Beziehungen USA - Israel
#87
phantom schrieb:Man handelt mit dem Iran ähnliche Kompromisse aus wie mit Israel, was gibt es da genau zu erklären. Sind beide Nationen aus unserer Sicht irrational. Es gilt die beiden Nationen in ähnlichem Masse von bescheuerten Aktionen zu bewahren. Du denkst wahrscheinlich dass Washington Israel als rational und logisch einschätzt ... ich glaub das schon seit längerer Zeit nicht mehr. Bush und Netanyahu gehören für mich in den gleichen Art von Menschenschlag. Unversöhnlich, kurzsichtig und zuweilen halt ein bisschen doof. Aber das kommt ja gut bei einer breiten Bevölkerungsschicht an. Und wenn man irgend was Vernünftiges noch vor dem Wechsel zurück zu den Republikanern unter Dach und Fach bringen kann, hätte man schon viel erreicht.
Man handelt mit dem Iran einen vergleichbaren Kompromiss wie mit Israel aus?
Es gibt keinen Kompromiss in der Atomwaffenfrage zwischen den USA und Israel. Die USA akzeptieren lediglich die Politik der nuklearen Zweideutigkeit, sprich sie gestehen Israel die Bombe zu und verfolgen das Thema nicht weiter.
Wenn du das auf den Iran übertragen willst bedeutet das eine iranische Bombe. Kann man machen, heißt in der Konsequenz natürlich ersteinmal, dass dir das Sicherheitsgefüge in der Region um die Ohren fliegt.
Die arabischen Akteure in der Region würden sich von Washington abwenden und ihr eigenes Ding durchziehen. Eine schiitisch-persische Bombe ist für sie nicht hinnehmbar und ein Amerika die diese ermöglich kein vertrauenswürdiger Verbündeter mehr.
Dementsprechend folgt zwangsläufig die arabische Bombe am Golf (womöglich nur binnen weniger Monate) und mittelfristig dann auch eine türkische, ägyptische und öffentliche israelische.
Wie man das dann noch neben so Kleinigkeiten wie IS kontrollieren will ist mir schleierhaft.

Hinsichtlich rational oder irrational - keiner der Akteure dort unten handelt irrational. Sie alle handeln sogar höchst berechen-, vorhersagbar und äußert logisch.
Was sie alle nicht tun ist das was wir hier mit unseren kulturellen, religiösen, und historischen Backround in Europa gerne haben würden.
Das ist aber etwas völlig anderes. Die Mullahs in Tehran sind nicht verrückt, irrational, unlogisch, doof oder sonstwas. Genausowenig wie Netanyahu oder die Typen von IS.
Sie sind ganz einfach anders als wir. Sie haben eine andere Kultur, eine andere Religion und einen ganz anderen historischen Backround und schauen deshalb völlig anders auf die Welt vor ihrer Haustür als wir es von ferne tun.

Das muss man erkennen, verstehen und vor allem akzeptieren wenn man die Akteure händeln will.
Der inquisitorische Ansatz, man müsse diese oder jene dazu zwingen die Welt so zu sehen wie wir, damit sie endlich mal was Vernünftiges machen ist zum Scheitern verdammt.

Zitat:Ah, du weisst was im Abkommen ausgehandelt wird, wenigstens du bist schon detailliert im Bilde?! Aus meiner Sicht ist das immer ein Geben und Nehmen. Und dass man sich auf einen vernünftigen Kompromiss mit dem wichtigsten Player (Iran) in der Region einigt, find ich sehr gut. Das ist im Moment wichtiger als ein gutes Verhältnis mit Israel.
Es ist völlig nebensächlich was in dem Abkommen genau drinsteht. Das ist ja genau der Witz. Rein faktisch wird das Abkommen den Showdown auch weiter in die Zukunft verschieben.
Aber das geht am Problem vorbei.
Dir scheint nicht klar zu sein an um welches Kartenhaus es hier eigentlich geht. Mit Israel hat das noch am wenigsten zu tun.
Die Sicherheitsarchitektur des Mittleren Ostens und mit ihr die Stabilität in der Region basiert seit dem ersten Golfkrieg auf dem Ansatz, dass Amerika hinter dem sunnitischen Arabien steht.
Obama rückt jetzt davon ab und wendet sich dem schiitischen Persien zu. Dummerweise geschieht dies nicht in einem Luftleeren Raum sondern in einer Phase in der der Iran erfolgreich dabei ist seinen Einfluss (militärisch!) in der ganzen Region von Syrien bis Yemen zu vergrößern.
Wir erleben aktuell effektiv die Entstehung einer schiitisch persischen Einflusszone im Mittleren Osten die größer sein wird als das persische Reich unter der Safawiden Dynastie im 17. Jahrhundert!
Wir erleben damit aktuell die größten Umwälzungen in der Region seit der Auflösung des osmanischen Reiches nach dem ersten Weltkrieg.
Parallel dazu schickt sich Amerika unter Obama an das Pferd zu wechseln.
Das kann man machen. Und sogar gut finden. Mir persönlich sind die Perser auch tausendmal lieber als arabische Wahabiten.
Man muss sich jedoch im klaren sein: Umwälzungen dieser Art gehen in aller Regeln nicht friedlich von statten sondern sind meistens mit viel Krieg, Gewalt und Chaos verbunden.
Ich weiß nicht ob man in der Region noch mehr davon braucht und erst recht weiß ich nicht ob Instabilität im sunnitischen Arabien für Amerika von Interesse ist.
Ganz besonders meine ich aber, dass es nur zu einer Katastrophe führen kann diese Umwälzungen mit neuen Atomwaffenwaffenstaaten zu garnieren. In einer Epoche des Umbruchs in der Staaten, Völker und Religionen aufeinander prallen, scheitern und untergehen können auch noch mit Atomwaffen zu hantieren hat mit verantwortungsvoller Geopolitik nichts mehr zu tun.
Vor allen Dingen im Angesicht der Tatsache, dass wir auf beiden Seiten des innerislamischen Machtkampfes genügend Fanatiker sitzen haben, die ohne zu Zögern auf den Knopf drücken werden.

Kurz gesagt, das Abkommen hin oder her, meine größere Sorge ist, dass die Obama Administration nicht vollumfänglich versteht wie brüchig das Kartenhaus ist an dem sie da spielen. Ich befürchte das sie aus der Katastrophe des arabischen Frühlings nichts gelernt haben und ihre komme was wolle, Hauptsache Change Politik stur weiter vorantreiben werden.
Man weiß das man ein Problem hat wenn das Weiße Haus Make Believe spielt, an Terrorlisten rumspielt und die eigentlichen Verbündeten besser mit Jerusalem auskommen als mit Washington.

Zitat:In dem man weiterhin Israel in den A... kriecht? Auf keinen Fall, es kommt doch in Frage dass dieser Zwergstaat mit der Zerstörung der Iranischen Atomanlagen droht. Hier muss mit Vernunft und Diplomatie vorgegangen werden, dazu ist Israel momentan in der Lage.
Was hier sein muss oder nicht sein muss wird Situation und Akteure nicht beeinflussen.
Du siehst das so wunderbar inquisitorisch einfach.
Nur kann es nicht sein, dass dein Bild vom tumben Netanyahu den Obama mit Müh und Not bislang davon abhalten konnte nicht über den Iran herzufallen nicht ganz den Realitäten entspricht?
Erinnere dich doch mal wie die Situation aussah als Netanyahu ins Amt gekommen ist und wie sich die Situation jetzt darstellt. Setze das Ganze doch mal in den großen Kontext und überlege was die tatsächlichen Interessen und Absichten Netanyahus sind.
Ich gewinne nicht den Eindruck das der Typ irgendwie doof oder kurzsichtig ist. Im Gegenteil. Es könnte gut sein, dass er der schlauste Akteur von allen ist.

Zitat:Ist ja gut so. Man lässt sie jetzt mal aussen vor. Man braucht ja Israel nicht in diesen Verhandlung, die stören nur. Es ist egal was sie dazu sagen.
Werden sie denn nicht gehört?
Und ist es denn nicht interessant wer alles das gleiche sagt wie Jerusalem?
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