Brasilien
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Ein neues "Reich Gottes" in Brasilien

Ein evangelikaler Megatempel hat in São Paulo seine Pforten geöffnet. Zur Einweihung kam selbst Brasiliens Präsidentin. Mitten im Wahlkampf zeigt das die umfassende Macht der umstrittenen Religionsgemeinschaft. Drei Stunden machten sie es sich auf den aus Spanien importierten Stühlen - 800 Euro das Stück - gemütlich. Genau so lang dauerte die Eröffnungszeremonie des monumentalen Tempels "Templo do Salomão" in São Paulo - des nun größten Gotteshauses Brasiliens. Die Präsidentin Dilma Rousseff höchst persönlich und zahlreiche andere politische und wirtschaftliche Größen des Landes waren gekommen und saßen neben dem Gründer der "Igreja Universal de Reino de Deus" (Universalkirche des Reich Gottes) Edir Macedo. [...] Mittlerweile gehören nur noch rund 65 Prozent der Menschen des größten Landes auf dem "katholischen Kontinent" der katholischen Kirche an und folgen dem Papst im fernen Rom. Die Zahl der Anhänger der Evangelikalen wächst dagegen kontinuierlich. [...]

Der Gründer der "Universalkirche des Reich Gottes", Edir Macedo, weiß seine Macht zu nutzen. Der selbst ernannte Bischof hat seine Freikirche 1977 ins Leben gerufen. Er hatte als einfacher Beamter begonnen. Heute gehört er zu den einflussreichsten Menschen des Landes. Die US-Zeitschrift "Forbes" schätzte sein Vermögen auf rund 820 Millionen Euro. Neben seiner multinationalen Kirche, die mittlerweile in mehr als 100 Ländern vertreten ist, besitzt er den zweitgrößten TV-Kanal Brasiliens "TV Record" und hält 49 Prozent der Aktien der Bank "Banco Renner". [...]

Die Fraktion der evangelikalen Abgeordneten im brasilianischen Kongress ist in den vergangenen Legislaturperioden stetig gestiegen. Von 30 im Jahr 1990 auf 73 Abgeordnete heute. Geht es um kritische Abstimmungen wie Abtreibung, weitet sich die Gruppe der Religiösen gar bis auf rund 190 Parlamentarier aus. Das sind knapp 40 Prozent des Parlaments.
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Möglich, dass sich Brasilien nicht nur zunehmend mit wirtschaftlichen Sorgen konfrontiert sehen wird, sondern alsbald auch mit einer Art "religiösem Kulturkampf". Anders kanalisiert kann man sich die wachsende Einflussnahme evangelikaler Kreise im Land kaum vorstellen. Zudem hat Edir Macedos als indoktrinär kritisierte "Universalkirche" teils fast schon sektenartigen, einen arg skandalumwitterten Charakter und steht mit diversen Devisenkanälen nach den USA in Verbindung (wo die Evangelikalen ja bekanntermaßen auch sehr stark sind). Auf jeden Fall eine Entwicklung, die Brasilien noch einige Probleme bereiten könnte.

Schneemann.
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