Iran
@KheibarShekan
Zitat:Neue Handelskonzepte gibt es durchaus, bspw. China Belt and Road und ein auf 25 Jahre ausgelegtes umfangreiches Abkommen zwischen beiden Staaten, für die Bereiche Infrastruktur, Energie, Handel und Sicherheit. Bereits 2016 lag das Handelsvolumen zwischen China und dem Iran bei über 20 Mrd. Dollar.
Jein, das war 2016. Derzeit (also 2021) sind es ca. 13 Mrd. Dollar. Das ist zwar wieder ansteigend, da es in den Jahren davor darunter lag, aber noch nicht das Ziel, das man anstreben wollte. Zudem ist das Ganze etwas einseitig ausgelegt, man muss sich die Produkte genau anschauen. China wird vor allem Rohstoffe brauchen (Öl und Gas), aber umgekehrt den Iran mit billigen Fertigprodukten überschwemmen. Und diese wiederum schaden der heimischen Industrie. Zudem müsste der Iran beachten, dass die Chinesen derzeit zu Dumpingpreisen Öl und Gas aus Russland beziehen wollen und teils schon können - d. h. höhere Gewinne herauszuhandeln dürfte Teheran sehr schwer fallen. Ich warne da nochmals vor Euphorie...
Zitat:Ostrom, Türken, Balkan, Araber, Nordafrikaner, zähle ich nicht zum Westen, auch wenn die Kompassnadel das vom Standort Teheran so anzeigt. Mit Westen meinte ich konkret das alte Westeuropa + Nordamerika. Sorry für das Missverständnis.
Okay, das war dann tatsächlich eines, denn so hatte ich es anfangs verstanden.
Zitat:Innerhalb der letzten 2500 Jahre ist viel passiert, war Persisch in manchen chinesischen Dynastien eine der 3-4 offiziellen Amtssprachen, teilweise gar Hofsprache, wie z.B. in der Yuan Dynastie. Mit Indien gibt es ähnlich historische Verbindungen. Der Hintergrund ist umfangreicher Austausch im Bereich Warenverkehr, Literatur und Wissenschaft. Nach Westen (Westeuropa, Amerika) existiert keinerlei derartige Historie. Zudem zielte ich primär auf diplomatische Beziehungen und Handel ab. Du dagegen sprichst von kriegerischen Auseinandersetzungen. Da sieht man mal, welch Unterschiedliches semantisches Verständnis hier bei dem Wort "Orientierung" vorliegt. Sehr interessant.
Das ist eine Facette, auf kriegerische Auseinandersetzung sollte es zwar nicht alleine bezogen sein, man muss sie aber auch erwähnen, denn die Beziehungen des Iran bzw. von Persien zu den Nachbarn waren nicht immer nur von Handel oder Kulturaustausch geprägt, gleichwohl wollte ich aber nicht alleine auf diesen Aspekt hinaus.

Aber abgesehen davon: Handel und Kulturaustausch haben natürlich immer eine bestimmte Reichweite, die je nach geographischer Option und Technik ausgeprägter oder weniger stark ausgeprägt ist. Bezogen auf Nordamerika stimmt deine Aussage natürlich, wonach es hier quasi keine historischen Bindungen gibt, was aber einfach dem Umstand geschuldet ist, dass die USA a) erst im 18. Jahrhundert selbstständig wurden und b) bis ins früher 20. Jahrhundert hinein eher isolationistisch geprägt waren. Also eher eine "halbe" Wahrheit. Abgesehen von c) einem ganzen Kontinent und einem ganzen Ozean, die "nebenbei" dazwischen liegen.

Hinsichtlich Europas ist es etwas schwieriger, über die früheren Handelsrouten (Südroute über Alexandria, Nordroute über Byzanz und Caffa) kamen sehr wohl Güter aus Asien und Persien nach Europa und umgekehrt, schon zu römischen und griechischen Zeiten und auch noch im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Zudem gab es z. B. auch deutsche Handelsreisende in Persien (bspw. 1635 bis 1639 die Handelsmission Olearius).

Insofern: Ja, nach Nordamerika gab es keine Kontakte (das war aber aus rein geographischen Gründen), aber nein, nach Europa gab es sie sehr, sehr wohl. Es anders anzunehmen, wäre also historisch betrachtet nicht korrekt, auch wenn die Beziehungen zu den direkten Nachbarn Persiens natürlich geographisch betrachtet enger waren.

Schneemann
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