Aufstands- und Partisanenbekämpfung (COIN)
#32
die brutalen Methoden aus dem Algerienkrieg werden tatsächlich von den Teilnehmern unterschiedlich bewertet:

Da sind einerseits die Memoiren des Algerienveteranen Paul Aussaresses, in denen er Details des „schmutzigen Krieges“ in Nordafrika (1954-1962) schildert.
Zitat:„Ich beging, im Interesse meines Landes (...) Handlungen, die von den normalen Moralvorstellungen missbilligt werden (...): stehlen, morden, verwüsten, terrorisieren. Man hatte mir beigebracht, Schlösser aufzubrechen, ohne Hinterlassung von Spuren zu töten, zu lügen, gleichgültig (...) gegen die Leiden der anderen zu sein, zu vergessen und vergessen zu werden. All das für Frankreich.“
Mit Gefangenen wurde oft kurzer Prozess gemacht:
Zitat:„Wir machten uns nicht immer die Mühe, mit Verhören weiterzumachen. Die Männer wurden auf der Stelle exekutiert.“
Er berichtet auch über seine erste Erfahrung als Folterknecht:
Zitat:„Der Mann weigerte sich zu reden. Also musste ich Zwangsmittel einsetzen. (...) Es war das erste Mal, dass ich jemanden folterte. An dem Tag aber war es nutzlos. Der Typ starb, ohne etwas gesagt zu haben. (...) Ich bedauerte seinen Tod nicht. Wenn ich etwas bedauert habe, dann war es, dass er nicht geredet hatte, bevor er starb.“
Sie sind ein unverhohlenes und zynisches Plädoyer für die Anwendung von Folter und Mord im Interesse des Vaterlandes. Sie sind letztlich, wie Pierre Vidal-Naquet äußerte, „als das zu nehmen, was sie sind: die Memoiren eines Mörders“.

Es gibt aber durchaus auch andere Stimmen; die Stimmen derjenigen, die an diesen Methoden verzweifelt sind - und zum Teil letztlich sogar daran zerbrachen:
in dem von mir bereits zitierten Film und Buch "Ennemi intime" von Patrick Rotman , Edition du Seuil, 2002, wird beschrieben, wie vor allem einfache Soldaten diese Gräuel erlebten; der Vizepräsident des Senats, Jean Faure, empörte sich über willkürliche Grausamkeiten:
Zitat:"Ich war manchmal völlig angewidert und entsetzt vom Sadismus (der Militärs), die nach einem Besäufnis völlig grundlos Gefangene schlugen und demütigten. Es hat nicht mehr Sadisten unter den Berufssoldaten als unter den Dienstpflichtigen. Ich war erstaunt, wie Kollegen aus dem Dorf, die ich als nette Kerle gekannt hatte, sich in Rassisten und Sadisten verwandeln konnten. Die Angst erklärt bestimmt das Verhalten der Militärs."
Nicht nur die "Grand Nation" hatte die Kriegsverbrechen, die Barbarei der Folter und der Hinrichtungen verdrängt. Auch die Zeugen und erst recht die Schuldigen selber wollten nicht daran erinnert werden. Die Erinnerung an die Geschehnisse war wie ein Albtraum.

Nun kann man sich durchaus streiten, ob "der Zweck die Mittel heiligt" - ob man also selbst zum Folterer und Mörder werden muss, um Terror zu unterbinden. Ich meine nicht, ganz im Gegenteil: wer sich dieser Methoden bedient, ist keinen Deut besser als sein Gegner - und er wird nur noch mehr Widerstände hervorrufen, also die Widerstände nur erhöhen.

Letztendlich muss man die Ursachen von Aufständen, Partisanenkämpfen und Terrorismus beseitigen, um diese effektiv vermeiden zu können.
Dazu empfehle ich z.B. folgende Beiträge zu den Wurzeln des Terrorismus und zu Lösungsansätzen:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Terrorismus/Welcome.html">http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/th ... lcome.html</a><!-- m -->
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Terrorismus/chomsky3.html">http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/th ... msky3.html</a><!-- m -->
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.algeria-watch.org/artikel/Ruf2.htm">http://www.algeria-watch.org/artikel/Ruf2.htm</a><!-- m -->
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[Kein Betreff] - von Holger - 23.01.2004, 11:13

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