Rüstungsprojekte Bundeswehr 2010
#24
Zu Afghanistan habe ich ja eine Verknüpfung erstellt wo wir weiter speziell darüber diskutieren können. Daher halte ich es hier mal allgemein in Bezug auf die Strategie den schlußendlich ist die Frage der Rüstungsprojekte eine Frage der Strategie.

Zitat:Natürlich kann man auch mit konventionellen Streitkräften in asymmetrischen Konflikten bestehen, allerdings zu welchen Kosten.

Zu geringeren Kosten. Im Assymetrischen Krieg ist es das Ziel des Feindes, die Kosten für den Krieg möglichst hoch zu treiben bzw den Krieg eben nicht enden zu lassen.

Wenn wir den Kampf verweigern, dann führt das dazu, daß sich das Kriegsziel des Feindes, nicht zu verlieren und den Krieg nicht enden zu lassen von selber erfüllt. Daher dauert der Krieg viel länger und kostet daher langfristig mehr.

Wenn man im Assymetrischen Krieg siegen will benötigt man primär eine funktionierende politische Lösung. Das gilt aber für jeden Krieg, auch für den konventionellen. Hat man keine funktionierende Lösung, dann verwandelt sich ja jeder konventionelle Krieg automatisch in einen assymetrischen Krieg.

Es gibt diese klare Trennung von Konventionell und Assymetrisch in Wahrheit gar nicht.

Wenn man also siegen will, braucht man in jedem Fall Vorher eine Lösung und dann muß man Angreifen, Offensiv vorgehen und diese Lösung offensiv durchsetzen. Und das geschieht ganz konventionell, man jagt den Gegner und tötet ihn. Dies ist notwendig um zu siegen und den Krieg zu beenden.

Wenn der Krieg aber länger dauert als geplant, dann hat man etwas falsch gemacht und dann macht es keinen Sinn die Sache von sich aus weiter fortzusetzen. Dann braucht man keine gepanzerten Transporter sondern man muß abziehen.

Zitat:Der Sinn hinter den GFFs ist es ja auch moderne, europäische, konventionelle Streitkräfte an die Erfordernisse asymmetrischer Konflikte anpassen, die diese an unsere Gesellschaft stellen.

Das ist eben der Fehler, die Verallgemeinerung von Umständen die sich eigentlich nur ganz speziell aus den zur Zeit laufenden ganz speziellen Einsätzen ergeben.

Nicht Assymetrische Konflikte an sich stellen diese Anforderungen an unsere Gesellschaft, sondern nur und ausschließlich dieser Einsatz.

Eine absolute Mehrheit der Bevölkerung lehnt diesen Einsatz grundsätzlich ab. Die Anforderungen die du meinst ergeben sich aus dieser Ablehnung.

Ist es ernsthaft deine Ansicht, daß man die Bewaffnung einer Armee nach der grundsätzlichen Ablehnung eines Einsatzes ausrichten sollte?!

Diese Ablehnung wird sich auch mit weniger Verlusten und mit gepanzerten Transportern nicht ändern. Sie wird noch weiter steigen.

Wir können doch die Bewaffnung unserer Armee nicht von der Ablehnung eines Einsatzes abhängig machen?!

Zitat:Daher ist es wichtig auch den Nicht-Kampftruppen entsprechenden Schutz zu geben, in rein konventionellen Streitkräften wär dies hingegen reiner Luxus, da diese Verbände oder Einheiten zumeist nicht von Kalaschnikow schwingenden und Bomben legenden Aufständischen angegriffen werden würden, sondern von Kampfflugzeugen oder Artillerie, dann würde ihnen auch der beste Minen- oder RPG-Schutz nichts bringen.

Wo bewegen sich Nicht-Kampftruppen der Bundeswehr in Afghanistan?! Die Antwort ist: vom Flughafen ins Lager und retour, das war meistens schon alles. Die von dir genannten geschützten Fahrzeuge werden in Afghanistan nur sehr wenig von den Nicht-Kampftruppen verwendet, sondern primär von den Kampftruppen selbst.

Und für was verwenden die Kampftruppen diese Fahrzeuge? Um sinnfrei Patrouille zu fahren (und dies auch nur noch in der Nähe der Stützpunkte), und sich regelmäßig beschießen zu lassen...

Darüber hinaus kann es auch im konventionellen Krieg zu Partisanenkämpfen in bereits eroberten Gebieten kommen und dazu kommt es auch immer wieder. Sei es an der Ostfront im Zweiten Weltkrieg oder im Irakkrieg heute. Es gibt diese Trennung zwischen konventionell und assymetrisch nicht. Krieg ist Krieg.

Die Logistikette zu sichern, den Nachschub und Konvois zu sichern gelingt aber nicht mit Panzerung am besten. Den das ist im Endeffekt schon fast die Kapitulation vor dem assymetrischen Gegner da man damit diesem dessen Kriegsziel von selbst erfüllt. Wenn wir uns Panzern weil wir die Nachschubwege nicht kontrollieren, dann bedeutet das: das wir diese Wege nicht kontrollieren, also am Verlieren sind.

Nachschubwege kontrolliert man, indem man sie ausschließlich für die Benutzung militärischer Fahrzeuge sperrt und sichert. Dies geschieht durch Ketten von Stützpunkten, Wehrdörfern, Verbündeten, Straßensperren etc. Einfach gesagt: Durch die Kontrolle von Terrain.

Das strategische Problem das wir haben ist, daß wir nicht mehr genügend Mannkraft haben, um Gebiete zu kontrollieren.

Nur weil wir Gebiete nicht mehr kontrollieren können (und wollen), sind diese vom Feind besetzt oder paralell besetzt und wir werden derart massiv angegriffen. In einem kontrollierten Terrain sinkt die Zahl der Angriffe so weit ab, daß die Kosten des Panzerschutz größer werden als die Kosten der Verluste die man durch die verbliebenen Angriffe erleidet.

Gerade aber im Assymetrischen Krieg ist es entscheidend, daß Terrain zu kontrollieren. Wenn wir das nicht können, dann können wir nie siegen, dann müssen wir abziehen. Die Kontrolle des Terrains, die Beherrschung von Gebieten die vom Feind freigekämpft wurden ist der entscheidende Punkt im Assymetrischen Krieg.

Wir sollten daher nicht auf Panzerung setzen, sondern auf mehr Infanterie und auf die Kontrolle eines Gebietes. Wenn wir das nicht können, dann können wir gar nicht siegen.

Was wir daher brauchen ist viel mehr Infanterie die auch zu längeren Operationen mit Nachschublücken oder mangelnder Versorgung befähigt ist. Gerade im laufenden Einsatz wäre das entscheidend.

Gerade da brauchen wir keine gepanzerten Fahrzeuge, sondern Infanterie: Gebirgsjäger, Scharfschützen und Sondereinheiten, insbesondere Bodenaufklärungseinheiten. Wir bräuchten zum Beispiel viel mehr Fernspäher und müssten diese auch einsetzen.

Zusammengefasst: Zur Sicherung der Nicht-Kampftruppen und zur Sicherung der Nachschubwege brauchen wir keine gepanzerten Transporter sondern viel mehr Infanterie die das Land sichert und besetzt hält.

Für Afghanistan wäre hier ein Konzept wie das des Marine Corps in Vietnam am besten geeignet, also das Konzept der Combined Action Platoons. Das CAP Programm der Marines ließe sich insbesondere im Norden sehr gut umsetzen und könnte mit dem Aufbau von Wehrdörfern kombiniert werden.

Wir brauchen keine gepanzerten Transporter, wir bräuchten eben eine ganz andere Strategie!

Zitat:Verluste werden von dieser nunmal kaum akzeptiert und können auch dazu führen, dass die Unterstützung für den Einsatz schwindet.

Es gibt keine Unterstützung für diesen Einsatz und es gab nie eine. Und nur deshalb werden Verluste nicht akzeptiert und das zu recht. Es wird immer fälschlicherweise behauptet, unser Volk oder die Europäer etc würden keine Verluste mehr aushalten. Das stimmt nur in Bezug auf den derzeitigen Einsatz. Es stimmt nicht grundsätzlich.

Die Bevölkerung ist hier im übrigen wesentlich klüger als unsere Regierung. Ginge es nach der absoluten Mehrheit der Deutschen, würde die Bundeswehr innerhalb weniger Wochen abziehen.

Nicht weil es Verluste gab oder gibt, sondern weil selbst der dümmste weiß, daß dieser Einsatz nur Schwachsinn ist.

Dein Fehler ist meiner Meinung nach, daß du den Einsatz einfach als Axiom in den Raum stellst, und eher die Rüstung der Ablehnung des Einsatzes anpasst als den Einsatz selbst zu hinterfragen.

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