Türkei
Patriot schrieb:Kann mich nur meinem Vorredner anschliessen. Das Ganze hat rein garnichts mit Erziehung zu tun sondern einfach damit, dass der Mensch eben Mensch ist und auch Triebe besitzt. Wenn eine Frau nun ein Problem hat das ein Mann seine Blicke die aus seinem Trieb gesteuert werden auf sie fallen und sich davor schützen möchte, dann sollte das in einem demokratischen Staat erlaubt sein.
Manche User im Forum verstehen wohl das eigene Staatssystem nicht. Wenn einige hier ständig mit dem Finger auf andere zeigen und aussprechen wie böse sie doch seien, weil sie Menschen sich nicht frei entfalten lassen, aber verlangen, dass der Schutz einer Frau vor Blicken des anderen Geschlechts Verboten gelten sollten, kann ich nur den Kopf schütteln.

Ich weiss nicht wie oft das hier betont wurde, aber das Kopftuch ist primär kein religiöses Symbol, sondern ein Kleidungsstück, welches den Sinn hat der Frau die es trägt sich sicherer fühlen zu lassen. Es sind die Westler selbst die das Kopftuch so stark symbolisieren/dämonisieren. Lasst doch die Frau die es tragen möchte tragen.

Und gerade in der Türkei wo, wie Azrail ja bereits sagte, 95 % der Bev. muslimischen Glaubens sind, sollte der Staat dem eigenen Volk gerade solche demokratischen Rechte lassen.


In der Türkei wird niemanden das Ausleben seiner Religion verboten, Frauen die ein Kopftuch tragen können es tragen, wer will kann fünf mal am Tag Beten und zu Ramadan fasten. Wenn aber eine Frau Kopftuch trägt so darf sie z.B keine Beamtenlaufbahn beim Staat beginnen, nicht an staatlichen Universitäten studieren usw. Es ist vollkommen falsch zu behaupten das es den Menschen in der Türkei verboten sei ihre Religion auszuleben bzw. ein Kopftuch zu tragen.

Blicken wir mal in die jüngere geschichte der Türkei um 1980 als das Militär unter Kenan Evren putschte, nach dem Putsch förderten die kemalistischen Militärs die Reislamisierung mit dem Ziel die atheistische Linke zu schwächen. So wurden u.a die Imam-Hatip Schulen im Bildungssystem aufgewertet, d.h Abgängern dieser religiösen Schulen war es fortan möglich an technischen, naturwissenschaftlichen und wirtschaftlichen Studiengängen teilzunehmen. Zuvor war es den Abgängern dieser Schulen nur möglich an theologischen Studiengängen teilzunehmen, was nach dem Postmodernen Militärputsch gegen Erbakan im Jahre 1997 wieder eingeführt wurde. Weiterhin war es Abgängern der Imam-Hatip Schulen möglich in den Polizeidienst einzutreten.

Es war den Universitätsrektoren in den 80er bis Mitte der 90er Jahre sogar freigestellt frauen die Kopftücher trugen an Universitäten zuzulassen. Anfang der 90er Jahre wurden unter der konservativen ANAP Regierung unter Turgut Özal sogar Gebetsräume in den Universitäten eingeführt. Trotz viele Rechte der religiösen Menschen im öffentlichen Leben gestärkt wurden, wollten die Religiösen ihre Maximalforderungen umsetzen. Es wurde u.a gefordert den Laiezismus abzuschaffen, die Regierung von Ministerpräsident Necmettin Erbakan wollte Gesetze auf Basis der Sharia einführen, was massive Proteste zivilgesselschaftlicher Organisationen und Säkularisten zur Folge hatte. Zudem gewannen Islamisten in den Universitäten an Einfluss, was sich u.a in Schickanierung andersdenkender Studenten zeigte. Der Slogan "Als Osmanen waren wir geachtet und gefürchtet, als Kemalisten werden wir gedemütigt" war der Leitspruch islamistischer Studenten. Im Südosten gab es religiöse Gewalt seitens islamistischer Terrorgruppen gegen säkulare Intellektuelle und Journalisten. Es gab auch Vorfälle wo Polizisten bei einer Demonstration säkularer Journalisten gegen islamistische Tendezen im Land auf die Demonstranten mit Schlagstöcke einprügelten. Immerhin gelang es den Islamisten in den 80er und frühen 90er Jahre die Polizei zu unterwandern, weil sie für Abgänger der Imam-Hatip Schulen geöffnet wurden. Ungefähr 70 % der Abgänger von Imam-Hatip Schulen wollen meines Wissens Umfragen zufolge einen islamischen Staat.

Das Militär forderte die Regieung des Islamisten Necmettin Erbakan auf gegen die islamistischen Tendezen vorzugehen, was seine Regierung nicht tat. Die Forderungen die das Militär der Regierung stellte konnte die Regierung Erbakan mit dem Parteiprogramm der RP(Wohlfahrtspartei) nicht vereinbaren, ausserdem waren die Forderungen unannehmbar für ihre Wählerschaft. So nahm der Weg seinen Lauf und die Regierung Erbakan trat ab. Daraufhin wurden sämtliche Offiziere die islamistischen Aktivitäten verdächtigt wurden aus dem Militär entlassen, die Polizei wurde ebenfalls von Polizeioffizieren gesäubert die Abgänger von Imam-Hatip Schulen waren und in den staatlichen Universitäten war das Tragen des Kopftuchs oder eines Bartes verboten. Weiterhin konnten Imam-Hatip Abgänger nur noch theologische Studiengänge an staatlichen Universitäten besuchen.

Das Kopftuchverbot als Diskriminierung zu sehen ist daher völliger Humbug ! Die verordnungen haben ihre tiefgreifenden Gründe wofür die Religiösen zum grossen Teil selbst die Schuld tragen !
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