Die Normannen
#8
Allein schon die Geschichte wie die Normannen in Süditalien erstmals wirklich Fuß fassten, ist phänotypisch für das Italonormannnische Volkswesen. Die Normannen waren schon etliche Jahre in Süditalien als Söldner, Räuber und Plagegeister unterwegs gewesen, besassen aber keinerlei Land, keine festen Stellungen, keine Burgen usw, und trieben von einer Ecke des Landes in die nächste.

Das änderte sich 1030, als dann erstmals eine Gruppe von Normannen in den Besitz einer kleinen Stadt, einiger Burgen und des darum liegenden Landes kam.

Ein lombardischer Warlord namens Pandulf, hatte sich die Schwäche der Byzantiner zunutze gemacht, und die Stadt Neapel 1027 oder 1028 durch den Verrat einiger normannischer Söldner im Dienste von Byzanz eingenommen. Unter diesen befand sich ein Normanne namens Rainulf der mit seiner Truppe dann in die Dienste von Pandulf trat. Der bisherige Herr der Stadt, Sergius floh nach Amalfi, einen Stadtstaat der offiziell noch Byzanz unterstellt war, de facto aber eine unabhängige Seerepublik bildete. Die Normannischen Söldner im Dienste von Pandulf plünderten derweilen die Bevölkerung von Neapel derart aus, und behandelten die Einheimischen derart extrem schlecht, dass Pandulf allgemein verhasst wurde. Amalfi und Sergius nahmen darauf hin Verhandlungen mit Rainulf als Führer der Normannen auf, und dieser erklärte sich bereit überzulaufen, wenn Sergius ihm seine Schwester zur Frau geben würde (die sehr jung und wunderschön war), und wenn die Normannen die Stadt Aversa als Eigentum erhielten. Durch die Heirat wurde Rainulf zugleich ein Mitglied der süditalienischen Aristokratie.

Nachdem Rainulf Aversa gesichert und als erstes seine Befestigungsanlagen so weit wie möglich ausgebaut hatte, griff er das Kloster Monte Cassino an und plünderte den Besitz von Sergius. Er begründete dies damit, Geld für seine Truppen für den bevorstehenden Kampf gegen Pandulf zu benötigen. Statt aber dann wie verabredet gegen Pandulf zu ziehen, ließ Rainulf seine Frau ermorden, und lief zu Pandulf über. Er heiratete dann die Nichte von Pandulf, während der Bruder von Pandulf (Rainulfs Schwiegervater also) mit normannischer Hilfe vorübergehend Amalfi einnahm. Die Normannen plünderten die Stadt aus, verrieten aber dann den besagten Schwiegervater und traten in die Dienste Amalfis.

Auf Anstiftung der Normannen (Bestechungsgelder waren ja jetzt reichlich vorhanden) rebellierte dann die Stadt Sorrent gegen Pandulf, und wurde mit normannischer Unterstützung zu einem unabhängingen Stadtstaat wobei Rainulf dann den Vermittler zwischen Pandulf und der Stadt Sorrent spielte. Einige Zeit später nahmen die Normannen dann Sorrent durch Verrat ein und zerstörten die Stadt weitgehend.

Als nächstes, vermutlich 1034 legten die Normannen den Erzbischof von Capua in Ketten und schoben die Schuld als sich dadurch eine allgemeine Empörung erhob Pandulf in die Schuhe. Im weiteren plünderten die Normannen und Pandulf mithilfe anderer normannischer Söldner das Gebiet des Klosters Monte Cassino bis zum geht nicht mehr aus. Der Abt von Monte Cassino, Theobald bat um Verhandlungen, und wurde bei diesen von den Normannen gefangen genommen, gefoltert und eingesperrt, obwohl sie ihm freies Geleit und Sicherheit zugebilligt hatten. Die gesamten Klosterschätze wurden von den verbliebenen Mönchen darauf hin nach Capua evakuiert, wo Pandulf herrschte, weil dieser den Mönchen als weniger schlimm erschien als die Normannen. Die Normannen stahlen derweilen den gesamten Meßwein des Klosters und ließen die Mönche zur Strafe absichtlich hungern.

Inzwischen hatte sich in der Stadt Salerno ein junger Fürst namens Gaimar oder Waimar an die Macht gekämpft. 1036 wurde seine Nichte durch Pandulf vergewaltigt, was das Faß zum überlaufen brachte. Es kam zum allgemeinen Aufstand fast aller Küstenstädte gegen Pandulf. Die Normannen liefen darauf hin geschlossen zu Gaimar über und traten in dessen Dienste. Rainulf ging um seinen guten Willen zu zeigen sofort und mit äußerster Härte gegen seinen Schwiegervater vor. Pandulf schenke darauf hin große Teile seines Landes und die Länderreien des Klosters Monte Cassino (die ihm gar nicht gehörten) anderen normannischen Söldern die von den Kämpfen angezogen worden waren. Diese traten darauf hin in seine Dienste. Da nun Normannen auf beiden Seiten kämpften, trafen sich diese zu Geheimverhandlungen mit dem Ziel, den Krieg mit möglichst geringen eigenen Verlusten möglichst lange in die Länge zu ziehen, damit der Sold den beide Seiten erhielten länger bezogen werden konnte. Die Normannen beider Seiten hintertrieben daher in gegenseitiger Absprache jeden militärischen Erfolg einer der beiden Konfliktparteien.

1038 änderte sich die Lage aber entscheidend, als der deutsche Kaiser, Konrad der II mit einem Heer nach Italien zog, um dort die Ordnung wieder herzustellen. Die Mönche von Monte Cassino waren bis nach Deutschland gezogen und hatten Konrad ihr Leid geklagt und dieser zog darauf hin empört als erstes nach Monte Cassino. Die Normannen dort liefen sofort zu ihm über, wodurch Pandulf seine Truppen verlor. Pandulf floh daher nach Konstantinopel, wo er jedoch auf Betreiben Rainulfs, der dafür erhebliche Bestechungsgelder nach Byzanz gesandt hatte sofort festgenommen und eingesperrt wurde. Da Rainulf ihn eventuell später noch brauchen konnte, war der wichtigste Teil der Abmachung, dass Pandulf gut behandelt werden solle, damit er am Leben bleibe. Tatsächlich wurde Pandulf viele Jahre später freigelassen um neues Unheil zu stiften.

Rainulf schaffte es, die ganzen Gräuel gegenüber dem Kloster Monte Cassino Pandulf in die Schuhe zu schieben. Konrad der II bestätigte darauf hin den Besitz von Rainulf in Aversa und verlieh im den Titel eines Grafen von Aversa. Gamiar wurde durch den Kaiser zum Fürsten von Capua und Salerno ernannt. Dann zog Konrad über die Alpen zurück nach Deutschland. Die Normannen fielen darauf hin sofort über die Ländereien von Capua her und plünderten diese aus. Sie entschuldigten sich bei Gaimar dafür mit der Erklärung, dass sie die Neuankömmlinge ihres Volkes nicht unter Kontrolle hätten (was sogar stimmen kann) und verlangten und erhielten darauf hin von Gaimar Geldzahlungen und den Auftrag alle Neuankömmlinge in der normannischen Armee von Aversa in Sold zu nehmen und zu binden. Dadurch stieg die militärische Macht von Aversa rasant an.

Und so ging das ununterbrochen weiter, und beschränkte sich bald nicht mehr auf Aversa.
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