Der Mongolensturm
#5
Zitat:Mich interessiert aus welchen Gründen die Mongolen sich bis nach Mitteleuropa durchkämpften ?
Das ist die Grundfrage überhaupt. Es gibt dazu verschiedene Theorien und Ansätze, im Kern läuft es auf folgendes hinaus:

Chinggis Khan began von Anfang an geplant einen Feldzug zur Eroberung aller benachbarten Völker, wobei er anfangs im Endeffekt keine Ahnung hatte wie groß die Welt war, mit dem Sieg über die Nachbarn tauchten weitere Völker als Nachbarn auf die man wieder Angriff und das ging immer so weiter. Nach dem Sieg über China war dann das erklärte Ziel von Chinggis die Eroberung der gesamten Welt, wir haben Chroniken und mongolische Texte wo das so dargestellt wird, z.B. die Rede vor dem Feldzug nach Choswaremien, daß die Mongolischen Heere erst halt machen sollten, wenn sie ihre Pferde an den Ufern des letzten Meeres getränkt hätten.

Warum aber wollte Chinggis die Welt erobern, Möglichkeit 1 er war verrückt oder 2 er war unfassbar machtgierig, oder 3 aus seiner Sozialkultur heraus.

Wenn man das ganze aber näher betrachtet dann sind da viele Punkte nicht stimmig. Zum einen kämpfte Chinggis den größten Teil seines Lebens nur in der Mongolei und die meiste Zeit davon nur ums nackte Überleben, erst als Alter Mann begann er mit der Eroberung der Welt.

Dann war das offizielle Motiv so gut wie jeden mongolischen Angriffs Rache für eine begangene Untat der Feinde, man könnte den ganzen Mongolensturm als einen endlosen unendlich eskalierten Rachefeldzug interpretieren. Aber wie heute Menschenrechte und Demokratie war das wohl nur ein Vorwand.

Wenn man sich die mongolische Gesellschaft ansieht, dann waren die Mongolen vor Chinggis als Volk gar nicht existent, es gab vor ihm nur eine Vielzahl miteinander verwandter kleiner und sich ununterbrochen bekriegender Stämme. Das einzige Band war die Sprache ansonsten unterschied sich selbst die Kultur. Die Mongolen dieser Zeit kämpften ununterbrochen gegeneinander, wobei ihre Kriegsführung keinerlei Mässigung oder Humanität kannte, das ganze Leben war nur ständiger totaler Krieg aller gegen alle.

In dieser Welt wurde Chinggis als Sohn eines Stammesführeres namens Yesugai geboren, sein Vater wurde nach kurzer Zeit von einem anderen Stamm vergiftet und dann zerfiel dessen Stamm binnem kurzen. Chinggis, der damals noch Temudschin hieß kämpfte von da, als Jugendlicher schon Jahrelang nur noch ums nackte Überleben.

Es gelang ihm nur zu überleben, indem er die Flucht nach oben und vorne antrat. Er suchte sich Gefolgsleute um zu überleben, was aber wieder neue Gegner auf den Plan rief, so daß er wieder weiter aufsteigen und mehr militärische Macht erlangen mußte, nur um am Leben zu bleiben.

Auf Dauer begann er die jungen Mongolen in seinen Diensten immer mehr nach seinen Vorstellungen sozialkulturell umzuformen, statt der ständigen Stammeskriege sollten sie in einem totalitären Staat alle seiner Herrschaft bedingungslos folgen, was der total anarchistischen Kultur der Mongolen vor ihm völlig wiedersprach.

Nach Jahrzehntelangem Krieg gelang ihm die Einigung aller Steppenstämme mongolischer Sprache unter seiner Führung. Nun hatte er ein Steppenreich, aber es war höchst labil und die ungeheure Energie der Kriegerhorden (Horde = Ordu = Militäreinheit oder Stamm) mußte irgendwohin entladen werden. Ein äußerer Feind war nötig, und so griff Chinggis die verschiedenen chinesischen Staaten an.

Der Grund im Anfang war also nur das Überleben und Funktionieren seines Staatsverbandes zu ermöglichen.

Die Mongolischen Krieger errangen nun militärische Erfolge jenseits aller Vorstellungskraft, wobei sie binnen weniger Jahre das gesamte Repertoire der modernen Kriegsführung erlernten und gewaltige Mengen von Fremden in ihre Armeen integrierten.

Nach dem Sieg über die chinesischen Staaten waren die Mongolen die stärkste Militärmacht auf der Erde aber ihr Staat war immer noch zum zerreißen angespannt von internem Druck, die Wirtschaft funktionierte nur durch immer neue Plünderungen und Beute und die Herrschaft ließ sich nur durch die massenweise Ermordung der Unterworfenen aufrechterhalten.

In der Folge dessen griffen die Mongolen bei der nächstbesten Gelegenheit den stärksten Gegner an, den sie finden konnten, wobei hier zum ersten Mal der mongolischen Führungsschicht die Idee gekommen ist, daß es ihre Bestimmung sei, die ganze Welt zu erobern. Der Angriff auf die Choswaremier, sollte auch die Seidenstraße bis nach Westen allein unter mongolische Kontrolle bringen, es herschte also auch ein wirtschaftliches Motiv vor, dazu kam die Ermordung von Mongolischen Gesandten durch den Shah, was dem Rachemotiv das die einfachen Krieger antrieb Anschub gab.

Nach der Vernichtung der Choswaremier und der Eroberung ganz Zentralasiens war dann der Gedanke der Weltherrschaft vollends durchgebrochen und die Mongolen zogen daher immer weiter, die Angriffe die sie von da an Ausführten dienten nicht mehr den bisherigen Motiven sondern nur noch der Gewinnung von mehr Raum und Land.

Kurz die Gründe, die sich also abwechselten:

1 Überleben von Chinggis als Person durch Flucht nach vorne und oben, also durch Ausweitung seiner Herrschaft

2 Erhalt des dadurch enstandenen Staates der wirtschaftlich und sozial ohne Krieg nicht lebensfähig war

3 dann nach gewaltigen Erfolgen der Gedanke der Bestimmung zur Weltherrschaft
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