Langlebige Staaten
#4
Das Stichwort Venedig, d. h. die Handelsgroßmacht mit unzusammenhängendem Territorium, würde es auch erlauben, die Hanse aufzunehmen. Ein Städtebund ohne allzu großen Festlands-Rückhalt, der fast 350 Jahre den Ostsee- und teils den Nordsee-Handel mitprägte, ja teils dominierte und der z. B. auch - während seiner Hochphase - die dänischen Könige bestätigen konnte und fast alle Ostsee-Anrainer das Fürchten lehrte, der Niederlassungen von Nowgorod über Malmö bis London und Antwerpen besaß.

Quintus Fabius schrieb:
Zitat:Warum existierten bestimmte Staaten im Gegensatz zu allen anderen über gewaltige Zeiträume hinweg? Was waren die Gründe? Was machte diese Staaten so erfolgreich? Warum hielten sie sich?
Die Fragen sind nicht einfach zu beantworten. Zunächst müsste man eingrenzen, was mit "lange" gemeint ist. Genau genommen hielt sie ja auch Byzanz nicht sehr lange, wenn man bedenkt, dass das Reich sher viele kritische Phasen durchlief, einerseits die Machtausdehnung ab dem 6. Jhd., dann der Höhepunkt im Jahre 1000 (Höhepunkt der maritimen Macht, zugleich Niederwerfung der Bulgaren 1019), dann aber der ständige Verlust von Gebiet bis zum Untergang. Und der Untergang ist einerseits durch die Kreuzzüge verhindert worden (nach dem Hilferuf Alexios' an das lateinische Abendland und dem darauf folgenden 1. Kreuzzug), andererseits sorgten sie dafür, dass die Orthodoxie in Byzanz zeitweilig unterbrochen wurde (1204 - 1261, nach Einahme der Stadt durch die Kreuzritter, die dort ein lateinisch-päpstliches Regime errichteten), weswegen man nicht von einem homogenen Glaubensgebilde sprechen kann. Genau genommen war insofern Byzanz 1204 am Ende...

Aber zu den Fragen:

1.) Grob würde ich sagen, dass i. d. T. eine homogene Glaubenstruktur, auch ein Pantheon (Ägypten), eine lange Existenzzeit sichern kann. Allerdings hat die Theorie auch Schwächen, da etwa die Ägypter ein eigenes Pantheon hatten, aber auch die Römer oder Griechen, deren Reiche unterschiedlich lange Bestand hatten.

2.) Die Ausdehnung sollte nicht zu groß sein, große Reiche (Alexander-Reich, Mongolen-Reich) zerfallen häufig recht rasch, etwa nach dem Tode eines bestimmenden Regenten, sei es durch die Verteilung des "Staats"-Gebietes über eine zu große Distanz, sei es durch Diadochen-Kämpfe.

3.) Lange Kriege schwächen Reiche nachhaltig, auch wenn zeitweiliger Gewinn zu erkennen ist und dies scheinbar eine Stärkung bedeutet, etwa beim römischen Reich. D. h. eine relative Friedfertigkeit kann helfen, den Kern eines Reiches und seine Zivilisation zu erhalten (etwa beim altägyptischen Reich, von der Thutmosiden-Epoche und einigen Umbruchszeiten abgesehen).

4.) Es muss zumindest eine kulturelle Basis hinsichtlich Seßhaftigkeit vorhanden sein, ansonsten assimilieren sich Reiche schnell mit der Kultur unterworfener Völker und gehen in diesen auf, etwa die Hunnen oder auch diverse germanische Stämme.

Schneemann.
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