Venezuela
#63
1) Kosten Atomstrom
das scheint in einen "Glaubensstreit" auszuarten - und dann lass ich Dir Deinen Glauben ...

2) Wasserkraft und Grundlast:
da möcht ich dann doch widersprechen, und zunächst einmal klären, wo denn die Energie in Venezuela gebraucht wird - doch wohl da, wo die Bevölkerung wohnt - und das ist ein schmaler Streifen an der Küste von Maracaibo bis zur Orinocomündung gegenüber von Trindidad, der schnell steil ansteigt, sowie die Gebirgskette, die sich von Caracas bis nach Kolumbien (San Christobal) hinzieht,
indem ich zunächst das "Gebirgsland Venezuela (die Llanos im Hinterland zum Orinoco hin sind praktisch überhaupt nicht besiedelt) mit den topografisch vergleichbaren "Gebirgsländern" Österreich und der Schweiz vergleiche:

a) am Beispiel Österreich:
In Österreich - ebenfalls einem Gebirgsland - steht die energetische Nutzung des Wassers von Stauseen im Vordergrund. Das energiewirtschaftlich genutzte Wasser entspricht einer Menge von fast 3200 Mio. kWh pro Jahr. Die Wasserkraft ist die wertvollste österreichische Energieform, die sich jährlich erneuert.
Die Wasserkraft liefert etwa zwei Drittel der elektrischen Energie, die in Österreich verbraucht wird. <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.wwf.at/Channels/alpen/wissenswertes/wasserreich/article960">http://www.wwf.at/Channels/alpen/wissen ... article960</a><!-- m -->
Dabei liefern Laufkraftwerke den Basisstrom (Deckung der Grundlast).
Zu Belastungsspitzen wird zusätzlich „Spitzenstrom" in Speicherkraftwerken erzeugt. Strom kann dort nicht nur in großen Mengen gespeichert werden, er wird dann produziert, wenn er benötigt wird.

b) Wasserkraft in der Schweiz:

Auch in der Schweiz bildet Wasserkraft die eigentliche Basis der Stromversorgung. Rund 60 Prozent des Strombedarfs wird durch Wasserkraft abgedeckt.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.wwf.ch/de/derwwf/themen/klima/lifestyle/wasserkraft/index.cfm">http://www.wwf.ch/de/derwwf/themen/klim ... /index.cfm</a><!-- m -->
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.bwg.admin.ch/themen/wkraft/d/">http://www.bwg.admin.ch/themen/wkraft/d/</a><!-- m -->
Davon entfallen etwa 47 % auf Laufkraftwerke (Grundlast), 48 % auf Speicherkraftwerke (Spitzenlast) und 5 % auf Pumpspeicherkraftwerke.

Wenn schon hoch industrialisierte Länder wie Österreich (83.000 qkm, 8 Mio. Einw.) und die Schweiz (41.000 qkm, 7 Mio. Einw.) den größten Teil ihres Strombedarfes - auch der Grundlast - aus Wasserkraftwerken decken können, dann wird das für das wesentlich größere Venezuela (912.000 qkm) mit seinen wesentlich größeren Ressourcen und dem deutlich geringeren Bedarf (25 Mio. Einwohner - also 11fache Fläche Österreichs aber nur 3-fach Einwohnerzahl) auch möglich sein.

c) Strombedarf "am Ort decken":
Venezuela ist ein großes, kaum erschlossenes und im Verhältnis zu Europa wesentlich weniger dicht besiedeltes Land. Strom aus Atomkraftwerken müsste über weite Strecken transportiert werden.
Es stellt sich daher die Frage, ob anstelle dieser enormen Infrastrukturaufwändungen (die zusätzlich zu den Kosten für Entwicklung, Errichtung und Entsorgung von Atomanlagen entstehen) nicht dezentrale Stromversorgung sinnvoll ist.

Auch hier wieder das Beispiel Österreich:
einmal eine Tabelle der Anzahl der Kleinkraftwerke und der Engpassleistung
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.kleinwasserkraft.at/administration/12kw/files/GroessenverteilgKW.doc">http://www.kleinwasserkraft.at/administ ... eilgKW.doc</a><!-- m -->
dann etwas Hintergrundinformation zur Planung und Errichtung von Kleinkraftwerken
<!-- m --><a class="postlink" href="http://kleinwasserkraft.at/administration/12kw/files/hb_Planung_kwkw.pdf">http://kleinwasserkraft.at/administrati ... g_kwkw.pdf</a><!-- m -->

Nun ist auch in Venezuela nicht überall Wasserkraft zur Verfügung. Gerade die Inseln vor der Küste (Antillen) brauchen aber "örtliche Stromversorgung". Warum sollte da nicht an Sonnenenergie (Solarzellen zur Hausstromversorgung) und (da Inseln !) nicht auch an Windenergie gedacht werden.

So, nun kommt die zweite in Venezuela besiedelte Fläche - das Küstenland an der Karibik - und damit
3) Windkraft und Grundlast:
Erst mal zitier ich jetzt einen Ölmulti, um nicht in den Geruch "grüner Scheuklappendenke" zu kommen: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.total.de/de/detotal.nsf/VS_OPM/A52EB52D15F7B394C1256EE4003D83F5?OpenDocument">http://www.total.de/de/detotal.nsf/VS_O ... enDocument</a><!-- m -->
Zitat:Die Windenergie ist eine der vielversprechendsten Quellen für erneuerbare Energieformen. Ihre Nutzung kann einen wichtigen Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen leisten. Seit Mitte der neunziger Jahre ist die Nutzung der Windenergie weltweit jährlich um rund 30 Prozent gestiegen. Ende des Jahres 2000 erreichten die Windparks der ganzen Welt eine Kapazität von 17.200 Megawatt (MW). Führende Länder in Europa sind Deutschland mit 8000 MW, Spanien mit 3200 MW und Dänemark mit 2400 MW.
....
40 Windturbinen mit einer Gesamtleistung von 100 MW könnten den Strombedarf einer Stadt mit 150.000 Einwohnern decken.
- das ist auf europäische Verhältnisse bezogen - und nach einer EU-Studie könnten wesentlich größere Teile des deutschen Stromverbrauchs durch Windkraft gedeckt werden <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/bstuecke/10324/">http://www.3sat.de/3sat.php?http://www. ... cke/10324/</a><!-- m --> (auch hier gilt: die Windräder an der Küste drehen sich ständig, weil ständig Wind vorhanden ist - die "Grundlast" ist also relativ sicher, und zusätzliche Windräder, die bei Bedarf "zugeschaltet" werden können, könnten auch zur Abdeckung von Spitzenbedarf verwendet werden)

Alleine die "regenerativen" Energieträger Wasser und Wind (in alphabetischer Reihenfolge) müssten also für Venezuela genügen, um mehr als erhebliche Teile des lokalen Energiebedarfs dezentral zu erzeugen.

4) Was bleibt übrig?
Vielleicht (!!!) noch ein zusätzlicher Bedarf für die Millionenstadt Caracas mit 1.815.681 Einwohnern in der eigentlichen Stadt und 5.723.728 in der Agglomeration (dazu gehört dann wohl auch das rudn 150 km entfernte Valencia mit seinen 1,2 Mio. Einwohnern), Maracaibo mit rund 2 Mio. Einwohnern - und dann?
Das sind zwei größere Zentren, deren weitaus größter Energiebedarf woa durch regenerative Energieträger - insbesondere wohl Wasserkraftwerke - gedeckt werden können.
Und da stellt sich dann doch die Frage, ob ein möglicherweise (!!!) auftretendes Defizit nicht vielleicht durch Wärmekraftwerke gedeckt werden kann - ich denke an kombinierte Müllverbrennungsanlagen oder - gerade bei Maracaibo - an spezielle Anlagen, die dort sonst nicht verwertbare Rückstände aus der Ölproduktion thermisch verwerten.
Ein Atomkraftwerk ist derzeit jedenfalls selbst für Caracas schon "überzogen" - und dazu die ganzen Entwicklungskosten ?????
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Venezuela - von Cluster - 02.10.2003, 10:27
RE: Venezuela - von Schneemann - 07.05.2017, 11:39
RE: Venezuela - von Schneemann - 21.05.2017, 14:12
RE: Venezuela - von Schneemann - 03.02.2019, 13:36
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RE: Venezuela - von Schneemann - 01.12.2022, 13:20

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