Griechenland
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Zitat:18. Juli 2015, 18:52 Uhr Wirtschaftsforscher Schulmeister über Schuldenkrise

"Griechenland ist ein Sündenbock"

Griechenland ist selbst schuld an seiner Misere? Ökonom Stephan Schulmeister widerspricht - die EU-Gläubiger wollten von eigenen Problemen ablenken.
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Griechenland hat gewaltige Strukturprobleme, doch mit der Katastrophe nach dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 haben die so gut wie nichts zu tun. Das zeigt die Empirie: Wenn man sich die Entwicklung seit den 1950er Jahren anschaut, also immerhin 65 Jahre, kann man feststellen, dass die griechische Wirtschaft 58 Jahre deutlich schneller gewachsen ist als etwa die deutsche Wirtschaft. Und das trotz Korruption und Klientelismus in Griechenland. Das bedeutet, dass wir die Ursache der Krise woanders suchen müssen.
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... in dieser Situation Hunderttausende Beamte zu entlassen, um einen Teil des Strukturproblems zu lösen, hat genau den gegenteiligen Effekt: Es stürzt ein Land in die Depression - noch mehr Leute sind ohne Arbeit, die Nachfrage sinkt, Unsicherheit macht sich breit und die Krise verschärft sich.
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... man muss auch sehen, dass die Staatsschulden in sämtlichen europäischen Ländern seit mindestens 30 Jahren steigen. Wenn 28 Länder ihre Schulden erhöhen, dann gibt es ein Land, in dem sie am schnellsten steigen. Daraus aber jetzt denjenigen zu machen, bei dem die Hauptschuld liegt, dient nur dazu, das eigene Gewissen zu entlasten - Griechenland ist ein klassischer Sündenbock, wie er im Alten Testament beschrieben wird. Man schickt das Land in die Wüste, lässt es im Stich, ob mit oder ohne Euro. Was die vermeintlichen Rettungsmaßnahmen bewirken werden, ist eine weitere Verschlechterung - daran besteht überhaupt kein Zweifel.
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In Spanien und Portugal sind die Staatsausgaben zwischen 2008 und 2015 gestiegen, gesunken sind sie nur in Griechenland. Im selben Zeitraum ist die Zahl der Arbeitslosen in Griechenland sehr viel stärker gestiegen als den Vergleichsländern. Empirisch besteht da ein Zusammenhang: Je mehr gespart wurde, desto mehr hat sich die Lage verschlechtert. Und Griechenland bekam eine Sonderbehandlung, das radikalste Sparprogramm der Geschichte der europäischen Währungsunion.

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Die Not der Menschen wird sich vergrößern. Aber das ist der Politik in Deutschland und auch in anderen Ländern egal. Das erschüttert mich persönlich sehr. Es interessiert niemanden, dass Millionen Menschen in einem europäischen Land keine Krankenversicherung mehr haben. So zerstört sich das europäische Sozialmodell langsam selbst - was ja letztlich Ziel neoliberaler wirtschaftswissenschaftlicher Theorien gewesen ist. Sie hatten immer den Zweck, den Sozialstaat zu beseitigen und die Gewerkschaften zu entmachten. Und sie verfolgten diese Intentionen durchaus offen. Diese Theorien sind sozusagen Teil eines Krieges, der so lange fortgeführt werden wird, bis er in eine allgemeine gesellschaftliche Krise mündet - und das wird der Fall sein.
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