(Zweiter Weltkrieg) Die rote Armee
#18
Quintus Fabius schrieb:
Zitat: Durch die Brandbomben der Amerikaner sind in Japan übrigens noch viel mehr Menschen umgekommen als durch die Atombomben.

Bei der Bombardierung von Tokyo sind mehr japanische Zivilisten verbrannt als in Hiroshima.
Ersterer Punkt ist falsch. In Japan starben ca. 560.000 Zivilisten während des Zweiten Weltkrieges. Alleine die Atomangriffe forderten aber mehr als 150.000 Tote (dabei sind die Toten durch Strahlungsschäden nach dem Krieg nicht mit einbezogen). Durch Hunger, Selbstmord, Krankheiten, Vertreibungen etc. starben weitere ca. 250.000. Es ist nicht so gut bei uns bekannt, aber alleine in Japan verhungerten während des Krieges fast 180.000 Menschen (auch bedingt durch die Operation Starvation, bei der die Amerikaner die Küstenwege verminten). Die Zahl der Toten durch die konventionellen Luftangriffe schwanken um die 120.000 (bis max. 140.000).

Und auch die zweite Behauptung ist nicht ganz gesichert. Die Zahl der Opfer bei den Feuerangriffen in Tokio schwankt, etwa zwischen 90.000 und 100.000. Bei Hiroshima finden sich Zahlen in der gleichen Größenordnung. Bei Wikipedia steht sogar was von 200.000, aber das halte wiederum ich für arg überzogen.

...und...
Zitat: Es gab von Seiten der sowjetischen Luftwaffe keine solchen Strategischen Bombardierungen. Obwohl man das zum Kriegsende hin durchaus gekonnt hätte. Warum hat die Rote Armee dies aber nicht getan?
Weil man es nicht konnte und auch nicht wollte. Die sowjetische Luftwaffe sah ihre Stärke und ihr Ziel in der unmittelbaren Nahunterstützung der Bodentruppen, ein Aspekt übrigens, den man von den Deutschen übernommen hatte. Strategische Bombardierungen waren fast nie ein Thema (von dem halbgaren Pe-8-Projekt und einigen Fernflügen mit einer handvoll Maschinen mal abgesehen), da man sie als schlicht nicht notwendig ansah, schließlich lag die Front eh im eigenen Land, und da reichten auch mittlere Bomber als stärkste Bombenträger völlig aus.

...und...
Zitat: Die waren schlecht versorgt. Das Hilfslieferungen ankamen heißt nicht, daß die katastrophale Lage bei der Versorgung besser geworden wäre. Nur in Bezug auf Waffen bei einigen Abschnitten wurde es besser. In Bezug auf Lebensmittel und Medizinische Versorgung blieb die Lage bis Mitte 44 katastrophal.
Damit wären wir bei einem – immer noch umstrittenen – Thema, inwieweit der Sieg der Roten Armee von den Westalliierten mitermöglicht worden ist. Wir haben das hier übrigens auch schon besprochen – ohne direktes Ergebnis. Fakt ist aber, dass ab 1943 die Masse der Kleidung, Stiefel und Nahrung der Sowjetsoldaten aus westalliierten Beständen stammte. Halbwegs eine Eigenversorgung der Rotarmisten fand nur bei Fisch und teils bei Korn statt (ca. 90, bzw. 45%). Der Rest, bis hin zu Corned Beef-Packungen, kam aus dem Westen – und war ab 1943 weitestgehend da. Ich will jetzt NICHT sagen, dass es nicht irgendwo noch russische Einheiten gegeben hat, die keinen Hunger litten, aber grundlegend war die Situation 1943 eine um ein Vielfaches bessere als 1941/42.

...und...
Zitat: Das sind Zahlen der Westpropaganda, zum Teil sogar noch direkt von den Nazis her geschürte Phantasien die dann in der BRD und von den Amis begierig aufgenommen worden sind.

Es können schon aus ganz einfachen mathematischen Gründen keine 1,3 Mio Frauen gewesen sein. Die Zahlen der Flüchtlinge und die Bevölkerungszahlen geben gar nicht so viele Frauen her.
Zunächst: Quintus, sorry, aber jetzt schreibst du Mist! Es können gar keine Zahlen der Westpropaganda sein, weil das Thema bis zum Ende des Kalten Krieges ein weitestgehend verschwiegenes war. Im Deutschland der Adenauer-Zeit, und auch danach, war das Thema tabu, ja es wurde geheimgehalten, weil es ein Unding war, wenn man etwas mit einem Russen gehabt hatte, Frauen schämten sich, verschwiegen ihr Schicksal; Kinder aus solchen Vergewaltigungen wurden ebenso totgeschwiegen (auch in der DDR, weil da die Russen eh sozialistische Waffenbrüder und Freunde waren; Meldungen über Verbrechen wurden rigoros unterdrückt). Kurz: Es wurde so gut wie nicht bekannt/bekannt gemacht. Im Rahmen der Verdrängung der Hitler-Zeit gab es in der konservativ-spießigen Ära Adenauer auch eine Verdrängung des Sachverhaltes der Deutschen in einer Opferposition (schließlich waren wir ja ab 1954 wieder wer). Und den Westalliierten war die Sache weitestgehend unbekannt. Man wusste zwar von Verbrechen im Osten, beließ es aber bei dem vagen Wissen, auch weil man selbst keine genauen Daten hatte. Auch wusste man, dass man den Umsiedlungen in der Nachkriegszeit zugestimmt hatte und wollte deshalb den neuen NATO-Staat BRD im Rahmen des Kalten Krieges nicht mit eigenen Mitverantwortungen an solchen Vorkommnissen verstimmen. Es landete unter dem Teppich...

Erst nach Ende des Kalten Krieges, auch als man teils Einblick in russische Archive bekam, wurde das Thema interessanter. Genau genommen, auch erst seit die Deutschen als Opfer betrachtet werden und Filme über die Wilhelm Gustloff oder Dresden Konjunktur haben, wird das Thema erst seit ca. 10 – 15 Jahren nach und nach richtig erfasst.

Zum zweiten Punkt: Das ist nun arg daneben. Es flohen aus den deutschen Ostgebieten sehr wohl so viele Menschen, dass es 1,3 Millionen vergewaltige Frauen hat geben können. Alleine aus Ostpreußen flohen ca. 2 Mio. Menschen, die Gesamtzahl der Flüchtlinge schwankt zwischen 11 und 14 Millionen. Geht man davon aus, dass die Masse der Flüchtenden Frauen waren und/oder Kinder/Alte, so erscheint die Zahl schon möglich.

...und...
Zitat: In Polen wurden sehr viele polnische Offiziere ermordet (Katyn) und auch viele Polnische Patrioten/Wiederständler/Beamte, aber das waren alles normale Aktionen um die Herrschaft durchzusetzen. Es gab keine massenhafte Vergewaltigung in Polen durch die Rote Armee, weder 39 noch 44/45. Diese Lügen sind von der Polnischen Exilregierung in London erstmals in die Welt gesetzt worden und dann wiederum von den Amis im Kalten Krieg benutzt worden.

Wie sehr all diese Dinge in Polen hin und her gelogen wurden zeigt insbesondere Katyn, daß man dann ja erstmal den Deutschen in die Schuhe geschoben hat weil das zunächst praktischer war.
Das bestätigt jedes Buch, welches ich zu dem Thema habe. ABER: Es findet sich auch erst in den neueren Ausgaben (ca. ab 2000), d. h. von der polnischen Exilregierung können die Zahlen nicht stammen, sonst gäbe es sie schon länger. Auch der Vorwurf der Westpropaganda im Kalten Krieg greift nicht mehr, da wir im Jahre 2000 keinen Kalten Krieg mehr hatten. Das sind also Zahlen, die erst aufgrund neuerer Forschungen zu dem Thema zustande gekommen sind.

Schneemann.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema

Gehe zu: