Palästina
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Zitat:Nahost: Hamas und Fatah versöhnen sich
Der Coup von Kairo

28.04.2011, 17:57
Ein Kommentar von Sonja Zekri

Iranische Kriegsschiffe fahren durch den Suez-Kanal, Mubarak droht der Galgen und jetzt begraben die Palästinensergruppen Fatah und Hamas ihr Kriegsbeil. Eine neue Nahost-Architektur nimmt langsam Gestalt an. Der Westen ist nach fast 100 Jahren Dominanz plötzlich nur noch Zuschauer.

Die Vorhut waren Ende Februar die Alvand und die Kharg. Erstere eine torpedobestückte 1500-Tonnen-Fregatte, letztere ein 33.000-Tonnen Versorgungsschiff, beide zusammen auf dem Weg vom Roten Meer zum Mittelmeer - als erste iranische Kriegsschiffe auf dieser Passage seit der Revolution in Iran 1979. Israel war beunruhigt, die Welt besorgt.
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Der Paukenschlag aber ist die Aussicht auf eine ägyptisch vermittelte Aussöhnung zwischen den Palästinenserfraktionen. Die radikalislamische Hamas und die eher säkulare Fatah, die sich seit der Machtübernahme der Hamas in Gaza vor vier Jahren bitter befehden, standen schon mehr als einmal kurz davor, den Bruderkrieg beizulegen. Diesmal könnte der Durchbruch gelingen: In Kairo präsentierten die Palästinenser der verblüfften Welt Pläne für eine neutrale Übergangsregierung, Wahlen in acht Monaten.

Nach Jahren der Teilung, nach dem Scheitern der Friedensgespräche mit Israel im Herbst setzen die Palästinenser auf die Anerkennung als Staat bei der Vollversammlung der Vereinten Nationen im September. Ohne Einigung von Hamas und Fatah, die über die beiden Teile des künftigen Staates herrschen, bliebe diese Hoffnung eine Illusion.
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Unübersehbar aber hat mit dem Coup von Kairo die arabische Revolte den Kernkonflikt der Region erreicht. Nicht allein, weil die Menschen in Gaza nach dem Vorbild in Tunesien oder Jemen auf die Straße zogen und für die Versöhnung der Palästinenser demonstrierten. Die Ermordung des italienischen Aktivisten Vittorio Arrigoni durch die noch radikaleren Salafisten hat gezeigt, wie angreifbar das Hamas-Regime ist.

Auch die Islamisten müssen den Menschen Fortschritte bieten, sonst droht die Radikalisierung oder der Aufstand. Außerdem stellt der arabische Aufstand jahrzehntelange Allianzen in Frage. Die Fatah von Palästinenserpräsident Machmud Abbas hat in Mubarak einen Verbündeten verloren. Die Hamas schaut beunruhigt nach Syrien, wo das Regime von Baschar al-Assad versucht, den Aufstand durch Panzer zu brechen. Das Hauptquartier der Exil-Hamas liegt in Damaskus, Assad ist eine Stütze der Hamas. Aber wie lange noch?
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Die Akteure der neuen arabischen Diplomatie, wie etwa Ägypten, treten aggressiver, vielleicht populistischer auf, sie sehen sich als Revolutionsregierungen, vom Volk legitimiert, dem Westen gegenüber offen, aber nicht dienend. Und sie suchen genuin arabische Lösungen: wie etwa die saudischen Vermittlungsversuche im Jemen. Niemand weiß, wie die Region auch nur in der nächsten Woche aussehen wird. Seriös prognostizieren lässt sich derzeit einzig der Wandel. Fast 100 Jahre hat der Westen im Nahen Osten Grenzen gezogen, Völker geteilt und Regime gekauft. So leicht wird er seine Interessen nicht mehr durchsetzen.
das muss nicht das Schlechteste sein. Wer sein Schicksal selbst bestimmen kann und nicht Spielball fremder Interessen ist, wird wahrscheinlich eher Prosperität und Stabilität wählen als derjenige, der an seinem Schicksal ohnehin keine Verbesserung erreichen könnte.
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