Es gibt heute faltbare Ultraleichte Karren die man sowohl zur Fuß ziehen kann, als auch an Fahrzeuge hängen kann. Im weiteren gibt es noch ganz andere, deutlich effizientere Lösungen für die Versorgung - siehe unten !

Zitat:Wenn man von Seiten der Jäger alles außer Schutzausrüstung und Waffen in den Fahrzeugen zurück lässt, sollte man auf eine im Kampf erträgliche Last kommen können.

Nehmen wir mal allein die Stiefel, die Uniform, Rucksack und Koppel, sowie Weste und Helm. Typische Stiefel wiegen ungefähr 1 kg je Schuh, macht also schon mal 2 kg an den Füßen. Studien ergaben, dass 1 kg an den Füssen einer Belastung von 5 kg auf dem Rücken/Hüfte entspricht (ein Grund warum Rhodesier wie viele Russen im Kampfeinsatz Turnschuhe tragen anstelle von Stiefeln - und heute gibt es Ultraleicht-Stiefel die wiegen nur noch 300 gramm je Stiefel, statt 1,2 kg wie meine Gebirgsjägerstiefel je Stiefel).

Die Uniform ist unnötig schwer aufgrund der verwendeten Stoffe, der Rucksack wiegt mehrere Kilogramm (ohne jeglichen Inhalt !) und die Koppel dito viel zu schwer. Nun bedingen sich diese Dinge teilweise gegenseitig. Man erklärt, dass man so schwere Stiefel braucht, weil die Last die man trägt so groß ist. Der Rucksack muß so schwer sein, weil er so stabil sein muss, weil er so extrem beladen wird. Weste und Helm kosten nun wiederum mehrere Kilogramm Gewicht und verhindern den Abtransport von Schweiß und Körperhitze.

Ganz ohne Waffen und ganz ohne Extragepäck kommt man so schon auf eine erhebliche Belastung, und man überhitzt sehr leicht und verbraucht ein vielfaches an Wasser und Nahrung. Vor allem der Wasserverbrauch steigt bei heißen Temperaturen immens an. Das ganze Wasser und die Extranahrung müssen ebenfalls wieder mitgeführt werden usw usf

Und das ist jetzt alles noch ganz ohne Waffen, ganz ohne Extraausrüstung, ganz ohne Verbrauchsmitel usw

Zitat:Wobei ich Schutzwesten und Helme für sehr wichtig halte, insbesondere wenn Granaten massenweise im Spiel sind und es von Splittern nur so wimmelt.

Westen und Helme bieten heute primär einen psychologischen Schutz. Sie helfen den Soldaten, offensiver vorzugehen. Der tatsächliche Schutz gegen die feindliche Waffenwirkung ist aber erstaunlich gering. Meiner Meinung nach ist es besser, die Umgebung, dass Mikroterrain als Deckung gegen Splitter und Feindbeschuss zu nutzen. Die Überbetonung der Körperpanzerung heute ist vor allem ein Resultat unserer defensiven Kampfweise, der Überbetonung der Defensive.

Die völlig überladenen Helme heute behindern mehr die Bewegung des Kopfes, dass schnelle reagieren auf Feinde aus unterschiedlichen Richtungen und für was? Moderne AP Mun durchschlägt jeden dieser Helme und ob die Splitter den Helm treffen und/oder das Gesicht, die Arme und Beine gleich mit dazu ist irrelevant. Wenn man Splitter abgekommt, dann sitzen die ja nicht nur im Bereich der Weste. Von Stoffen wie Weißem Phosphor noch mal ganz abgesehen.

Zitat:Die leichten Infanteristen auf deinem Foto haben vor allem ein Problem: Sie sind schnell, aber sie werden auf diese Weise irgendwo einen Haufen Träger brauchen, der die ganze Munition und die schweren Waffen, welche du den Jägern geben willst, schleppen muss.

So schwer sind diese Waffen gar nicht, wenn man genauer hinsieht. Das Gewicht entspricht dem heutiger Waffen. Wenn ich anstelle der Waffen die ganze sonstige Ausrüstung leichter mache, dann wird das schleppen der Waffen noch viel leichter.

Träger sind somit gar nicht notwendig, im Gegenteil. Man braucht weniger Transportkapazitäten! Ich beschäftige mich seit Jahren mit dem Ultralight-Trekking und praktiziere dass selbst. Es ist erstaunlich, mit wie wenig man wie lange auskommen kann.

Die von mir gezeigte Infanterie hatte KEINE Träger! Das waren LRRP, also Fernspäher. Die agierten zum Teil wochenlang abseits jeder Versorgung, und ohne Träger und ohne Fahrzeuge. Die lebten zum Teil komplett aus dem Land. Einer von denen schleppte nicht mal Streichhölzer oder Feuerzeug mit, weil er immer und jederzeit Feuer ganz ohne Streichhölzer machen konnte.

Die von mir angedachten Jäger haben aber darüber hinaus auch noch Fahrzeuge, und diese bieten einen Transportraum für 12 Mann je Fahrzeug, transportieren aber je Fahrzeug nur 9 Mann. Der freiwerdende Transportraum ist für die Durchhaltefähigkeit ein immenser Vorteil. Heute hat sich beim Boxer schon heraus gestellt, dass der Transportraum für längere Einsätze innen zu klein ist. Da passen 8 Mann rein und 8 Mann sind drin.

Ein zusätzlicher Tross ist daher gar nicht notwendig. Indem die Ausrüstung reduziert und Ultraleicht wird, fällt jede Menge Gewicht und Stauraum weg. Indem man je Fahrzeug freien Transportraum hat, kann man diesen für den Transport zusätzlicher Verbrauchsmittel nutzen.

Zitat:Das hohe Tragegewicht hat auch seine Vorteile: Wenn rein per pedes vorgegangen werden muss, dann ist Marios Muli über mehrere Tage oder gar Wochen eben schneller als eine Truppe, die zwar selbst nichts schleppt, dafür aber einen riesigen Tross haben muss - denn der Soldat marschiert mit dem Magen

Du brauchst eben keinen Tross mehr, und zwar weil die moderne Technik diesen überflüssig macht. Beispielsweise könnte man in einem Push-System mit GPS gesteuerten Fallschirmen Versorgungsgüter jeweils exakt über der vordringenden Truppe aus der Luft abwerfen. Dadurch braucht diese auch per pedes gar keinen Tross mehr.

Man könnte auch wieder verstärkt Maultiere und Esel einsetzen. usw usf Es gibt viele Möglichkeiten, abseits der Fahrzeuge die Infanteristen selbst unbelastet zu lassen.

Das wichtigste aber lehrt uns die Ultralight Trekking Bewegung: Man kann immens lange Strecken zurück legen mit immens wenig Gepäck !! Die Ausrüstung wird hierbei durch Können, durch bestimmte Techniken und die Verwendung spezieller Ausrüstungsteile ersetzt. Unbelastet vom Gepäck kann man dann den schwer beladenen so dermaßen davon marschieren, dass es unfassbar ist. Wie ich das erste mal Ultraleicht marschiert bin, kam ich mir als ob ich schweben würde. Die Strecke für die ich sonst einen ganzen Tag brauchte, habe ich in ein paar Stunden zurück gelegt, ohne auch nur angestrengt zu sein.

Die Marschleistungen beim Ultraleicht-Trekking erhöhen sich derart, dass du sie schwer beladen niemals erreichen kannst. Du bist eben nicht nur kurzfristig schneller, sondern gerade über mehrere Tage und Wochen ziehst du den schwer beladenen so derart uneilholbar weg, dass man es gesehen haben muss um es wirklich zu glauben.

Zum Schutz der Knöchel und zur Verhinderung des Eindringens von Dreck in den Schuh verwende ich beispielsweise Ultraleichte Stiefel von Inov-8. Damit habe ich fast 2 kg weniger an den Füßen, die ich jeden Schritt heben muss. Das entspricht einer Belastung von 10 kg an der Hüfte. Damit marschiere ich jedem mit den normalen Bundeswehrstiefeln so dermaßen davon, dass er selbst wenn er wesentlich fitter ist, nicht mithalten kann, einfach aufgrund der biomechanischen und physikalischen Gesetze.
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