Kelten
#21
Diese Meteroitengeschichte ist meiner Meinung nach typisch für den heutigen Sensations- und Popularwissenschaftsbetrieb der von den Medien gefördert wird.

Da findet man EINE Frau mit einem Schwert und schon wird da ein Amazonenvolk konstruiert, da ist ein Hügel irgendwo der Pyramidenförmig aussieht und schon wird eine untergegangen Zivilisation und Hochkultur erfunden,

da gibt es winzige Ungenauigkeiten in Chroniken und schon soll Karl der Große nicht gelebt haben und mehrere Jahrhunderte Erfindung sein.

Nun also ein Meteroit der die Kelten zum Wandern und Rom sein Weltreich gebracht haben soll....

Meiner Meinung nach ist das nur bilige Geldmacherei, da hat jemand kein Geld und erzählt nun eine spannende aber an den Haaren herbei gezogene Geschichte damit er Geld bekommt. Das ist alles.

Diese Dokumentationen, insbesondere diese jetzt über den Meteroiten sind wirklich übel schlecht. Es ist verblüffend wie nach Jahrzehnten der Bemühungen geschichtliche Wahrheit zu finden diese heute überhaut nicht mehr interessiert sondern durch Reißerische Geschichten ersetzt wird.

Zum historischen Ablauf:

Die Zeit der Kelten teilt sich hier in Süddeutschland in zwei getrennte Abschnitte/Kulturen:

1 die Hallstatt Zeit in der Fürstentümer in Deutschland bis nach Norddeutschland hinein von Festungsanlagen aus herrschten und dann die

2 La Tene Zeit in der die Kelten aus Nord und Mitteldeutschland abwanderten, zum Schluß hin auch aus Süddeutschland und große Teile Europas besiedelten. Außerdem wurden die alten Fürstentümer gestürzt und keltische Städte gegründet, sogenannte Oppida.

Gerade hier in Süddeutschland haben wir etliche Oppida die sehr groß sind (Manching, Kelheim usw) und die nachweislich dann sehr kurz bevor die Römer kamen erst von den Germanen zerstört worden sind im Krieg.

Es gibt keinen scharfen Bruch zwischen Hallstatt und La Tene. Die beiden gehen fließend ineinander über auch in religiöser und kultureller Weise. Es veränderte sich einfach durch sehr umfangreichen Handel mit den Griechen und mit Itailen usw die Sozialkultur, dazu kamen Durchbrüche in der Technologie insbesondere der Metallverarbeitung. Diese Durchbrüche bei der Metallverarbeitung (d.h. vor allem die Herstellung von Stahl und die Herstellung großer Mengen von Eisen/Schwertern) wurden noch VOR der Wanderung erzielt.

Vorher hatten nur die Fürsten die besten Waffen, das Volk gerade mal Speere, mit dem Handel und Wohlstand und der Möglichkeit viele billige und trotzdem gute Eisenwaffen für alle herzustellen veränderte sich die Gesellschaft. Die besseren Lebensbedingungen und der Wohlstand brachten Überbevölkerung und deshalb wanderten die jungen Leute aus ins Ausland.

Es gab nie eine Entvölkerung bis zum Schluß als die Römer kamen.

Verstärkt wurde das ganze dann noch durch den zunehmenden militärischen Druck germanischer Stämme aus dem Norden. Ursprünglich siedelten die Kelten bis nach Norddeutschland hinein, als die Römer kamen fielen die Germanen schon in Gallien und Süddeutschland ein.

Die großen wanderungen keltischer Völker setzten aber schon vorher ein, nämlich ab 400 v Chr. Diese Wanderungsbewegungen folgten genau den Handelsrouten auf denen vorher Güter aus dem Süden zu den Kelten gekommen waren und für Metallerzeugnisse und Waffen und Güter des Nordens (Bernstein, Felle, Zinn !!) eingetauscht worden waren.

Die Kelten hatten also soziale Umbrüche und Umwälzungen und Überbevölkerung und zogen darauf hin in einigen der folgenden schlechteren Jahren (Kälteperiode) in Scharen nach Süden.

Die Zeitgenössischen Berichte konzentrieren sich bei Gründen interessantererweise vor allem auf eine angeblich typisch keltische Luxus- und Beutegier und unterstellen als Grund für die Wanderung die Gier nach Gold und Gütern.

Die Autoren Pompeius Trogus und Plutarch nennen zudem als Primärgrund eine sehr starke Überbevölkerung in den Heimatländern.

Tatsächlich haben wir im Archäologischen Fundgut bis auf die Grenzgebiete zu den Germanen keinen oder nur einen sehr geringen Rückgang der Bevölkerungsdichte und die Massen die da über Jahre in Italien und Asien einmarschierten können nicht nur aus diesen Grenzgebieten gekommen sein.

Die Fürstentümer konnten also die sozialen und wirtschaftlichen Spannungen nicht mehr unterdrücken und aus diesen heraus bildeten sich in der Heimat Städte und Teile der Bevölkerung die zuviel waren wanderten aus.

Von der Zeit wie von der Menge her ist das sehr ähnlich zur Griechischen Auswanderung im Mittelmeerraum. Die Griechen waren überbevölkert, litten unter sozialen Umwälzungen die dort Demokratie und anderes hervor brachten und wanderten in Heerscharen nach Italien und Sizilien und an viele andere Orte aus.

Niemand konstruiert nun einen Meteroiten als Grund für die Griechische Wanderung, aber bei den Kelten kann man das ja machen und sich somit das Bankkonto füllen.
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