Großbritannien
Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen in Großbritannien haben die Tories von Premierministerin May einen Dämpfer erlitten. Im Kontext des Brexit kamen manche Hardliner-Töne vermutlich bei den Wählern, denen langsam die möglichen negativen Folgen des Brexit bewusst werden, nicht gerade gut an. Allerdings dürften lt. Beobachtern auch interne politische und wirtschaftliche Probleme (Altersarmut, Bildungsfragen, Infrastruktur) die Wahlniederlage begünstigt haben.
Zitat:Wahl in Großbritannien

Die Tür zurück zur EU steht einen Spaltbreit offen [...]

Auf den zwei Bildschirmen bei der Wahlparty der Pro-Europäer von „Best for Britain“ und „InFact“ blitzt es immer öfter rot auf. Mehr und mehr Sitze gehen überraschend an Labour. Für die Gäste hier im West End klar ein Votum gegen Theresa Mays Plan vom harten Ausstieg. [...] Die britische Parlamentswahl am Donnerstag hat der Premierministerin nicht das von ihr erhoffte „starke Mandat“ gegeben, im Gegenteil. Aber das heißt noch lange nicht, dass der Brexit nun ganz anders ausgeht. [...]

Gerade eine angeschlagene Premierministerin „könnte jetzt noch mehr auf die Konfrontation mit Brüssel setzen“, warnt Simon Tilford vom Centre for European Reform. Denn in ihrer Tory-Partei sind die brennenden Euroskeptiker gegenüber den Moderaten noch immer in der Überzahl. Angesichts der knappen Mehrheit, die May sich gerade zusammenklaubt, klingt Tilfords Warnung nicht weit hergeholt. [...]

Momentan gibt es nur eine Folgerung, auf die sich die Experten einigen können: dass dem Königreich eine lange Zeit wirtschaftlicher wie politischer Instabilität bevorsteht. Zumal die Brexit-Verhandlungen, die am 19. Juni beginnen sollen, nur eine der riesigen Herausforderungen sind, vor denen die Regierung steht. Schon vor der Wahl haben die Briten die steigende Inflation zu spüren bekommen, jüngste Zahlen zum Wirtschaftswachstum sind dürftig. Es knirscht an allen Ecken und Enden: bei der Gesundheitsversorgung, der Altersabsicherung, im Wohnungsmarkt, im Bildungssystem. [...]

Doch immerhin: „Die Regierung wird in den Brexit-Gesprächen nun weit demütiger auftreten“, glaubt Adam Thomson, Direktor des European Leadership Network. Bis dato hat May den Europäern beispielsweise unverhohlen gedroht, die Kooperation im Sicherheitsbereich aufzukündigen, sollte es keinen guten Deal geben. „Jetzt wird London vermutlich viel mehr betonen, was es in Europa alles beitragen kann.“
https://www.welt.de/politik/ausland/arti...offen.html

Ferner: Die Gespräche zwischen Tories (die eine Minderheitsregierung planen) und der DUP (die diese Regierung "dulden" soll) sind bislang nicht so ganz erfolgreich gewesen, wie den ersten Meldungen zufolge man hätte annehmen können. Und auch hier überschattet der Brexit anscheinend die Verhandlungen. Es wird sogar darüber spekuliert, dass May, die mit der vorgezogenen Wahl ein starkes Mandat angestrebt hatte, zurücktritt...
Zitat:Großbritannien: Mays Regierung wackelt wieder

Tories und rechte nordirische DUP haben sich, anders als gemeldet, noch nicht geeinigt. Premierministerin May strebt eine von der DUP tolerierte Minderheitsregierung an.

Die Verhandlungen zwischen den britischen Konservativen und der nordirischen Partei DUP über eine Zusammenarbeit im Parlament dauern entgegen früherer Meldungen an. "Die bisherigen Gespräche waren positiv", teilte DUP am Sonntag mit; die Diskussionen würden nächste Woche fortgesetzt. Mays Büro hatte zuvor gemeldet, es gebe im Grundsatz eine Verständigung. Eine offizielle Koalition sei nicht geplant, aber die DUP habe zugesagt, bei wichtigen Abstimmungen im Parlament für die konservative Regierung zu stimmen. [...]

Ein Streitpunkt in den Gesprächen dürfte die Grenze zwischen Irland und Nordirland nach dem EU-Austritt der Briten sein. Die Brexit-Verhandlungen sollen am 19. Juni starten. Die DUP will keine geschlossene EU-Außengrenze zu Irland, für Theresa May ist die Kontrolle über die Grenzen aber einer der wichtigsten Punkte in den Verhandlungen. [...] May hat in der vorgezogenen Parlamentswahl am Donnerstag ihre Regierungsmehrheit verloren und strebt nun eine Minderheitsregierung an. [...] Beobachter halten es für möglich, dass die Premierministerin zurücktritt, sobald sie eine Minderheitsregierung gebildet hat.

Mays Ansehen hat auch in den eigenen Reihen schwer gelitten.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-...handlungen

Schneemann.
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