Ötzi - oder: Kriege schon in der Frühzeit?
#6
Erich:

Du hast recht, ich hatte die Menschenaffen vergessen. Diese teilen mit uns die gleiche Natur, nämlich grenzenloses, durch keinerlei Instinkte oder Triebe beschränktes Töten-Wollen.

Samun:

Ich kenne diese Thesen auch, dass viele Soldaten Probleme haben sollen, zu Töten. Diese Thesen sind aber nachweislich falsch. Jeder, absolut jeder Mensch kann töten und würde dies auch, ohne Kulturelle Prägung, ohne die massive Beeinflussung seiner Handlungen durch die Sozialkultur. Die von dir behauptete Tötungshemmung, ist eine rein kulturelle, die auf der christlichen Kultur Europas basiert.

Heute finden viele Menschen Krieg nur deshalb schlecht, weil es ihnen so vorgesagt wurde. Sie handeln und denken gemäß ihrer kulturellen Indoktrination. Und trotzdem kann jeder entgegen dieser Indoktrination dazu gebracht werden, Freude am Töten zu empfinden. Das geht ganz leicht, das Machtgefühl, der Rausch, die Glücksgefühle die das hervor ruft sind mit Worten nicht auszudrücken. In Afrika werden beispielsweise fast alle (es gibt ganz ganz wenige Ausnahmen) der zwangsrekrutierten Kämpfer problemlos dazu gebracht, Freude am Töten zu empfinden.
Die Hemmungen die wir hier in Europa haben, sind rein kulturelle, und auch diese kann man leicht beseitigen.

Bezeichnend dafür ist beispielsweise die Wikingerzeit, in der die noch heidnischen nordischen Völker keinerlei Hemmungen im Vergleich zu den von ihnen überfallenen christianisierten Völkern zeigten, und auch diese hatten viel geringere solche Hemmungen als wir heute. Insbesondere in Deutschland heute resultieren Tötungshemmungen nur aufgrund unserer sozialkulturellen Abstoßungsreaktion auf den Nationalsozialismus.

Die Kriege der Steinzeit wurden nun natürlich auch (aber eben nicht nur) um Lebensraum und Nahrung geführt. Da du den Kannibalismus angeführt hast, möchte ich an dieser Stelle auf die vielen Funde in Europa hinweisen, die weit verbreiteten Kannibalismus der frühen Europäer belegen, insbesondere übrigens im mitteleuropäischen Raum. Aber das reicht als Erklärung nicht aus. Die Vielzahl der belegten Kämpfe lässt sich nicht allein durch Nahrungsknappheit erklären.

Und auch heute kämpfen die Stämme in Süd-Amerika und Papua nicht allein um Lebensraum und Nahrung. Im Gegenteil, sie kämpfen öfter einfach nur um des Konflikts wegen. Nur ungefähr ein drittel der stammeskriege dreht sich um Nahrung/Terrain.

Nehmen wir mal die Yanomani Indianer. Gerade Stämme der Yanomani die über Nahrung im Überfluss verfügen, führen viel mehr Kriege als Stämme die Nahrungsprobleme haben. Gerade eine gute Ernährungslage führt bei den Yanomani fast unweigerlich zu Krieg gegen andere Stämme. Diese Kriege haben dann fast immer zwei sozusagen offizielle Gründe:

1 Frauenraub bzw Vergewaltigung der Frauen des Nachbarstammes

2 Beweisen der eigenen Männlichkeit durch "Heldentaten" und dadurch Erlangung eines höheren gesellschaftlichen Status im eigenen Stamm

Aber um Nahrung wird eher nicht gekämpft, zumindest nicht in Form eines Kriegs. Kämpfe um Nahrung zwischen Stämmen fallen eher unter alltäglichen Partisanenkampf, Überfälle einzelner oder kleiner Gruppen, ständige Reibereien im Grenzgebiet.

Sobald die wirtschaftliche Situation aber besser ist, eskalieren diese ohnehin ständig vorhandenen Konflikte dann eben zu großen Vernichtungskriegen.
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