Beziehungen USA - Israel
#67
Tendenziell ist jetzt zu beobachten, dass der Thread a) vom Thema wieder etwas abkommt und b) wieder auch ins Emotionale abzugleiten droht.

Um aber Bezug zu Nightwatch’s Antwort herzustellen und um die Zusammenhänge zwischen Bush und Obama und den Grenzgefechten darzustellen:
Zitat: Faktisch ist dies jetzt der schwerste Zwischenfall seit dem Ende des Gazakrieges am 18. Januar 2009.
Es mag stimmen, dass dieser Zwischenfall seit dem Ende von „Cast Lead“ der schwerste seiner Art war, richtig, wohl aber muss man auch und fairerweise sagen, dass wir bis jetzt und seit etwa einem Jahr eine relative Ruhe hatten, ein Zustand der zu Zeiten der Regierung Bush eher selten vorherrschte. Im Gegenteil, 2007 und 2008 waren z. B. mit die terrorintensivsten Jahre (gemessen am Raketen- und Mörserbeschuss auf Israel). In der Endphase der Regierung Bush eskalierte der Konflikt vor Ort geradezu dramatisch, was letztlich in der Operation „Cast Lead“ kumulierte; und letztlich war dies möglich, weil die Regierung Bush in der Endphase nicht mehr allzu viel in Sachen Nahost tat, bzw. weil sie eher mit sich selbst, der Bankenkrise, mit dem Irak und Afghanistan und mit dem Wahlkampf gegen Obama beschäftigt war. Des weiteren muss man auch anmerken, dass Obama seit Ende Januar 2009 im Amt ist und es seitdem (also seit dem Ende der Operation „Cast Lead“ am 18. Januar 2009), wie du geschrieben hast), also etwa in den letzten 14 Monaten, eher ruhig an der „Nahost-Front“ war, zumindest ruhiger als unter Bush in dessen letzten knapp zwei Jahren. Auch die jetzigen Aktivitäten sind nur schwer mit Obama direkt zu verknüpfen.

Abgesehen davon hat sich Bush auch recht lange wenig um Nahost gekümmert, in der ersten Zeit seiner Amtszeit schien im die ganze Problematik recht egal, sogar die notorisch quenglerischen Europäer haben dies bemerkt. Erst nach langem Zerren kam aus Washington dann das, was als „Roadmap“ bekannt wurde (zwei Jahre nach dem Beginn seiner Amtszeit 2002/03). Spätestens aber nach 2003 und dem Irak-Krieg versumpfte dieses ambitionierte Vorhaben wieder, weil stattdessen Meldungen aus dem Irak, über die zweite Amtszeit, über den Zwist mit manchen europäischen Staaten über das Für und Wider des Irakfeldzuges sowie über die Erosion der Glaubwürdigkeit der Bush-Administration (Massenvernichtungswaffen) Hochkonjunktur hatten. Mit dem Beginn der bürgerkriegsähnlichen Zustände im Irak ab 2004 versank das Vorhaben dann komplett. Schließlich kamen noch der Hurrikan „Katrina“ und das Absaufen von New Orleans sowie der Zoff um Kyoto und Abu Ghraib und Guantanamo auf den Tagesplan. Damit war die Sache eigentlich gelaufen. Das Ergebnis war, dass man das Thesenpapier nie wieder richtig aufgriff und in Nahost munter irgendwie gewurstelt wurde.

Dieses scheinbare Desinteresse der Supermacht animierte auch die Hisbollah 2006 zu ihren Entführungs- und Terrorakten, die bekanntermaßen den Libanonkrieg im Juli 2006 nach sich zogen. Zu diesem Zeitpunkt war die „Roadmap“ quasi schon gestorben, und es begann sich alles eher um den Iran und dessen Atompläne sowie die Hisbollah zu drehen (u. a. wurde gemunkelt, der Libanonkrieg sei ein Testfall gewesen). Das Ergebnis war, das Bush in der letzten Phase seiner Amtszeit hauptsächlich vor dem Iran warnte, gegen einen beispiellosen Vertrauens- und Ansehensverfall ankämpfte und zuhause als „lahme Ente“ angesehen wurde und versuchte, gegen den Obama-Hype halbwegs einen Nachfolger mit aufzubauen (was diese aber eher dankend ablehnten). Und schließlich kam auch noch der Finanzcrash. Und als 2008 die Sache für Bush dann de facto gelaufen war, merkte Ehud Olmert sogar an, dass die „Roadmap“ eigentlich von beiden Seiten (auch von Israel aus, wie er sagte) nicht richtig eingehalten worden war und Versprechen nicht eingelöst worden sind.

Und bekanntermaßen folgte dann 2008 ein Jahr des Terrors, der erst nach „Cast Lead“ wieder etwas abflaute. Aus den USA kam dabei nicht viel, die Israelis selbst erledigten die Sache.

Fazit: Bush hat am Anfang sich gar nicht gekümmert, dann kurz eine Idee angestoßen, dann diese wieder zugunsten anderer Pläne aufgegeben und die Sache sich selbst überlassen und schließlich nur noch zugeschaut, bzw. die Angelegenheit an Obama weitergereicht, der in mehrfacher Hinsicht einen Trümmerhaufen vor sich hat und in diesem herumstochert. Verantwortlich machen für den jetzigen Zwischenfall kann man ihn aber indessen nicht.

Schneemann.
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