Ägypten
Erich schrieb:wobei sich die derzeitige Militärregierung zum Ausgleich von US-Zahlungen durchaus dann auf saudisches Geld stützen könnte.
Wir haben diese Fundamentalislamisten von der Halbinsel viel zu lange hofiert und unterstützt. Und ich sage bewusst "wir", weil die deutschen Panzerlieferungen an die Saudis denselben Dünnpfiff darstellen wie unsere Freunde jenseits des Atlantiks auch produzieren.

Ich denke, dass man insgesamt in Europa und den USA sehr froh darüber ist, dass man mit der neuen/alten Militärdiktatur eine Führung gefunden hat, mit der der Nachbar Israel leben kann. Als klares Signal hat das ägyptische Militär sofort nach dem Coup gegen Präsident Mursi die Tunnel zum Gazastreifen gekappt. Man kann sich denken, dass der ägyptische Staat selbst vorrangigere Probleme hätte.

Mit den Muslimbrüdern wäre das aus israelischer Sicht früher oder später schief gegangen. Daher auch von Anfang an die Ablehnung gegenüber den Muslimbrüdern durch Israel und den Westen. Man hat die ersten demokratischen Wahlen in der Geschichte Ägyptens(!) nicht als Durchbruch im arabischen Frühling gewürdigt oder begrüßt. Keine freundlichen Staatsbesuche zum ersten demokratisch gewählten Präsidenten in der Geschichte Ägyptens. Hätte eine riesige Sause werden können, sofern man Sympathien für den Wahlgewinner gehegt hätte. Präseident Mursi selbst hat man aber bei seinen Besuchen und Offerten gen Europa so deutlich auflaufen und abblitzen lassen, dass man sich fast fremdgeschämt hat. Interessant auch sein Staatsbesuch bei Frau Merkel, wo Mursi groß von traditionell guten Beziehungen fabulierte und um deutsche Unterstützung warb, aber die einzigen öffentlichen Worte in seine Richtung von Merkel aus deutlichen Ermahnungen in Sachen Menschenrechten und Demokratie bestanden und Mursi dazu genötigt wurde zu erklären, dass er Juden keinesfalls ablehnt. Ein merkwürdiges (Schau)spiel.

Die Militärdiktatur ist insofern sehr genehm. Die "Westlichen Demokratien" können es sich aber aus medialen Gründen nicht erlauben, ihrerseits nun den Staatsstreich der Armee (über tausend Tote) offen zu begrüßen. Man ist genötigt nach außen ein wenig Beunruhigung zu zeigen. Daher ist es für die USA und Europäer überaus praktisch, dass Saudi Arabien die lebenserhaltenen Maßnahmen für den in Jahrzehnten der Misswirtschaft vollkommen herunter gewirtschafteten ägyptischen Staatshaushalt übernimmt, während man selbst die Militärhilfen für Ägypten zumindest erstmal prüfen will.

Übrigens ist vielleicht auch ein wenig untergegangen, dass es mit Saudi Arabien und Israel nicht nur zwei Gewinner gab. Mit der Türkei und Katar hat es auch zwei große Verlierer im ägyptischen Machtkampf gegeben.
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