Irak
Ergänzend:
Zitat:REGIERUNGSKRISE IM IRAK

Prediger al-Sadr eskaliert mit Stürmung des Parlaments

Zehn Monate nach der Parlamentswahl hat der Irak noch immer keine neue Regierung. Der populäre Prediger al-Sadr will verhindern, dass eine proiranische Regierung das Land führt. [...]

In Bagdad ist der innerschiitische Machtkampf mit der Erstürmung des Parlaments durch Anhänger des Predigers Muqtada al-Sadr weiter eskaliert. Man bereite sich auf ein längeres Sit-in vor, erklärte am Sonntag ein Sprecher des 48 Jahre alten Sadr. Zu der Aktion hatte er als Protest gegen die Nominierung von Muhammad Shiyah al-Sudani für das Amt des irakischen Ministerpräsidenten aufgerufen. Zu Beginn der vergangenen Woche hatte im Parlament ein proiranisches Bündnis den Vertrauten des um­strittenen früheren Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki nominiert. [...]

Bereits am vergangenen Mittwoch hatten sich Anhänger von Sadr auf dem zen­tralen Tahrir-Platz versammelt, von wo aus sie zur Grünen Zone marschierten. Mit­­hilfe von Baukränen zerstörten sie Be­ton­barrikaden und stürmten erstmals, wenn auch nur kurzzeitig, das Parlamentsgebäude, wo sie bei ihrer Protestaktion ei­nen radikalen Wandel des politischen Systems im Irak forderten. An jenem Mittwoch reiste der Oberbefehlshaber der iranischen Qods-Brigaden, Esmail Qaani, nach Bagdad, um Irans Interessen zu wahren. [...]

Die Schiiten stellen 60 Pro­zent der irakischen Bevölkerung, seit 2005 steht ihnen das Amt des Regierungschefs zu. Der populäre Prediger Sadr gilt als irakischer Nationalist, der eine größere Unabhängigkeit von Iran anstrebt. Aus der zurückliegenden Parlamentswahl im Oktober 2021 ist seine Bewegung mit 73 Sitzen als größte Fraktion hervorgegangen. Allerdings fand er unter den 329 Ab­geordneten keine Mehrheit für eine Regierung unter seiner Führung. Das haben die proiranischen Abgeordneten mit ihrer Blockadepolitik verhindert. Sadr hatte gefordert, dass sich die proiranischen Milizen künftig aus der Politik fernhalten sollen.
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausl...12083.html

Es ist eine brisante Mischung: Der Iran versucht krampfhaft die irakischen Schiiten bei der Stange zu halten, auch um sich militärisch die Landbrücke nach Syrien zu erhalten, während sich ein schiitischer Nationalist in Bagdad von Teheran freischwimmen will (und vermutlich hat er auch eine eigene Agenda). Denkbar, dass es auch ein iranisches Attentat auf Sadr gibt - wobei das natürlich äußerst riskant wäre und den Iranern dann der Irak um die Ohren fliegen könnte...

Schneemann
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