(Asien) Indiens Luftwaffe
@Kosmos,
um das alles zu verstehen muss man wohl weiter zurückgehen. Prinzipiell wollten die Inder den Tejas ja als Nachfolger für die MiG-21 entwickeln. Das Programm wurde bereits 1983 gestartet, die Entwicklung begann aber erst 10 Jahre später. Zu diesem Zeitpunkt war der Kalte Krieg vorbei und nicht nur Indien, sondern auch China befanden sich im wirtschaftlichen Aufschwung. Traditionell sah sich die IAF der PLAAF hinsichtlich der Qualität ihrer Kampfflugzeuge überlegen, wobei man zahlenmäßig unterlegen war. Im Vergleich zu Pakistan war das Qualitätsverhältnis ausgeglichen, aber die IAF hatte mehr Flugzeuge als die PAF.
Anfang der 90er Jahre stellte sich die Situation für die Inder so dar, dass man eine Reihe leichter bis mittlerer Kampfflugzeuge im Dienst hatte, viele verschiedene Typen und einige von diesen waren bereits veraltet. Die Kampfflugzeugflotte sank und die IAF sah sich mit der Problematik konfrontiert dass die Anzahl operationeller Einheiten immer weiter schrumpfte. Der Tejas war zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Sicht, also benötigte man erneut fremde Muster um den weiteren Verfall der IAF zu stoppen. Man startete eine Ausschreibung und evaluierte die Mirage 2000-5 und die Su-30, wobei sich Letztere durchsetzte. Es hast die Su-30 sei aus Kostengründen gewählt worden, ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass die Inder befürchteten mit der Mirage nicht gegen die neuen chinesischen Su-27 bestehen zu können. Ende der 90er plante man dann doch noch den Kauf der Mirage 2000, möglicherweise weil man festgestellt hatte dass die Su-30 im Betrieb zu teuer ist und evtl. auch aufgrund der eher mäßigen Ersatzteilversorgung. Erst ging es nur um 40 Maschinen, nachdem Anfang des 21. Jahrhunderts jedoch immer noch kein Tejas in Sicht war plante man nun bis zu 120 Kampfflugzeuge in dieser Klasse zu kaufen und um die Lücke zu füllen und nahm Verhandlungen mit den Franzosen über die Mirage 2000 auf.
Keine Ahnung was die Inder letztlich zu der Überlegung trieb eine offene Ausschreibung zu starten, aber möglicherweise war man mit den Kosten der Mirage 2000 nicht ganz zufrieden und so wurde das MRCA-Programm ins Leben gerufen. Ursprüngliches Ziel war es schnellstmöglich ein kostengünstiges Kampfflugzeug einzuühren um der immer weiter sinkenden Stückzahl an Maschinen entgegen zu wirken. Anfängliche Mitbewerber waren dann die Mirage 2000-5, JAS 39, F-16 und MiG-29M. Allerdings zog sich das Programm hin und Frankreich wolte/konnte die Produktionslinie der Mirage 2000 nicht mehr offen halten, also musste man die Rafale anbieten. Letztere ist allerdings kein leichtes und billiges Kampfflugzeug und ich denke, dass die Akzeptanz der Rafale auch Tür und Tor für die F/A-18E/F und den Eurofighter öffnete. In dieser Zeit kam das Tejas Programm voran und die IAF schloss die Lücken Teilweise durch den Kauf von immer mehr Su-30MKI. Aus dem ursprünglichen MRCA, wurde der MMRCA. Die Anforderungen änderten sich dahingehend, dass man nun eher ein Flugzeug suchte das zwischen den Tejas und die Su-30MKI passen würde und nicht mehr ein kostengünstiges Leichtflugzeug, eine schnelle Einführung war eh nicht mehr möglich. Dass die Inder ihre Anforderungen ständig erhöht haben liegt sicher auch an den Entwicklungen in China und daran, dass Indien die Möglichkeit sah seine eigene Industrie durch ein solches Programm voranzubringen. Dadurch stiegen die Anforderungen kontinuierlich und ich denke dass sich die Inder durch möglichst viele Bieter eben auch viele Optionen offen halten wollten, selbst wenn die einzelnen Mitbewerber irgendwie so garnicht zueinander passen. Was die Inder wirklich wollen zeigt sich nun denke ich auch mit der Auswahl des Eurofighter und der Rafale. Man will einen politisch hinreichend starken und verlässlichen Partner, man will gute Offsets und umfassenden Technologietransfer zum Wohle der eigenen Industrie, man will möglichst keine Beschränkungen in der Nutzung und man will keine einseitige Abhängigkeit von Ländern wie Russland. Operationell will man ein Flugzeug, dass möglichst gut zwischen den Tejas und die Su-30MKI passt und das auch über die kommenden Jahrzehnte hinaus möglichst viel Wachstumspotenzial bietet und bei dem man auch noch auf die Unterstützung der Originalhersteller zählen kann. Natürlich will man auch ein Kampfflugzeug das leistungsfähig genug und potenziellen Feindmustern möglichst überlegen ist.

Auch dies ist nur meine Sicht der Dinge.
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Nachrichten in diesem Thema
[Kein Betreff] - von Erich - 28.06.2005, 19:51
Indischer AWACS und AWACS-Ersatz - von Erich - 02.11.2010, 22:02

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