Saudi Arabien
Schneemann, Deine Behauptung, dass der Stamm der Sauds die schon immer militante Bewegung der Wahabiten als Bedrohung ihrer Herrschaft angesehen hätten oder würden, ist bereits aus dem gemeinsamen historischen Kontext heraus seit 270 Jahren widerlegbar. Wir reden hier nicht von einem kurzfristigen Joint Venture. Zum historischen Kontext der wahabitisch-saudischen Verbindung, die auch heute noch das staatlich-ideologische und legitimierende(!) Fundament Saudi Arabiens darstellt und von dem beide Seiten in der Folge enorm symbiotisch profitiert haben:

Zitat:From the Library of Congress Country Study on Saudi Arabia
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Accordingly, when Muhammad ibn Abd al Wahhab arrived in Ad Diriyah, the Al Saud was ready to support him. In 1744 Muhammad ibn Saud and Muhammad ibn Abd al Wahhab swore a traditional Muslim oath in which they promised to work together to establish a state run according to Islamic principles. Until that time the Al Saud had been accepted as conventional tribal leaders whose rule was based on longstanding but vaguely defined authority.

Muhammad ibn Abd al Wahhab offered the Al Saud a clearly defined religious mission to which to contribute their leadership and upon which they might base their political authority. This sense of religious purpose remained evident in the political ideology of Saudi Arabia in the 1990s.
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Data as of December 1992
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.au.af.mil/au/awc/awcgate/loc/sa/saud_wahhabi.htm">http://www.au.af.mil/au/awc/awcgate/loc ... ahhabi.htm</a><!-- m -->

Die Strategie der Sauds basierte darauf, das Gewaltpotential der Wahabiten vorrangig gegen gemeinsame äußere Feinde aber auch gemeinsame innere Feinde zu kanalisieren. In gewisser Weise trägt diese Beziehung Züge eines Schutzgeldgeschäfts oder König/Söldner-Verhältnis, wie es die Europäischen Adelshäuser mit den Söldnerheeren und ihren Anführern im Mittelalter in Zentraleuropa führten. Die Adeligen hatten damals die Finanzmittel, aber für Machterhalt und -Ausbau nicht genügend Gewaltpotential. Mitunter verstehe ich daher durchaus Deinen gedanklichen Ansatz, dass derartige Söldner einem König über den Kopf wachsen können. Ich sehe das in Saudi Arabien aber nicht. Die vereinzelten Anschläge die es mal vor 10 Jahren gab, sind Teil arabischer Verhandlungsmentalität und das gemeinsame Gewaltpotential wurde seitdem verstärkt nach außen projeziert. Gerade der Irak ist vor dem Hintergrund der wahabitisch-saudischen Allianz ein historisches Betätigungsfeld. Und seit dem Aufflammen der islamistischen Aufstände in den neuen saudischen EInflussgebieten von Westafrika bis Indonesien ist es auch im Kernland des militanten wahabitischen Islam auffällig ruhiger wie in jedem anderen Nachbarland, wo diese in Erscheinung treten.

Eine Euphemisierung dieser mit Finanzmitteln, straffen Islamschulen und Waffen überversorgten militanten und intoleranten Ideologie halte ich für sehr gefährlich. Der wahabitisch geprägte Islam ist die am stärksten wachsende Religionsgemeinschaft in Europa und auch die derzeit im islamisch geprägten Raum aktiv um eine Vormacht kämpfenden Radikalislamisten kehren irgendwann nach Europa zurück. Wenn man die Wurzeln dieses Übels, das Kernland der Wahabiten, dann immernoch apologetisch beschützt, dann wird das Erwachen um so schmerzhafter. Ich habe mit rechten Kölner Bürgerwehren nichts am Hut, und hege gegenüber gemäßigten Islam keinerlei Antipathien, sondern verbinde gerade mit den Gemäßigten die Hoffnung auf Frieden und gegenseitger Toleranz. Du unterliegst aber hier in meinen Augen einem fatalen Irrtum was die radikalen Elemente betrifft. Aber nicht nur Du, denn dass die Saudis und ihre wahabitischen Söldner sich mit ihren Petrodollars bei den Europäern und Amerikanern ein zweites machtpolitisches Standbein aufbauen konnten, ist ein trojanischer Schachzug der von gewissen Eliten geflissentlich ignoriert wird.
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