Global Trends 2025 (Studie)
#26
Ich frage mich, inwieweit diese Studie mit dem Eintreffen der Finanzkrise noch Gültigkeit hat. Ich bin ziemlich sicher darin, das durch die Finanzkrise nicht nur die USA, sondern auch China und Russland deutlich an Stärke verlieren werden. Im Fall von China halte ich es durchaus für möglich, das es zu einem größeren Aufstand – so etwas hat in China durchaus Tradition, man erinnere sich z.B. an die „Gelben Turbane“ - und einer Spaltung dieses Staates kommt.
Der in der Studie gemachten Aussage, das Brasilien an Einfluss gewinnen wird, stimme ich zu, bin aber erstaunt darüber, das Indonesien, der Iran und die Türkei an Stärke gewinnen könnten.
Gewiss, Indonesien ist rohstoffreich und hat eine sehr große Bevölkerung – aber mehr auch nicht, was Global Trends 2025 auch indirekt zugibt. So kommt etwa wenig vom Rohstoffreichtum bei der Bevölkerung an, die zudem unter tribalistischen Spannungen leidet. Vielerorts sieht man sich durch die Javaner besetzt, und die Ansiedlung von Transmigrasi verbessert die Einstellung nicht.
Der Iran könnte in der Tat an Einfluss gewinnen – vor allem, wenn sich die USA auf Afghanistan und dem Irak zurückziehen müssten und der Iran, womöglich auch militärisch, das dort entstehende Machtvakuum ausfüllen würden. Allerdings stehen besonders die arabischen Nachbarstaaten des Iran diesem nicht positiv gegenüber...
Übrigens stimme ich bezüglich des Iran mit der Aussage von Global Trends 2025 überein, nach der eine Fähigkeit des Iran zum Bau von Atomwaffen eine weitere Destabilisierung der Golfregion zur Folge haben könnte.
Im Fall der Türkei hingegen könnten interne Schwierigkeiten und Spannungen mit Russland – der jüngste Krieg zwischen Georgien und Russland hat auch die Türkei alarmiert – viele wirtschaftliche Erfolg zunichte machen.


@revan
Zitat:Aus Zivilisatorischer Sicht ist es aber durchaus der Fahl die USA ist das Leuchtfeuer der Westlichen Zivilisation so wie es Rom auch war,

Sieh an, sieh an, der US-amerikanische Nationalist.
Die Erklärung der Menschenrechte wurde nicht in den USA, sondern im revolutionären Frankreich geschaffen. Frankreich wäre auch in vieler anderer Hinsicht ein Kandidat für den Titel „Leuchtfeuer der Westlichen Zivilisation“.
Aber: Wie kann man nur seine Nation zum „Leuchtfeuer der Westlichen Zivilisation“ erklären? Ist das nicht unglaublich vermessen? Ich käme nicht mal im Traum auf die Idee – schon weil ich weiss, das jede Nation, einschließlich natürlich meiner Heimatnation, helle UND dunkle Punkte hat.


Zitat:Daher befürchte ich einen ähnlichen Effekt für die Welt wie es der Zerfall des Römischen Reiches auslöste und zwar eine Periode der Dunkelheit.

Gerade diese Periode der Dunkelheit hat Europa groß gemacht.
In der damals herrschenden Anarchie standen sich Kirche und Staat oft genug feindlich gegenüber – genug Herrscher sind exkommuniziert worden - die Kaiser und Könige konnten nie ihre Fürsten in die Knie zwingen, und die freien Städte waren bald mächtig genug, sich sowohl Fürsten wie Rittern zu widersetzen.


Zitat:Hier, kann ich dir nicht zustimmen das Gegenteil ist der Fahl die jetzige Welt ist selbst mit denn USA in Chaos.

Die USA sind daran aber auch nicht so ganz unschuldig. Würde etwa der Iran von den Mullahkraten regiert werden, wenn sich die USA dort nicht eingemischt hätten? Imho wohl kaum.


Zitat:Das Problem besteht darin das keine Macht die USA ersetzen kann

Wieso denn nicht? China, Indien, Russland, Südafrika und andere verfügen ebenfalls über sehr viel Potential, schon mit Blick auf ihre Rohstoffvorräte...
Nebenbei bemerkt: Kommt da nicht wieder der US-Nationalist heraus?


Zitat:Rom erstarrte da es sich zu einen absolutistischen totalitären Staat endwickelte und aufgrund der Langen Friedenszeit der PAX Augusta den Druck aggressiver primitiver Barbarischer Völker nicht mehr standhalten konnte.

Rom erstarrte wohl eher aufgrund innenpolitischer Probleme. Hierzu gehören etwa die mangelnde politische Stabilität – Kaiser ließen sich meist von ihren Legionen einsetzen und wurden ziemlich rasch von diesen wieder eliminiert – und soziale Probleme.
Die barbarischen Völker waren übrigens selbst nicht unbedingt primitiv. Gerade die Hunnen stellt man sich gerne als anarchische Reiterhorde vor, doch sie waren sehr gut organisiert, so herrschte an ihrem Königshof ein strenges Zeremoniell, und Würdenträger wurden aufgrund ihrer Fähigkeiten und ohne Rücksicht auf ihre Herkunft ausgewählt. Einer der engsten Berater von Atilla war etwa der König der Gepiden.


Zitat:Wie Zivilisierter eine Gesellschaft wird um so mehr verliert es die Fähigkeit sich gegen primitive Völker durchzusetzen wenigstens war das so zu Zeiten als man noch mit Schwert und Speer kämpfte.

Deiner Logik nach müsste Europa schon längst von den Arabern oder Russen – diese siehst du ja als primitiv an – und die arabische Welt von den Schwarzafrikanern überrannt worden sein.


Zitat:Mit Wissen ist gemeint, dass selbst Antizivilisatorische Gruppierungen oder Staaten die Fähigkeit bekommen Atomwaffne herzustellen. Der Iran, Pakistan und Nord Korea sind nur die Jüngsten Beispiele dafür. Wie mehr Abschaum um es mal provokant auszudrücken die Bombe bekommt um so höher ist die Wahrscheinlichkeit das sie eingesetzt wird.

Aber wollen sie sich die Atombombe beschaffen bzw. haben sie sich bereits beschafft?


@Thomas Wach

Zitat:So oder so, in ein postmodernes, supranantionales Europa passt keine deutsche Großmacht mehr.

Global Trends 2025 sagt hier etwas anderes, wenn auch wieder indirekt, und warnt davor, das die EU durch „internal bickerings“ und nationale Agendas an Einfluss verlieren kann.


Zitat:Da muss man auf ein supranationales Europa setzen.

Ich habe lieber weniger Einfluss statt weniger Selbstständigkeit.
Btw.: Was ist denn mit supranantionalen Staaten wie Jugoslawien passiert?
Der Mensch versucht – auch im Fall der EU – sich den Himmel zu schaffen. Gewiss, so ein Himmel ist nie für jeden, aber dennoch wird dabei immer die Hölle herauskommen.
Die Schaffung supranantionaler Identitäten – aber auch extremer Nationalismus – ist wieder so ein Versuch, den Himmel zu schaffen.

Nella tentazione
Cercando la gloria
Il prezzoda pagare
E'la caduta del 'umo


In Versuchung geführt
auf der Suche nach Ruhm
Ist der Preis den wir bezahlen
der Untergang des Menschen


@Quintus Fabius

Zitat:Wir sind keine Mittelmacht. Wir sind die immerhing 4 Stärkste Wirtschaftsmacht der Welt

Es stellt sich die Frage, wie sich ein Verfall der EU – wie er auch in Global Trends 2025 auf Seite 32 dargestellt wird – auf Deutschland und seine Wirtschaftsmacht auswirken wird.


Zwei weitere Punkte von dir passen meiner Meinung nach hier
<!-- l --><a class="postlink-local" href="http://forum-sicherheitspolitik.org/viewtopic.php?p=114379#114379">viewtopic.php?p=114379#114379</a><!-- l -->
besser hinein, und ich gehe dort auch auf sie ein.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema

Gehe zu: