Wo liegt die sinnvolle Ostgrenze der EU ?
#23
Ich denke mal, dass wir hier thematisch eindeutig abschweifen.
Thema ist nunmal nicht die Daseinsberechtigung der EU an sich bzw. welche Vorteile oder Nachteile sie hat bzw. wie man die derzeitigen ökonomischen Entwicklungen bewerten kann.
Sondern hier geht es allein um die Außengrenzen einer zukünftigen Eu, sprich wo sie aufhört.
Ich würde vorschlagen, die Diskussion zur Eu selbst im dafür auch geschaffenen EU-Thread fortzusetzen.


Trotzallem kann ich mir ein paar kurze Bemerkungen hierzu nicht verkneifen:
Ob es einem paßt oder nicht, seit geraumer Zeit sind Prozeße am Werk, die man unter dem schon berüchtigten Begriff der Globalisierung subsumieren kann.
Die internationalen Interdependenzen nehmen zu und die Vernetzung im Produktionsprozeß, im Handel und im Kapitalstrom nimmt mehr und mehr zu (hauptsächlich aber zwischen den entwicklezen Ländern und einigen Schwellenländern).
Dieser Prozeß ist nun nicht gerade in seiner Ganzheit irreversibel, aber mit bloßem Protektionismus, wie man ihn aus dem 18. oder 19. jahrhundert kennt und wie ihn Tiger eindeutig propagiert, kann man sich wohl kaum den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts stellen.
Ergo gebe ich Cluster vollkommen recht.
Ein gemeinsamer Wirtschaftsraum sichert eine gut funktionierende Wirtschaft und macht sie weniger krisenanfällig. Nicht umsonst wickelt Deutschland gut 60% seines "auswärtigen" Handels mit EU-Staaten ab. Zölle oder gar die Wiedereinführung nationaler Währungen wären eine Kehrtwende um 180 Grad zurück in die Vergangenheit.
Und mit Vergangenem kann man nicht in der Zukunft bestehen.
Dabei spielt es letztlich keine Rolle, inwieweit einem die Marginalisierung des Einzelnen und letztlich auch die des Nationalstaates gefällt. Es ist die derzeitige Tendenz und nur mit bloßem Dagegenreden und die Vergangenheit beschwören erreicht man letztlich nichts.
Fakt ist, dass Arbeitsplätze abwandern. Das stimmt. Deutschland ist ein Hochlohnland und daher insbesondere aufgrund der hohen Lohnnebenkosten in dem sich verschärfenden internationalen Standortwettbewerb deutlich im Nachteil. Aber das hat nichts mit der Eu als solcher zu tun.
Ganz im Gegenteil, meines Erachtens ist die Eu als supranationaler Zusammenschluß die einzige Chance global noch mitzureden, da jeder Einzelstaat für sich genommen zu schwach wäre. Auch hier also stimme ich mit Cluster überein.
Sorry, aber als jemand der Vwl studiert, konnte ich mir ne Erwiderung einfach nicht ersparen
Rolleyes

So, nun aber zum eigentlichen Thema und zu Hilles Posts:
Volkswirtschaftlich geht es eben um deutlich mehr als nur einfach die derzeitigen Wirtschaftsniveaus.
Und auch hier geht die Logik weiter als nur : geringe Wirtschaftskraft --> Schwächung der Eu --> Eu muss draufzahlen --> billige Fremdarbeiter überschwemmen uns.
Ich will wirklich nicht beleidigend wirken, aber das ist Volkswirtschaft auf Bild Niveau.

Zu allererst; Polen ist auch absolut das falscheste Beispiel. Denn Polen ist der einzige "schwere Brocken", den die Eu verdauen muss. Ansonsten handelt es sich bei den Neuen um Klein- und Kleinststaaten, die mit relativ wenig Aufwendungen relativ schnell auch modernisiert werden können und auch schnell den Eu-Durchschnitt erreichen können. Einige, wie Slowenien oder auch das winzige Malta liegen auch so schlecht nicht im Vergleich zu den Altmitgliedern.
Polen ist daher als einziges großes Land auch die einzige größerer "Last". Etwa einzuordnen in der Kategorie Spaniens. Aber dafür ist Polen auch der größte Markt der neuen Mitglieder, hat das größte Potenzial und wird mittelfristig bei den Implementierungen der neuen notwendigen Reformen und deren Greifens und Wirksamwerdens auch Wachstumsmotor sein können.
Und der Gedanke bei der Aufnahme geht eben dahingehend, dass die neuen - ebenso wie Spanien und Portugal als neue vor ihnen - sich allmählich auf EU-Durchschnitt hochmodernisieren.
Denn im Zuge der Globalisierung ( ich benutze mal diese Verallgemeinerung) wären die mittelosteuropäischen Staaten so oder so unsere Konkurrenten. Sie würden so oder so konkurrenzlos billig produzieren. Sie hätten so oder so viel niedrigere Steuersätze, die Unternehmen anlocken würden.
All dies wäre auch so ohne die Aufnahme in die Eu. So oder so würden die ostdeutschen Grenzgebiete veröden, denn sie könne einfach nicht mithalten mit der Dynamik auf der anderen Seite der Grenze.
All dies würde so oder so passieren. Denn Arbeitsplätze wandern auch nach China ab und jenes wird nie Eu-Mitglied werden. Also gibt es einige sozio-ökonomische Entwicklungen, mit denen die Eu absolut gar nichts zu tun hat und die wir so oder so schmerzhaft spüren würden. Wie schon weiter oben gesagt.
Aber auch hier ist die Eu gerade die Institution, mit der man gegenarbeiten kann.
Denn nun sind die ostmitteleuropäishcen Länder Mitglieder der Eu und sie müssen sich nun an gewisse Standards halten. Also kein Raubbau mehr an der Umwelt, keine schlechten Arbeitsbedingungen mehr. An all diesen Punkten wird dort gearbeitet werden und dort müssen Standards erfüllt werden, die ansonsten nie erfüllt werden würden und die Unternehmer so noch stärker angelockt hätten.
Auch gibt es nun Anstrengungen innerhalb der Eu die Steuersätze zumindest im Ansatz auch zu regeln. Zwar ist dies erstmal gescheitert, aber es geht hier um die Harmonisierung von Standards und Niveaus auf samfte Art und Weise.
Und daher wird auch der Lebensstandard in den neuen Ländern steigen ebenso wie die Löhne dort. Man hat es bei Spanien und Portugal auch gesehen. Und letztlich hat es uns nicht viel an Wohlstand gekostet, dies wird ebenso auch jetzt der Fall sein. Eben weil wir die Situation durch die Einbindung der neuen Staaten und deren Verpflichtung auf unsere Standards auch mitsteuern können.
Mittelfristig werden zum Beispiel die ostdeutschen Grenzgebiete durch die florierende Wirtschaft auf der anderen Seite der Grenze porfitieren können. Ohne EU wäre dies so nicht möglich ( offene Grenzen). Aber ohne Eu würde es ihnen trotzdem schelcht gehen, nur die Perspektive wäre so nicht in dme Umfang gegeben.
Von daher muss man die Entscheidungen immer im Kontext der aktuellen politischen und sozio-ökonomischen Prozeße betrachten!
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