Völkermord an den Armeniern
#24
Zitat:ARMENIEN-DEBATTE

Türkischer Botschafter droht dem Bundestag

Von Severin Weiland

Politiker aller Fraktionen haben heute im Bundestag die Türkei aufgefordert, das Massaker an der armenischen Bevölkerung vor 90 Jahren als Teil ihrer Geschichte zu akzeptieren. Der türkische Botschafter warnt vor Konsequenzen auf die Beziehungen beider Länder, sollte das Parlament eine entsprechende Entschließung verabschieden.


Berlin - Es war eine Premiere in einem deutschen Parlament: Zum ersten Mal wurde des Massakers an den Armeniern im Osmanischen Reich gedacht. Der CDU-Abgeordnete Christoph Bergner, Initiator des Antrags der Unionsfraktion, erinnerte im Bundestag daran, dass in den Jahren 1915/16 die Zensur der Reichsregierung während des Ersten Weltkriegs eine Aussprache im damaligen Reichstag verhindert hatte.

Bergner verwies auf die Mitschuld des deutschen Kaiserreichs, das Informationen seiner Botschaft in Konstantinopel über die Massaker, die am 24. April 1915 begannen, nicht an die Öffentlichkeit brachte. Bergner zitierte die Sätze des damaligen Reichskanzlers Theobald von Bethmann-Hollweg an den deutschen Botschafter, wonach "unser einziges Ziel ist, die Türkei bis zum Ende des Kriegs an unserer Seite zu halten, gleichgültig ob darüber Armenier zugrunde gehen oder nicht".

Es war eine Debatte, die sich in ihrer Sachlichkeit ausdrücklich abhob von manchen hysterischen Reaktionen aus der Türkei. CDU und CSU hatten Mitte Februar den Antrag eingebracht. Massiv hatte daraufhin die türkische Seite versucht, Einfluss zu nehmen. Vertreter der regierenden AKP waren bei Vertretern der Unionsfraktion vorstellig geworden. Der Unionsvorstoß hatte auch Rot-Grün unter Zugzwang gesetzt. Der Antrag wird nun zunächst im Auswärtigen Ausschuss federführend beraten und kommt möglicherweise in einem gemeinsamen Antrag im Juni zur Abstimmung - also erst Wochen nach dem für Anfang Mai geplanten Besuch des Kanzlers am Bosporus.
...
Ganzer Artikel: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,352657,00.html">http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 57,00.html</a><!-- m -->


Ich nehme gerade an einem Geschichtskurs teil, und der hat den Titel "Jahrhundert der Wölfe-Völkermord, Genozid und Vertreibung im 20 Jhr.". Und gerade diese Woche war das Thema dieses Threads auch das Thema der Vorlesung.

Dort wurde anhand einer Zeitlinie die türkische Haltung in mehrere Phasen eingeteilt:
1. 1915-1918
-zunächst verheimlichen der Vorgänge
-bei Bekanntwerden der Vorgänge und internationaler Kritik: Rationalisierung-> Grundtenor: "Die Armenier sind selbst schuld, da sie mit den Russen gemeinsam gegen das Osmanische Reich gekämpft haben"
Dazu ist zu sagen, das es russische Dokumkente gibt, welche zweifelsfrei belegen, dass es genau ein armenisches Infanteriebataillon in Diensten des Zaren gegeben hat. Und nicht wie es die türkische Propaganda der Jungtürken behauptete mehrer Divisionen, die Rede war hier von 40000+ Mann.

2. 1918-1923
- Eingestehen einer Teilschuld (!!)
- Dennoch: keine persönlichen Schuldbekenntnisse
- Abstreiten von Verantwortlichkeit
- Insgesamt aber die Phase mit den weitreichendsten "Schuldbekenntnissen"

3. 1923- ca. 1944/45
- Nicht-Thematisierung des Genozids
- Konzentration auf das positive Bild der neuen türkischen Republik unter Mustafa Kemal

4. 1945-1965
- Die Armenische Frage verschwindet aus dem Bewußtsein der Öffentlichkeit
- Geschehnisse des zweiten Weltkriegs stehen nun im Vordergrund
- Der Genozid wird weiterhin nicht thematisiert sondern "totgeschwiegen"

5. 1965-1978
- Durch die Attentate auf auf türkische Diplomaten taucht die Armenische Frage wieder auf
- jetzt aber ein vehementes Abstreiten des Genozids
- "Gegenoffensive" der türkischen Regierung
Dazu ist zu sagen, dass für die Attentate von den Türken zu erst griechische Zyprioten verantwortlich gemacht wurden, bis die Armenischen Attentäter durch Insiderwissen eindeutig bewiesen wer dafür verantwortlich war. Die türkische "Gegenoffensive" bestand darin, das man diplomatischen Druck ausübte, zB. in der UN, wo in einer Neufassung des Artikels gegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit die Armenische Frage vorkam, allerdings ohne Bezug auf das Osmanische Reich. Die Armenische Frage kam nie in diesen Artikel hinein. Als zweites wurden die Propagandaartikel der Jungtürken wieder ausgegraben.

6. 1978-1985
-Versuch, die türkische Position durch verschiedene Massnahmen im Bewußtsein der Weltöffentlichkeit als die einzig richtige Haltung zu verankern
Dazu der türkische Botschafter in den USA: "Wer mit uns verbündet ist, teilt entweder unsere Haltung in der Frage oder thematisiert die Vorgänge nicht"

7. 1985 bis Heute
- beharren auf Unschuld
- entschiedenes Ablehnen jeglicher Verantwortung
- keinerlei Annäherung an die Armenier bis vor ein paar Wochen, und das erst auf Druck von aussen

NoBrain

-------
Edit:
Ich füge nochmal zwei Adressen zu dem Thema mit Artikeln aus der Tagespresse ein:
Die Zeit: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/2005/17/Armenier">http://www.zeit.de/2005/17/Armenier</a><!-- m -->
Die Welt: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/data/2005/04/22/708095.html">http://www.welt.de/data/2005/04/22/708095.html</a><!-- m -->
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema

Gehe zu: