Vatikan
#15
Schneemann, man muss einfach zur Kenntnis nehmen, dass der Vatikan als staatliches Rudiment der kath. Kirche einmal ganz andere, über die Tagespolitik hinausgehende Interessen hat.
Die kath. Kirche beruft sich letztendlich auf die "bischöfliche Sukzession" - die Nachfolge der Apostel durch eine Segenskette von Bischof zu Bischof und die Gemeinschaft der Bischöfe mit dem Papst als Nachfogler der Apostel Petrus und Paulus auf dem Bischofsstuhl von Rom.
Diese Sukzession ist etwa für die Ostkirche anerkannt, auch für die englische Hochkirche, die Utrechter Kirche usw. (Anmerkung: das ist auch der Grund, warum den evangelischen Kirchen die kirchenrechtliche Anerkennung als "Kirche" verweigert wird - es fehlt an der Sukzession, daher "kirchenähnliche Gemeinschaft");
vor diesem Hintergrund gibt es für die kath. Kirche kaum etwas schlimmeres als das Schisma, also die Abspaltung eines Teils der in der apostolischen Sukzession stehenden Bischöfe von der Gemeinschaft mit dem Papst.
Dieses Schisma zu verhindern ist eine der wichtigsten Aufgaben der vatikanischen Klerikalbürokratie.

Erst nachrangig sind Fragen der Tagespolitik - und dazu gehört auch die (pseudowissenschaftliche) Diskussion um Kreationisten oder den Holocaust.
Solange der Holocaust geleugnet wird, ist der Betreffende nicht in voller Gemeinschaft mit dem Papst - er wird also nach den Vorgaben des Kirchenrechts von der Ausübung seiner Ämter suspendiert. Das heißt aber nicht, dass derjenige deshalb aus der kath. Kirche selbst ausgeschlossen werden muss.

Einen recht interessanten Artikel dazu gibt es in der Süddeutschen Zeitung von heute (print) von einem evangelischen Theologen.
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