(Zweiter Weltkrieg) Musste Deutschland den zweiten Weltkrieg verlieren?
#14
Damir:

Der Weltkrieg musste schon deshalb verloren gehen, weil es keinerlei deutsche Pläne für einen Weltkrieg gab und die Deutsche Führung noch nicht mal einen Weltkrieg führen wollte.

Man ging davon aus, dass der Krieg gegen Polen nicht so weit eskalieren würde. Man hatte während man in Polen einmarschierte immer noch keinerlei Pläne wie man Frankreich niederringen konnte. Und nachdem man Frankreich geschlagen hatte, lag immer noch kein Plan vor wie man England erobern sollte usw usf

Der Weltkrieg wurde schlicht und einfach schon deshalb zwingend verloren, weil man auf einen Weltkrieg von Deutscher Seite aus gar nicht vorbereitet war und einen solchen von Deutscher Seite aus anfangs auch gar nicht führen wollte.

Zu deiner Idee eines akzeptablen Friedensvertrages möchte ich noch anmerken, dass es 1942 längst zu spät für einen solchen war. Die letzte Möglichkeit dazu war in der Anfangsphase von Barbarossa gegeben, als es geheime Versuche der Sowjets gab, einen Friedensvertrag mit Deutschland zu schließen (noch vor der Schlacht um Moskau). Die Deutsche Führung ging aber zu diesem Zeitpunkt nicht auf diese Annäherungsversuche ein da man da noch davon ausging, in Kürze vollständig zu siegen.

Zu deiner These, daß die Deutschen Offiziere gegen Hitler versagt hätten: ich vermag kein solches Versagen festzustellen. Die meisten Deutschen Offiziere waren völlig von der Sache überzeugt und zu großen Teilen auch überzeugte Nationalsozialisten. Sie handelten nicht aus Angst und Feigheit vor Hitler, sondern weil dessen Ansichten auch ihre eigenen waren.

Aber trotzdem gab es enorm viele Verräter in den Reihen der Deutschen Offiziere, die geheimste militärische Planungen durchgehend an die Feinde Deutschlands weiter gaben. Auch sonst gab es im Zweiten Weltkrieg keine Armee in der die Offiziere derart oft gegen die Führung agiert haben, insbesondere wenn sie der Ansicht waren, dass ihre Ansichten denen der Führung weit überlegen waren. Aus dieser Ambivalenz leitet sich bis heute ein falsches Bild der Deutschen Offiziere im Zweiten Weltkrieg ab.

Selbst direkte Führerbefehle wurden an der Front regelmäßig ignoriert, und dies selbst von Einheiten der Waffen SS (beispielsweise bei der Schlacht um Charkow). Gerade die Deutsche Fixierung auf die Auftragstaktik brachte ein Offizierkorps hervor, dass sehr sehr von sich selbst überzeugt war, sehr überheblich und eigenständig agierte und im Laufe des Krieges genau wie die Führung zunehmend in Hybris verfiel.

Das diese Offiziere dann im weiteren die gleichen Ziele wie die Führung verfolgten und deren Befehlen gehorchten lag an dem Glauben an die gleiche Sache, und nicht am Kadavergehorsam oder an Angst und Feigheit.

Nach dem Krieg war natürlich die Führung an allem Schuld, jeder Sieg war die Leistung der Offiziere, jede Niederlage die Schuld Hitlers. (Besonders schön beschrieben in dem Buch Verlorene Siege)
Nach dem Krieg hatte man die Befehle natürlich nur ausgeführt aus Angst und aus Gehorsam.

Im Krieg aber war das Bild des Deutschen Offizierkorps ein ganz anderes. Da wurden nicht blind Befehle befolgt, sondern da wurde der gemeinsame Glaube durchgesetzt, die Intention verfolgt.

Ein wunderbares Beispiel dafür wieder Von Manstein (Verlorene Siege) der im Krieg sich als überzeugter Nationalsozialist gab und überall wo er Truppen befehligte Massaker an Juden veranstalten ließ, nach dem Krieg aber nur aus Preußischem Gehorsam heraus und wieder sein Gewissen Befehle ausgeführt haben will und dazu auch noch nur militärische. Von Manstein behauptete zum Beispiel nach dem Krieg, den Kommissarbefehl nie umgesetzt zu haben da dieser seinem Verständnis von Militärischer Ehre nicht entsprochen habe. Im Krieg aber hat er diesen Befehl nicht nur befolgt, sondern mit Nachdruck umgesetzt. Von den von ihm befohlenen Massenmorden der Juden im Bereich seiner Truppen findet sich in seinem Buch Verlorene Siege nicht ein Wort. Auch von den "Anti Partisanen" Maßnahmen der Truppen von Mansteins kein Wort nach dem Krieg, da ist er dann nur noch das militärische Genie das halt leider von Hitler geschasst wurde. Im Krieg aber wie gesagt ein ganz anderes Bild dieses Offiziers.

Das Bild das man in Deutschland heute immer noch vom Deutschen Offizierkorps der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg hat ist daher weitgehend verfälscht. Ein Gros der Deutschen Offiziere waren überzeugte Nationalsozialisten und die machten was sie da machten aus echtem Glauben an die Sache.

Die Hybris der Deutschen Offiziere nach ihren Siegen über Polen, Norwegen und Frankreich war dann im weiteren ein wesentlicher Faktor für die Niederlage in Russland. Denn man hätte in Russland durchaus militärisch siegen können. Das dies nicht geschah lag nicht zuletzt daran, dass die Deutschen Offiziere den Boden unter ihren Füßen aus den Augen verloren. Die extremen Planungsfehler und falschen Annahmen die man vor dem Feldzug gegen Russland getroffen hat ebenso wie das allgemeine Vorgehen der Wehrmacht gegen die Slawischen Untermenschen zeigen klar auf, wer und was die Deutschen Offiziere in Wahrheit größtenteils waren.

Buchempfehlung dazu:

Das Gesetz des Krieges von Friedrich
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