(Zweiter Weltkrieg) Schlachtschiff Bismarck
#20
@Nasenbaer

Zitat: Gerade weil die Plannung für die Bismarck erst unter Hitler ernsthaft begann, beruht sie auf einem Design des WK I. Da der Entwurf schnell gehen mußte, orientierte man sich am besten Plan, den man fertig in der Schublade hatte, anstatt komplett von vorne anzufangen.
In puncto Modernität kann man meines Erachtens nicht wirklich ein Versäumnis erkennen. Die Bismarck-Klasse wurde ab 1932 in Vorentwürfen geplant und ab 1935/36 – nach dem Zustandekommen des dt.-brit. Flottenabkommens 1935 (wonach Deutschland noch 101.750 ts Schlachtschiff-Tonnage bauen durfte) - gebaut (als Schlachtschiffe F und G, die die alten WKI-Linienschiffe Schleswig-Holstein und Hannover ersetzen sollten). Des weiteren wurden die Schiffe gemäß den damals geltenden Größenordnungen entworfen (35.000 ts), zumindest offiziell. Hat also mit WKI nicht mehr allzu viel am Hut.
Zitat:Die RN hat in den 20er Jahren eine Reihe von Schlachtschiffentwürfen erstellt, die nie realisiert wurden, bei denen man aber viel gelernt hat. Außerdem konnte die RN auf umfangreiche Tests mit alten Schlachtschiffen zurückgreifen. Diese Möglichkeiten hatte Deutschland nicht.
Hmm, naja, also so viele Reihen wurden da auch nicht konzipiert. Nennenswert wären da nur das Schlachtkreuzer-Projekt von 1921, das aber nach Etat-Kürzungen, neuen Flottenverträgen und Werksüberforderungen nicht zustande kam, und die sogenannte St. Andrew-Klasse, eine Monsterklasse, die neun 45,7-cm-Geschütze in drei Drillingstürmen und 15,2-cm-Geschütze in Seitentürmen besessen hätte. Sie fiel gleichen Gründen wie oben zum Opfer (Washingtoner Vertrag 1922) und kam übers Anfangs-Planungsstadium nicht hinaus. Die Schiffe entsprangen der Spätphase des WKI, bzw. den frühen 20er Jahren und dienten wenig zum „viel lernen“.
Des weiteren gab es auch in Deutschland diverse Konzepte und Ideen, z. B. die York-Klasse von 1916 (zugegeben, WKI), die mit acht 38-cm-Geschützen und 27+ kn (vermutlich 27 – 27,5 kn) Geschwindigkeit englischen Konzepten leicht das Wasser hätte reichen können. Sie wurde auch schon gebaut, nur nach Kriegsende auf den Werften abgebrochen (ca. zwei Jahre vor der Fertigstellung). Aber schon in den 20er Jahren begann man in Deutschland im Geheimen mit neuen Planungen, so z. B. der Entwurf II/10 mit vier 38-cm-Kanonen (1923) oder die beginnenden Panzerschiff-Gedanken (wo auch bald über sechs 30,5-cm- oder 28-cm-Kanonen in Drillingstürmen geredet wurde).
Zitat:Das heißt jetzt nicht, daß die Bismarck nur eine aufgemotzte Baden war, man hat im Detail eine Menge Vorschritte gegenüber WK I gemacht und war an manchen Stellen moderner als andere Länder. Aber die Grundauslegung ging z.B. von Zwillingstürmen aus, während alle anderen Marinen Drillings- oder gar Vierlingstürme verwendeten (Ausnahme Vangard, die alte Türme recycelte).
Die Deutschen hatten zuvor lange überlegt, ob man die Drillingsturm-Konzepte der Scharnhorst-Klasse weiterführen sollte, sich dann aber für das neu entwickelte 38-cm-Geschütz von 1934 entschieden, weil sie so eine bessere Verteilung der Schweren Artillerie erreichen konnten (und bei einem theoretischen Turmtreffer nicht gleich ein Drittel oder gar mehr, sondern nur ein Viertel der SA ausfallen würde). Außerdem war sogar erwogen worden (in späteren Jahren), die Drillingstürme der Scharnhorst-Klasse gegen diese 38-cm-Zwillinge zu ersetzen. Sicher nicht ohne Grund (wenngleich das auch nur Theorie blieb).
Zitat: Gute Seeeigenschaften im Atlantik gehörten nicht zu den Stärken deutscher Schiffe, wobei Bismarck wesentlich besser abschnitt, als Scharnhorst.
Das stimmt. Wurde aber durch eine neue Bugform recht schnell ausgeglichen.

@HGW

Zitat: Ein stationäres Schiff ist leichter zu treffen. Ist nicht auch beim Beschuss von Oran ein leichter mit Wasserbomben getroffen worden, der längsseits eines Schlachtschiffes lag? Ich bin mir da gerade selbst nicht sicher, bin aber momentan zu träge für eine Recherche. Wenns stimmt trägt es nicht gerade zur Vergleichbarkeit der Situation bei.
Nein und Ja. Das war zwar in Oran, aber nicht am Tag der Operation "Catapult" (3. Juli 1940), sondern drei Tage später: Am 6. Juli flogen Swordfish-Torpedobomber der 810. Squadron der Ark Royal nochmals eine Attacke auf den Hafen (Operation "Lever") und trafen den Leichter Terre Neuve (859 BRT) neben der beschädigten Dunkerque, dessen geladene Wabos tatsächlich hochgingen und das Schiff weiter beschädigten. War ein Duseltreffer, eigentlich sollte der Kahn Matrosen gerade abbergen. Das Resultat waren rund 150 Tote.

Schneemann.
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