Wo liegt die sinnvolle Ostgrenze der EU ?
#41
Eine kulturelle oder ethnische Grenze hat nichts mit "Überlegenheit" sondern mit "anders sein" zu tun.
Auch China und erst recht die Türkei gehören geographisch zum "eurasischen Doppelkontinent", und beide Länder sind kulturell sher hochstehend. Die Türkei stellt die Spitze der Entwicklung der islamischen Welt dar - immer noch, und trotz aller Cluster, die etwa am Golf neu entstanden sind. Chinas Kultur ist sogar kontinuierlich und ohne die Brüche etwa einer Völkerwanderung wesentlich älter als die der Europäer. Dennoch wird niemand China als Teil Europas und seiner westlichen Zivilisation und Kultur sehen - genauso wie das bei der Türkei, deren Staatsgebiet sich geographisch sogar auf Europa erstreckt, heftig umstritten ist.

Wo also soll die Grenze sein?

Wir haben erst vor einigen Monaten in der Nacht vom 7. auf den 8. Mai während der Finanzkrise eine beinahe dramatische Auseinandersetzung zwischen den Regierungen der EU erlebt - genauer: zwischen dem "Olivengürtel" der die Mitglieder der romanischen Sprachfamilie (Frankreich, Spanien, Portugal, Italien) und Griechenland einerseits und andere Staaten wie Deutschland, Holland, Belgien, Österreich oder Dänemark fast auseinander gerissen hätte.

Ist also die Sprache ein Abgrenzungskriterium, das sich bis in die aktuelle Politik hin verfolgen lässt - und sogar eine Trennung zwischen dem "Süd-Euro" und dem "Nord-Euro" zur Folge hätte haben können?

Bis vor wenigen Jahren hätte ich gesagt, dass die slawische Sprachfamilie ein Abgrenzungskriterium Osteuropas darstellt. Heute hat sich die EU über diese Sprachgrenze hinaus verschoben. Gerade die (katholisch geprägten) westslawischen Staaten (Polen, Tschechien und die Slowakei sowie Slowenien aus dem Zentrum Europas stellen eine gewaltige Bereicherung und Abrundung der EU dar.
Die west- und südslawischen Staaten - von Polen über Tschechien und die Slowakei bis hin nach Slowenien, Kroatien, Serbien, Bulgarien und dem slawischen Mazedonien sind Mitglieder der EU oder auf dem Weg in die Gemeinschaft.
"Aussen vor" scheint Russland, Weissrussland und wohl auch die Ukraine zu bleiben. Ist also die Verbindung zwischen ostslawischen Sprachen und dem orthodoxen Christentum das "Abgrenzungskriterium" der EU?
Tatsächlich stellen römisch-katholische und protestanisch geprägte christliche Länder einerseits und orthodox geprägte christliche Länder andererseits einen anderen, kulturell eindeutig manifestierbaren Unterschied dar.

Und tatsächlich sind die orthodox geprägten Staaten Südeuropas - selbst als Mitglieder der EU - untereinander sehr viel ähnlicher und den Osteuropäern vielfach näher stehender als dem Rest der EU.

Nun mag man durchaus konntrovers kulturell, soziologisch, wirtschaftsethisch oder politisch über diese Fragen diskutieren. Entscheidend ist, wie sich die Politik dazu stellt.

Und da hat Altbundeskanzler Schmidt wieder einmal eine interessante Betrachtung lanciert:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/europa/:neue-mitglieder-altkanzler-schmidt-haelt-eu-erweiterung-fuer-bloedsinn/50151557.html">http://www.ftd.de/politik/europa/:neue- ... 51557.html</a><!-- m -->
Zitat:01.08.2010, 15:03
Neue Mitglieder
Altkanzler Schmidt hält EU-Erweiterung für "Blödsinn"

Erst 2007 traten mit Bulgarien und Rumänien zwei osteuropäische Staaten der EU bei - mittlerweile verhandelt Europa unter anderem mit Island. Der ehemalige Bundeskanzler hält das für einen schweren Fehler.
...
(ok, bösartig wie ich nun mal bin: da hat wieder jemand aufs Sommerloch gewartet, um mit seinen Thesen gehört zu werden - dabei halte ich die Isländer eher für EU-geeignet als so manches südosteuropäische Land)
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