Ötzi - oder: Kriege schon in der Frühzeit?
#13
Samun:

Menschen töten von sich aus, wenn sie einen Grund dafür haben. Dafür ist keine Konditionierung nötig. Es ist umgekehrt eine Konditionierung nötig, um zu verhindern, dass Menschen von sich aus Töten.

Bei dem Beispiel der Wikinger geht es mir zudem nicht um ihre Taten, nicht um das was sie in anderen Ländern taten, sondern um ihre Kultur um ihre Innere Verfassung. Und diese unterscheidet sich in Bezug auf die Gewalt- und Todesbereitschaft drastisch von den christlichen, im Vergleich dazu deutlich gemäßigten Kulturen südlich von ihnen.

Nehmen wir mal die überlieferten Sagen und Geschichten, so findet sich bei den Völkern heidnischen germanischen Glaubens eine durchgehende immense Gewaltbereitschaft und Überhöhung des Todes, ja regelrecht eine Todes- und Gewaltsehnsucht die in den christianisierten Völkern so alltäglich nicht vorhanden war und wo sie vorhanden war einer speziellen Legitimation (bspw. Kreuzzug) bedurfte.

Ich spreche hier bewusst nicht von den Kämpfen der Wikinger gegen die Christlichen Völker sondern vom Unterschied im Inneren, auch und insbesondere schon vor diesen Kämpfen. Während Gewalt und gewaltsame Tötung bei den christlichen Kulturen der Legitimation bedurften, verhielt es sich insbesondere bei den Wikingern umgekehrt, dort musste man gar friedliches Verhalten legitimieren während Gewalt und Krieg der emotionale, gedankliche und kulturelle Normalzustand waren. Dafür gibt es viele Beispiele.

Selbst der gewalttätigste deutsche Ministeriale (der ebenfalls noch von seinen Germanischen Vorfahren her kulturell beeinflusst eher zu Gewalt griff als ein Welscher) musste seine Handlungen regelmäßig irgendwie christlich legitmieren und unterlag bestimmten kulturellen Einschränkungen bei seinen Handlungen. Ein Norweger aus der Zeit Harald Schönhaars aber beispielsweise bedurfte nicht nur keinerlei Legitimation für Gewalt jeder Art, er musste sogar gewalttätig handeln, und umgekehrt friedliches Verhalten aufwendig legitimieren.

Tiger:

Tatsächlich aber waren die Kulturen in dieser Zeit umso gewaltbereiter gegen Nachbarn, je besser ihre Versorgungslage war. Je besser also die Rohstoffversorgung war, desto gewaltbereiter das jeweilige Volk. Auch heute noch gilt das gleiche für jungsteinzeitliche Kulturen. Diese führen umso mehr Krieg, je besser die Lebensmittelversorgung ist.

Desweiteren sind zumindest heute die meisten Kriege jungsteinzeitlicher Völker Angriffskriege. Es werden keine Ressourcen verteidigt, sondern der Gegner wird mit immenser Agression in dessen eigenem Territorium angegriffen. Ein Musterbeispiel dafür sind die Stammeskriege in Zentral Papua Neu-Guinea die primär als Angriffskriege zum Zweck der Rache für frühere Gewalttätigkeiten geführt werden oder die Stammeskriege der Yanomani, deren primäres angriffsziel die Vergewaltigung von jungen Frauen und Frauenraub sind.

Die Frage ob es Sklaverei gab ist sehr interessant: Meiner Meinung nach deuten alle Indizien darauf hin, dass es zumindest Vorformen in Form von Frauenraub gab. Auch heute noch sind Frauen eine primäre Kriegsbeute steinzeitlicher Völker und bei vielen dieser Völker ein primärer Kriegsgrund. Alle haben viel zu Essen, wenig zu tun, also besorgt man sich Frauen und greift dazu an. Ob es echte Sklaverei auch von Männern gab, ist unbekannt, aber meiner Ansicht nach fragwürdig und könnte tatsächlich die sich in der Jungsteinzeit immens häufenden Massaker erklären.

Was man meiner Meinung nach noch berücksichtigen sollte ist die Evolution bei den Waffen: die Menschen in der Jungsteinzeit hatten zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte gute Fernwaffen (Bögen, Speerschleudern, Wurspeere) zur Hand. Diese Waffentechnologie wirkte als Kraftmultipliaktor da damit auch schwächere (und/oder feigere Männer gegen deutlich stärkere Männer aus der Distanz siegen konnten. Damit erhöhte sich die Zahl der verfügbaren und tatsächlich einsetzbaren Kämpfer einer Gruppe erheblich.

Die allerersten Darstellungen von Menschen die andere Menschen töten zeigen Bögen. Meiner Ansicht nach hat die rasche Entwicklung des Bogenbaus am Beginn der Jungsteinzeit den Krieg sehr befördert. Neben einem erheblichen Mehr an Nahrungsmitteln und dem folgend Menschen erhöhte sich schließlich die zahl der Menschen so weit, dass es zu immer mehr Konflikten kam die dann in immer mehr Kriegen endeten.

Dazu ist eine Erklärung über begrenzte Rohstoffe gar nicht notwendig. Konflikte entstehen auch einfach so, aufgrund zwischenmenschlicher Probleme, Frauengeschichten, Streit usw usf, viele der heute lebenden steinzeitlichen Kulturen greifen aufgrund geringster Anläße zu extremer Gewalt, töten einfach nur aufgrund eines falschen Wortes.
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