Historische / Antike Schlachten
#40
(Teil 3) Beide Seiten eröffneten die Schlacht mit den Plänklern und den Fernwaffen, trotz der massiven karthagischen Überlegenheit bei diesen Truppen konnte keine der beiden Seiten dabei einen Vorteil gewinnen, die Veliten zogen sich dann nach links zurück, um die Bundesgenossen Kavallerie zu unterstützen, genauso die meisten karthagischen leichten Truppen. Die Plänkler auf der linken Flanke von den Karthagern aus blieben aber bei der nun am Fluß vorrückenden spanisch/keltischen Kavallerie um diese zu verstärken. In der Mitte stießen nun wohl zuerst die schwere Infanterie beider Seiten aufeinander, in diesem Moment der ersten Berührung der beiden Zentren stürmte die karthagische Reiterei links und rechts vor. Eine unklare Frage in diesem Punkt ist es, ob und wenn ja wer auf der rechten römischen Flanke am Fluß dabei abgesessen! kämpfte. In dem einen Text heißt es, die Römer wären abgesessen um zur Fuß mit ihren Lanzen eine Defensivstellung gegen die Karthager zu errichten, in dem anderen Text heißt es, die Karthager wären angeritten, dann aber abgesprungen und hätten zur Fuß angegriffen. Es erscheint mir logisch, dass die Römer absaßen, um zur Fuß mit Lanzen Stellung gegen die anstürmenden Reiter zu bilden, ob die Karthager auch absaßen ist dagegen nicht klar. Abgesessen hätten sie zwar weniger Verluste gehabt und hätten die Römischen Linien hier auf Dauer auch durchbrochen, es hätte aber mehr Zeit gekostet, ich vermute daher, dass die Karthager auf ihrer linken Flanke nicht absaßen und dort, erhöhte Verluste in Kauf nehmend die Römer überritten. Dabei fielen wohl eine ganze Menge Keltische Reiter den Römern zum Opfer, wie groß dabei die römischen Verluste waren ist höchst unklar, wahrscheinlich verloren die Römer nur sehr wenige Truppen und zogen sich, als klar wurde dass die Karthager es absolut ernst mit dem Sturmangriff meinten zur Infanterie zurück. Dazu passt auch, dass der Konsul Aemillius, der sich rechts bei der Reiterei befand, kurz darauf als Befehlshaber im Zentrum wiederfindet, zu dem er sich offenbar zurückgezogen hatte. Die Frage ist also nur noch, wann! er sich dorthin zurückgezogen hat, nachdem seine Reiterei vernichtet worden war, oder zusammen mit den abgesessenen Reitern nachdem klar wurde, dass man die Stellung rechts nicht gegen die Spanier und Kelten halten konnte. Ich favorisiere zweiteres.

Die linke Flanke von den Karthagern aus war also schon mal frei, und der Durchbruch wegem dem Rückzug der abgesessenen Römer zur Infanterie hin viel schneller erfolgt als erwartet. Zeitgleich war in der Mitte der Massennahkampf ausgebrochen. Bis dahin hatten die Römer und Karthager wahrscheinlich nur geringe Verluste gehabt. Die Legionen stürmten auf die spanischen und keltischen Linien ein. Dabei kam es dann zum Einsatz des Pilum und dadurch entstanden zwei Drittel der karthagischen Gesamtverluste binnen Minuten im Pilenhagel in der Mitte. Der Ansturm war so extrem heftig, dass nur im ersten aufeinanderprallen mehrere tausend Karthager in der Mitte getötet wurden, während die Römer nur sehr geringe Verluste hatten. Obwohl die Karthager ja ohnehin in der Mitte sich zurückgezogen hätten, wurden sie, ohne dass sie eine Wahl gehabt hätten von den Legionen einfach hunderte Meter weit unablässig kämpfend nach hinten weggeschoben. Es zeugt vor allem anderen von der überragenden Moral und Disziplin des karthagischen Heeres, dass das Zentrum davon nicht auf der Stelle zertrümmert wurde, jede zeitgenössische Armee, selbst eine römische wäre in dieser Situation auseinandergefallen. Den Sieg bei Cannae verdankt Hannibal also vor allem der Disziplin und der Zähigkeit seiner Iberischen Truppen im Zentrum und dem enormen Opfermut der Kelten ganz in der Mitte.

Derweilen lieferten sich die Numider und die Bundesgenossenreiter auf der rechten Flanke ein erbittertes Gefecht, ohne dass es den Numidern gelang, die Bundesgenossenkavallerie von der Infanterie zu trennen. Keine der beiden Seiten kam vorwärts. Hannibal geriet dadurch in eine kritische Lage, ihm lief die Zeit davon, denn es war höchst unklar, wie lange sein Zentrum noch halten würde. Er sandte daher wohl Sendboten zu den Spaniern und Kelten im Rücken der Legionen, dass sie seinem rechten Flügel sofort zur Hilfe eilen sollten. Die gesamte Länge der römischen Infanterie entlang ritten also die Kelten und Spanier nach rechts und fielen der Bundesgenossen Kav in den Rücken, so wurde auch der rechte Flügel freigeräumt. In der Mitte befahl er nun den verbliebenen Kelten weiter zurückzuweichen, so dass die Römer sich wie geplant alle zur Mitte hin bewegten und die Römische Masse dort zusammengeschoben wurde. Damit wurde der römische Vorsturm dort verlangsamt und gleichzeitig die Front an den Flanken aufgerissen und geriet dort in Unordnung. Dennoch war die Sache sehr knapp und alles hing von ganz geringen Zeiträumen, vielleicht sogar von nur 10 Minuten ab, denn beide Flanken mussten frei sein, bevor Hannibal die Phalanx einsetzen konnte und da er rechts mit den Numidern keinen Erfolg gehabt hatte, dauerte es noch einige Zeit, bis die Kelten und Spanier dorthin geritten waren. Diese ritten bei dieser Aktion wortwörtlich um den Sieg und damit um Leben oder Tot der gesamten karthagischen Armee, dass war der entscheidende Beitrag der Kavallerie, nicht jedoch der daran anschließende Angriff auf den Rücken der Legionen und auch nicht der Kampf links, da sie dort ja abgesessen kämpften und daher infanteristisch. Zusammen mit den Überlebenden Bundesgenossen floh zu diesem Zeitpunkt der eine Konsul, Gaius Terrentius, vom Schlachtfeld, vermutlich da er sich nicht mehr zur Infanterie zurückziehen konnte, sicher jedoch nicht aus Feigheit.

Beide Flanken waren frei und auf der römischen Seite in Konfusion geraten, die Römer hatten an ihrer Seite keine geordnete Linie mehr und die Bewegung der gesamten Armee war aufs Zentrum hin gerichtet. Die Phalanx marschierte in den Leerraum, drehte 90 Grad nach links oder rechts und stürmte auf die Flanke der Römer los. Zeitgleich sammelte sich die Keltische und Spanische Kavallerie hinter den Legionen und formierte sich, die Legionen waren eingekesselt. Waren sie das wirklich, dass ist der Punkt, warum ich der Phalanx und dem Flankenangriff der karthagischen Infanterie die Hauptrolle zuspreche, und der Angriff der Kavallerie in den Rücken nicht entscheidend war. Wenn man nämlich die verbliebenen karthagischen Reiter mal ansieht, und wie viel Raum sie blockieren konnten, dann bleibt eine kilometer weite Lücke im Rücken der Römer! Es war und ist einfach physisch nicht möglich, mit so wenig Truppen, zu dem Zeitpunkt ungefähr noch 5000 Mann einer immer noch zu diesem Zeitpunkt 60 000 Mann starken Armee den Rückzug zu verlegen oder auch nur ihre Front komplett zu schließen. Außerdem ist die Frage, wann der Angriff in den Rücken erfolgte, zeitgleich zur Phalanx oder erst danach, und meiner Meinung nach erfolgte er erst danach, als sich die Folgen des Angriffes der Phalanx zeigten. Der entscheidende Schlag, der die Römer also besiegte war der beidseitige Angriff der Phalanx an den Flanken, nicht der Kavallerie Angriff.

Die gesamte Bewegung der römischen Truppen ging also zum Zentrum hin, und in ihrer Bewegungsrichtung erfolgte der Phalanxangriff, damit konnten die Römer sich diesem nicht entgegenstimmen, die am Rand diesen Angriff überhaupt mitbekamen blieben wohl stehen, hatten aber keinen Rückhalt und wurden über den Haufen gerannt. Der Angriff brachte die römischen Truppen durcheinander, und als dabei der verbliebene Konsul und Oberbefehlshaber Aemillius getötet wurde, brach wohl auch die Befehlskette zusammen. Ein Teil der römischen Truppen versuchte sich zurückzuziehen und gegen die karthagischen Reiter im Rücken dem Ansturm der Phalanx auszuweichen, ein Teil versuchte im Zentrum durchzubrechen, ein Teil stellte sich gegen die Phalanx, kurzum, die Einheit der Legionen ging verloren und die Römer waren nicht mehr in der Lage ihre Handlungen zu koordinieren. Hannibal sah das und ordnete den Angriff der Kavallerie auch noch in den Rücken der Römer an.
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