Untergang von Kulturen
#9
interessanter thread!
natürlich gibts auf die frage noch keine antwort, aber das heisst ja nur dass wir eine finden müssen Big Grin

Es wird von Militärhistorikern immer wieder gerne angeführt, die zunehmden Verweichlichung der Bevölkerung -> der rekrutierten Soldaten habe zu der mil. Schwäche geführt, die gerade in der Zeit der Völkerwanderung dann zur Katastrophe führte. Dazu haben bestimmt auch Autoren wie Livius und Tacitus ihres beigetragen. Natürlich ist das ziemlicher Quatsch. Der Fußsoldat, die Hauptstütze auch der späteren Armeen, kam zu der Zeit lange schon nicht mehr aus Rom. Bestes Beispiel der Historiker Marcellinus, Grieche aus Antiochia, der in der röm. Armee wohl ganz Europa bereiste...
Der Römer selbst ging nicht mehr in die Armee. Trotzdem wird dieses Argument immer wieder aufgeführt.

Ich gehe ganz anders davon aus, dass der Untergang Roms gar kein so einschneidendes Ereignis war und nicht übergewichtet werden darf. Faktisch wurde nach der Absetzung Romulus nur eine neue alte Herrschaftsform eeingeführt: Das Königtum. Dass der neue König Gothe war ist keinesfalls überraschend. "Ausländer" auf dem Thron waren keine Ausnahme. Im zivilen Sektor blieb alles weitgehend beim alten, die Senatoren gab es auch weiterhin. Nur die militärische Sicherung des nunmehr gotischen Reiches oblag nun den Goten. Die Bevölkerung war nach wie vor römisch. Der Übergang der folgte war alles in allem meiner meinung nach recht fließend. Nach abwechslenden Germanenreichen übernahm der fränkische König die Schutzherrschaft über Rom und vor allem das einflussreiche Episkopat. Der Rest ist Geschichte Big Grin

Der Vandaleneinfall ist auch nur eine Randnotiz. Der Stadtstaat Athen wäre gemessen an der Häufigkeit seiner Eroberungen schon hundertmal untergegangen.

Was wir hier sehen sind einfach große kulturpolitische Veränderungen, die Europa bis heute entscheidend prägen. Und die haben einfach Zeit gebraucht. Ein Untergang mit Pauken und Trompeten ist hier nicht zu sehen. Wir müssen uns nur eingestehen, dass wir aufgrund der schlechten Quellenlage im westl. Teil des Reiches leider nie genau erfahren werden, was im Detail geschehen ist.

Die Religion spielt auch eine entscheidende Rolle. Allerdings waren zu der Zeit die Germanenstämme bereits christianisiert. Deshalb auch die Schirmherrschaft der Franken über Rom, das sich, und hier sehe ich eine Entscheidende Wendung, nicht nach Osten (Kostantinopel/Byzantion) wandte, sondern nach einem (katholischen) Germanenreich.
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