Frankreich
(30.04.2017, 21:34)manfredj schrieb:
(24.04.2017, 07:36)Helios schrieb: Wenn ich mir die Reaktionen auf die ersten Ergebnisse anschaue, dann kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Fehlt den Politikern jegliche Sensibilität oder schlicht die Kompetenz, sich während eines laufenden Wahlkampfes und -prozesses in die politischen Entscheidungen anderer Nationen derart öffentlich einzumischen? Völlig egal, ob man früher bereits Gesinnungsgenossen per Telefon persönlich beglückwünscht hat, es gibt keine Notwendigkeit dies heute öffentlich zu machen und sich dadurch nicht nur klar zu positionieren (was für die spätere Glaubwürdigkeit natürlich ungemein nützlich ist, sollte es der bevorzugte Kandidat doch nicht schaffen), sondern auch unmittelbar Einfluss aus zu üben. Auch in Frankreich sehen große Teile der ländlichen Bevölkerung nicht nur als Globalisierungsverlierer, sondern auch als Europaverlierer, vor allem weil sie mit der Rolle Deutschlands unzufrieden sind. Und das macht sich ein breites Spektrum der Politik zu nutze, man schaue sich nur an wie europakritisch sich nahezu alle Kandidaten gezeigt haben, die nun dazu aufrufen, jenen zu wählen, der Europa nicht abschaffen will; und der, trotz seiner Deutschlandkritik, nun massive Rückendeckung aus Deutschland bekommt. Was für einen Eindruck hinterlässt das nun bei jene, die in zwei Wochen wieder zur Urne müssen und denen es prinzipiell egal ist, aus welchem politischen Spektrum ein Kandidat kommt, und die mehr darauf schauen, was er ihnen verspricht? Auch wenn hier nur selten darüber gesprochen wird, aber Deutschland spielt in Frankreich durchaus eine wichtige Rolle in der Berichterstattung (wichtiger als umgekehrt, habe ich den Eindruck), und gerade in den letzten Wochen ist die Aufmerksamkeit nochmals größer geworden. Ich halte es für ein gefährliches Spiel mit dem Feuer, so undiplomatisch zu agieren.

Zitat:Der parteilose Macron geht als Favorit in die Stichwahl um das Präsidentenamt - auch dank des Rückenwindes, den er erhält: Von unterlegenen Mitbewerbern, aus Berlin, aus Brüssel. Doch das starke Ergebnis von Le Pen hinterlässt bei vielen einen bitteren Beigeschmack.

Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/macron-wahl-101.html

Ähnlich unsensibel ist man ja auch gegen Trump und beim Brexit vorgegangen. Ironischerweise hat Trump die Wahl auch gewinnen können weil er Clinton immer wieder mit Merkel verglichen hat und auch in Frankreich wird wohl Merkel Le Pens beste unfreiwillige Wahlhelferin werden. Auch bei der Brexit-Abstimmung soll Merkels Flüchtlingspolitik ja den Ausschlag gegeben haben. Das behaupten zumindest zwei Freunde von mir, die schon über 10 Jahre in London bzw. Manchester leben.

Ich glaube nicht, dass die deutsche Position bei der amerikanischen Wahl irgendeine Rolle gespielt hat, ebenso bezweifel ich, dass die Flüchtlingspolitik den Ausschlag bei der Brexit-Abstimmung gegeben hat. Zumindest bei den Menschen, die ich getroffen habe, war es eher ein Randthema und wurde vor allem als ein primär deutsches Problem wahrgenommen; allerdings hängt das sicher auch davon ab, in welchen Kreisen man sich bewegt, zudem ist es hier nicht das Thema. Ich stimme allerdings zu, dass man in beiden Fällen ähnlich unsensibel vor und nach der Wahl reagiert hat, und ich bin sehr gespannt, was es da noch an Reaktionen gibt. Hier im Grenzland wurde das jedenfalls schon nicht positiv aufgenommen.
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