(Europa) Die russische Marine
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Zitat:29.03.15
RUSSLAND

Offiziell werden die Auswirkungen westlicher Sanktionen auf die geplante Erneuerung der russischen Flotte noch immer „klein geredet“ – tatsächlich aber scheinen sie doch beträchtliches Kopfzerbrechen zu bereiten.

Am 16. März meldeten russische Medien, der Neubau von 17 Kriegsschiffen - neun Fregatten und acht Korvetten – liege „wegen Mangels an Dieselmotoren und Dieselgeneratoren auf Eis“. Russische Betriebe seien „derzeit nicht in der Lage, die Lieferausfälle aus der Ukraine und Westeuropa zu kompensieren“. Sie seien zwar grundsätzlich bereit, nach Erhalt diesbezüglicher staatlicher Aufträge hier in die Bresche zu springen, aber die Entwicklung alternativer heimischer Anlagen werde nicht nur 10 Mrd. Rubel (etwa 160 Mio. Euro) teuer, sondern auch „mindestens zwei Jahre“ dauern.

Betroffen sind zum einen die bei der St. Petersburger Nordwerft und der Yantar-Werft in Kaliningrad gebaute Fregatten der GORSHKOV und der GRIGOROVICH-Klasse. Während für die ersten Einheiten beider Klassen noch ausreichend Aggregate zur Verfügung standen (bzw. bereits eingebaut sind), sieht es für weitere gerade erst auf Kiel gelegte oder noch geplante Schiffe wie z.B. die drei GRIGOROVICH-Fregatten des zweiten Loses düster aus. Bei den Fregatten gibt es zusätzlich auch noch Probleme durch den Lieferausfall ukrainischer Gasturbinen; der Bau dürfte sich um Jahre verzögern.

Erhebliche Auswirkungen gibt es auch bei den Korvetten der STEREGUSHCHIY-Klasse. Hier war nach negativen Erfahrungen mit unter dem Basisprojekt 20380 gebauten ersten Schiffen geplant, nur noch Korvetten eines verbesserten, modifizierten Designs (Projekt 20385) zu bauen. Mit GREMYASHCHIY und PROVORNYY wurde auch schon der Bau der ersten zwei von geplanten acht solchen Einheiten begonnen. Jetzt gibt es für beide Schiffe keine Dieselaggregate. Die heimische Kolomna soll Ersatz liefern, aber die dort gefertigten Dieselmotoren unterscheiden sich in Abmessungen und Raumbedarf deutlich von den bislang von der deutschen MTU gelieferten Motoren. Vor ihrem Einbau sind „größere Änderungen“ im Layout der Motorenräume notwendig. Der Bau von STEREGUSHCHIY-mod (Projekt 20385) wird sich „deutlich verzögern“.

Kiellegung der RETIVYY (Foto: Severnaya)Um hier wenigstens teilweise kompensieren zu können, hat die Nordwerft im Februar kurzfristig noch einmal zwei – von der russischen Marine eigentlich nicht mehr gewünschte – „alte“ STEREGUSHCHIY (Projekt 20380) auf Kiel gelegt. Für RETIVYY und STROGIY hatte die Werft offenbar noch ausreichend Anlagen für ursprünglich gewünschte, dann aber aus der Planung genommene Projekt 20380 auf Lager. Nicht so glücklich ist man bei der Amur-Werft in Fernost, wo nur zwei STEREGUSHCHIY des alten Designs Projekt 20380 gebaut werden. Während auf der fast fertigen SOVERSHENNIY die Dieselaggregate bereits vor Inkrafttreten des Embargos eingebaut waren, liegt der Weiterbau der GROMKIY auf Eis. Der Stellvertretende Verteidigungsminister Rogosin musste zugeben, dass die Nicht-Lieferung ausländischer Technik den „Zeitplan zur Fertigstellung der Korvette zunichte gemacht“ hat.

Am 24. März kündigte die zentrale russische United Shipbuilding Corporation (USC) an, die deutsche MTU wegen „Verweigerung der Erfüllung von Liefervereinbarungen“ zu verklagen. Wann bzw. wo (vor welchem Gericht) dies erfolgen soll, bleibt vorerst ebenso offen, wie die Erfolgsaussicht einer solchen Klage. Immerhin verweigert MTU die Lieferung der bestellten Dieselmotoren und –generatoren ja nicht aus eigenem „Unwillen“, sondern in Befolgung eines politischen Beschlusses der Europäischen Union.
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