Sind Kriege unausweichlich?
#2
Nachdem man geboren ist, gibt es nur ein einziges, letztendliches "Muss": Dass man irgendwann sterben muss, je nachdem "früher" oder "später". Meinetwegen kann man zu dem "Muss" nun auch gerne die Befriedigung primärer biologischer Bedürfnisse dazurechnen, die zur Aufrechterhaltung der biologischen Grundfunktionen notwendig sind.

Der ganze Rest ist letztlich soziale-politische-gesellschaftliche-historische Konstruktion und Setzung, irgendwo zwischen Prozessdynamik, fehlgeleiteten und zielgerichteten Intentionen und Handlungen, Wahrnehmungsdefiziten und Selektivität.

Krieg als Phänomen ist letztlich auch nur eines dieser Phänomene, eine Konstruktion und Setzung aus menschlichen und gesellschaftlichen Handlungen heraus. Kein "Muss", aber eben ein "Kann", ein "Kann", das recht häufig in der Menschenheitsgeschichte ausgewendet wurde.
Nicht mehr, nicht weniger.

Ich würde dem Krieg keine Unabwendbarkeit bescheinigen wollen. Aber muss man auch eingestehen, dass die Abwendbarkeit von Kriegen auch eine hoch voraussetzungsvolle Angelegenheit ist.

Will heißen: Die Umstände müssen sehr günstig stehen für eine kriegsfreie Zeit, für die längerfristige Abwesenheit von Krieg. Dass tatsächlich mal eine kriegsfreie Welt geschaffen werden kann, würde ich nicht unbedingt negieren, aber die Wahrscheinlichkeit würde ich eher mal auf absehbare Zeit als gering einstufen.

Letztlich ist aber alles eine Frage der Umstände: Wahrnehmungen der Akteure; innen- und außenpolitische Machtkonstellationen; Kosten-Nutzen-Kalkulationen, die Akteure subjektiv anstellen; politische Kultur in beiden potenziellen Kriegsparteien; politische, wirtschaftliche, soziale und Ressourcenstruktur usw. All diese (teilweise sich kategoriell überschneidenen) Faktoren müssen entsprechend zusammenspielen, um entweder einen Krieg zu entfachen oder ihn zu verhindern im Rahmen eines sich entwickelnden Konflikts zwischen zwei Reichen/Staaten.
Ist letztlich eine Einzelfallfrage. Ich kann mit meinem theoretischen und historischen Wissen aber weder die zeitlose Dauerexistenz von Krieg, noch die zukunftsoptimistische Hoffnung auf die Abschaffung des Krieges voll teilen. Je nach Region und Umständen werden Frieden und Krieg sich abwechseln, für eine längere Zeit verschwinden, verstärkt auftreten...
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema

Gehe zu: