Welches Gewehr? G-36, AK-74,AK-103, M16/M-4 ?Und wieso?
phantom schrieb:Aber auf die Kampfentfernungen wo moderne Armeen kämpfen ist ja das grössere Kaliber nicht mal im Vorteil.

Die berühmte Huhn-Ei-Frage:

Schiessen die Armeen nicht auf grössere Entfernungen, weil es ihre Waffen nicht bringen?

Oder sind die Kampfentfernungen wirklich immer so gering, dass das die Beschränkung auf eine auf grössere Entfernungen minder wirksame Waffe gerechtfertigt ist?


Selbstverständlich nimmt die Zahl der in einem Konflikt auf eine bestimmte Entfernung abgegebenen Schüsse mit grösserer Entfernung ab, aber öfter mal als Argumentation und Begründung für die Notwendigkeit von nur geringen Schussentfernungen herangezogene Statistiken betrachten die Rahmenparameter nicht (z.B. oft Jungel oder uneinsichtig verklüftetes Gelände [Vietnam, Korea], Kaliber/Waffen mit geringer effektiver Reichweite [.30 Carbine, .45 ACP], etc.).

Eine Beobachtung ist aber, dass je nachdem, wer die Statistik mit welchem Ziel geschöhnt hat, bis zu 30-40% der Schusswaffeneinsätze auf Entfernungen über 150 Meter und zwischen 20-30% auf Entfernungen über 300 Meter stattfinden - dazu muss man nur absichtlich den einen oder anderen grade nicht in die Argumentation passenden Konflikt wegfallen lassen (wie Du gleich im nächsten Satz mit dem Beispiel Afghanistan), schon kann man diese Prozentwerte beliebig wandern lassen.

Fakt ist, dass das heutige Kaliber und die Fähigkeit derzeit eingeführter Waffen zur Bekämpfung eines massenhaft auftretenden Gegners im Rahmen eines recht klar definierten Gefechtsfeldes mit erkennbaren Kampflinien komzipiert wurde (siehe die entsprechenden Studien von ORO/CONARC und anderen, insb. Gustavson, Hall, Hitchman), dieses Konzept stammt aus den 50ern des letzten Jahrhunderts - diese Situation ist seit Wegfall des Kalten Krieges Geschichte.


Neuerungen wie moderne Geschoss- und Patronentypen sind hier nicht berücksichtigt, genausowenig wie die Verbreitung von optischen Visieren, die einen gezielten Feuerkampf auf viel grössere Entfernungen möglich machen.

phantom schrieb:Afghanisten war doch ein absolut atypischer Krieg.


War es das?

Andere sagen, dass das der "Prototyp" der neuen Kriegshandlungen ist:

Überlegene Luftmacht, Drohnen für Aufklärung und Kampf und sehr wenige, sehr spezielle Kräfte auf dem Boden, die den Gegner aus grosser Entfernung ohne "klassischen" direkten Kontakt bekämpfen.

Die heisse Phase des Irakkrieges war nicht viel anders - hier wurde allerdings mehr mit mechanisierten Verbänden statt mit Spezialeinheiten operiert.

Nur heute hat sich der Zustand im Irak so gestaltet, dass der Gegner kaum auszumachen ist - der Grossteil der abgegebenen Schüsse ist hier auch eher irgendwelchem Unterdrückungsfeuer zum Ermöglichen von taktischen Bewegungen zuzuschreiben - wirklich "absahnen" tun hier Leute, die gezielte Schüsse auf für den OHK vergleichsweise grosse Entfernungen abgeben - auf beiden Konfliktseiten übrigens.


phantom schrieb:Ich glaube dass die USA ein viel grösseres miltärisches Potenzial haben und die Infanterie primär die Aufgabe hat, im Häuserkampf den Rest zu erledigen was Kampfflugzeuge, Kampfhelis und Tank eben nicht machen können.

Es gibt aber auch durchaus Konflikte, in denen ich nicht mit Bombern, CAS und Panzern wie ein Elephant im Prozellanladen agieren kann.

Gut, das merken und wissen die Amerikaner anscheinend nicht, aber dafür haben sie dann auch eine Situation wie derzeit im Irak. Da klappt dieses Konzept wohl nicht so toll.


phantom schrieb:Wenn die Entfernung gross ist, kann eine gut vernetzte Armee schnell Hilfe aus der Luft anfordern

So wie die Bundeswehr, die jetzt grade mal in der Lage ist, ein paar Aufklärer in die Region zu bringen und für nichtmal eine Handvoll Marder ein Jahr gebraucht hat?

Wo sind unsere Leos? Wo die PzH2000er?

Dennoch müssen unsere Jungs da unten mit ihrem "Sturmgewehr für den Rest" arbeiten - einer der Gründe übrigens, warum trotz Umstellung auf das G36 da immernoch G3 unterwegs sind.


Das ganze Internationale Combined/Joint ist zwar nett, aber eine fremde Luftwaffe oder fremde Artillerie ist halt weitaus weniger organisch als Eigene. Die Argumentation ist per se zwar OK, beisst sich allerdings ein wenig an der gelebten Einsatzrealität grade der Bundeswehr.


phantom schrieb:Bei den Amerikaner kommt ja das M249 viel mehr zum Einsatz als jetzt vergleichbare LMGs bei anderen Armeen. Aus dieser Sicht ist eine leichtere Waffe für die Masse an Infanteristen sicher logisch (Mix).


Das M249, dass die M60 vollkommen ersetzen sollte und das jetzt doch wieder von M240B in 7,62x51 ergänzt wird?

Übrigens ist ein LMG in meinen Augen wirklich die beste Applikation von 5,56x45 die es gibt - denn hier kann der Nutzen dieses Kalibers wirklich genutzt werden - geringes Gewicht und geringe Grösse erlaubt grosse mitgeführte Munitionmengen, geringer Rückstoss eine gute Deckungswirkung, Gurtspeisung und die Grösse dieser Gurte eine praktikable Anwendung.

Ich "liebe" das M249 und bin von der Einführung des MG4 begeistert - von der mittelfristigen "Quasi-Abschaffung" des MG3 wiederum absolut nicht.


phantom schrieb:Aus dieser Sicht ist eine leichtere Waffe für die Masse an Infanteristen sicher logisch (Mix).

Welche Masse an Infanteristen - von der US-Army jetzt mal abgesehen?

Wieviel reinrassige Infanteristen hat die BW jetzt nochmal in nächster Zukunft?

phantom schrieb:Dann hat man noch ein paar Sniper die auf die wirklich grossen Entfernungen viel effektiver als normale ARs.

Und was soll der Scharfschütze in der Gruppe? Da ist er praktisch unnütz?

Und was macht die Gruppe ohne Wirkung in der Entfernung? Das ist auch eher doof.

Was hier fehlt, ist der Designated Marksman, der die Lücke zwischen Sturmgewehr und Scharfschützen ausfüllt und auf für die Gruppe interessante Entfernungen von 500-700 Meter wirken kann (eben jede Mörserbediener oder gegnerischen "Scharfschützen" oder MG-Stellungen, die das Sturmgewehr auf diese Entfernungen nur noch mit kleinen Kügelchen eindeckt).



phantom schrieb:Widerspricht sich das nicht, vorher hab ich gelesen, dass das grössere Kaliber häufig einen Durchschuss bewirken / ergo in diesen Fällen ganz bestimmt keine Manstop-Wirkung beinhalten.
Ich denke da gibts keine grossen Unterschiede.

Klar, wenn - wie so oft - moderne SCHV-Geschosskonstruktionen (oft recht kompliziert, damit diese Munition überhaupt die in sie gestellten Anforderungen im Ansatz erfüllen kann, siehe SS109/DM11 DK) mit fast 100 Jahre alten Geschosskonstruktionen vergleicht.

Hast Du Dir mal z.B. das Styx von RUAG angeschaut?

Sowas ist Stand der Technik, und mit genausoviel finanziellem Aufwand wie bei der Suche nach 5,56-Verbesserungen ginge da noch weitaus mehr.

Wenn man auch tatsächlich miteinander vergleichbare Geschoskonstruktionen miteinander vergleicht, dann sieht das Ergebnis gleich ganz anders als beim Vergleich von Äpfeln mit Birnen aus.

phantom schrieb:Naja, denk ich nicht wirklich. Die Verbreitung von Nachtsichtgeräten ist z.B. bei den US-Truppen sehr hoch. So was würde ich jetzt als viel entscheidender ansehen, als jetzt die Verschmutzung/Wartung oder die ultimative Waffenwirkung (Kaliberdiskussion).

Nunja - die techetschenischen Rebellen hatten zu Beginn ihres Aufbegehrens auch nicht allzu tolle Ausrüstung, konnten aber schiessen.

Jetzt haben sie die Ausrüstung - natürlich auch durch finanzielle Hilfen, klar - aber zum Teil halt auch auf Kosten vieler russischer Soldaten.
Für die ist das sicherlich nicht die tollste Lösung.

Und weil wir grade dabei sind:

Genau für diesen Konflikt haben die Russen spezielle grössere Kaliber entwickelt, die mit schwereren Geschossen genau den dortigen Anforderungen entsprechen, nachdem die kleinen 5,45x39 in der dortigen Situation (Scharfschützen im OHK) oft nicht tauglich waren.

Auf Basis dieser Munition wächst grade eine ganze Waffenfamilie (Sturmgewehr, SSG, MP).

Das ist z.B. eine Reaktion auf recht aktuelle Einsatzerfahrungen der heutigen Zeit.

Komisch, nicht?
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