09.01.2007, 01:26
Quintus Fabius schrieb:Ganz allgemein, bekommt die BW nicht so oder so mehr Geld, geht sie kaputt. Sie ist schon in großen Teilen kaputt, d.h. nicht mehr in der Lage ihre Aufgaben durchzuführen.
Strategischer Seetransport nun ist eine absolut wesentilche Sache, wenn wir militärische Macht weltweit projezieren wollen, und das müssen wir.
Selbst beim jetzigen Etat ist dieser Seetransport absolut wesentlich und unabdingbar.
Sehe ich etwas anders. Sofern die Politik nicht mehr Gelder freigibt, muss man eben sehen wie man sich die vorhandenen Mittel einteilt. Die RoRos sind für mich keine Glaubensfrage, sondern nur ein Beispiel.
Quintus Fabius schrieb:Wir haben doch Geld für Fregatten, eine einzige solche Fregatte weniger und wir haben genug Geld. Zwei oder Vier Eurofighter weniger und wir haben genug Geld.
Sorry, aber diese Schiebereien sind meiner Meinung nach nicht hilfreich. Das geht nun schon so seit Ende des Kalten Krieges und ist meiner Meinung nach mitverantwortlich für den derzeitigen Zustand der Truppe. Nirgendwo ist mehr Planungssicherheit. Was einem an Mitteln heute versprochen wird, kann morgen schon wieder in einer anderen Waffengattung stecken bzw. ganz gestrichen sein. So eine Verwaltung hilft weder der Sacharbeit, noch der Moral der "Mitarbeiter" (die im Ernstfall dafür mit ihrem Leben haften).
Quintus Fabius schrieb:Selbst beim jetzigen Etat wäre strategischer Seetransport in der benötigten Form und Menge realisierbar, es ist nur eine Frage der Verteilung der Mittel. Wir verteilen die verbliebenen Mittel nicht so, wie wir es müssten !
Absolut einverstanden. Und ich bin sicherlich der letzte der meint, daß die Planung auf ewig und drei Tage festgeschrieben werden muss. Aber wie schon oben angesprochen - ich halte nichts davon, bei jeder neuen Bedrohungslage gleich die ganze Planung wieder um zu schmeißen. Im Kosovo-Krieg hat man nach Aufklärungssatelliten geschrien, dann waren die RoRos in Mode und jetzt weiß man nicht mehr woher man die geschützten Patroullienfahrzeuge für den Afghanistan-Einsatz her gekommen soll.
Das Ganze ist meiner Meinung nach die Folge unserer generellen Planlosigkeit. Wir haben eine Bundeswehr und wissen nicht wozu wir sie einsetzen wollen/müssen.
Bevor wir daher jeden Monat eine neue Ausrüstungs-Sau durch's Dorf treiben, müssen wir uns halt erst mal über die Grundlagen klar werden.
Quintus Fabius schrieb:Tschetschenien ist ein absolutes Positivbeispiel: hier ist das Problem eher der allgemeine Verfall der russischen Streitkräfte und die korruption und Kriminalität innerhalb der Streitkräfte. Ansonsten, in Bezug auf die Kostenfrage wie auch die Frage der sozialkulturellen Auswirkungen beweist gerade eben Tschetschenien die Richtigkeit meiner Aussagen.
Das Problem in Tschetschenien ist nicht die Wehrpflicht, sondern der allgemeine Verfall der russischen Armee was sich insbesondere in der Kriminalisierung und der mangelnden Versorgung der Soldaten zeigt.
Das habe ich aber anders mitbekommen. Im 1. Tschetschenien-Krieg soll die Moral der Truppe nicht nur aufgrund der miserablen Versorgungssituation so mies gewesen sein, sondern einfach weil viele nicht wussten wofür sie eigentlich gekämpft haben. Sicherlich ein Zeichen der Zeit damals, da vielen noch der Zerfall der Sowjetunion in den Knochen gesteckt hat und daher keiner so recht wusste, wieso um alles in der Welt man jetzt mit allen Mitteln noch Tschetschenien halten sollte. Bei Berufssoldaten hingegen dürfte das Problem kleiner sein, da sie dort aufgrund ihrer Berufswahl und nicht aufgrund eines Zwangs hingeschickt werden. Im 2. Tschetschenien-Krieg hingegen soll man weniger auf Wehrpflichtige gesetzt haben. Und mittlerweile sind (bzw. sollen) russische Wehrpflichtige in Krisengebieten eh Geschichte (sein).
Quintus Fabius schrieb:Das ist genau das, was heute falsch ist, die Schwäche des Staates gegenüber der Wirtschaft. Das wird euch allen nur eingeredet weil längst die Wirtschaftsführer unsere Politiker sind. Daher allein sagen die solche Dinge.
Kein Konzern könnte gegen den Staat handeln, wenn diese es nicht zuließe. All die NARREN die jetzt nach China flüchten, Selbstmord begehen aus Angst vor dem Tod wären so schnell erledigt würden wir unseren markt für Chinesische Waren sperren oder mittels Krieg den Chinesen auch nur Teile ihres Erdölflußes entziehen was ebenso leicht begründbar wäre (Sudan-Dafur)
Konzerne sind ein Nichts, und Dank der Moderne kann kein Konzernführer entkommen, gleich wo, die Erde ist zu klein. Dieses Ohnmachtsgefühl gegenüber der Wirtschaft kommt nur aus der Individualisierung, die eben diese Wirtschaft hier herbei geführt hat um uns Schwach zu halten. Daher glaubt jeder für sich allein unvorstellbaren Mechanismen gegenüber zu stehen. Das ist grundfalsch. All diese scheinbar mächtigen werden, wenn es so weiter geht unabwendbar eine drauf kriegen, mit dem gleichen überraschten dümmlichen Gesichtsausdruck den die Angehörigten des Ancien Regime hatten.
"Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas, wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!"
'Ne Groschen Lizenzgebühr an Lenin.
Quintus Fabius schrieb:Wir hätten aber diesen anderen naiven Völkern, diesen Fachidioten den Vorteil größerer Lebenserfahrung und einer anderen Weltsicht voraus. Ich würde Militäreinsätze für einen Vorteil in der Charakterbildung wie der Sozialkultur sehen, der unseren 2 jahre älteren jungen Leuten ein vorteil und kein Nachteil wäre. Und als Volk wäre es erst recht ein Vorteil, wir würden durch diese Veränderung unserer Sozialkultur deutlich an Härte und Straffheit gegenüber genau diesen anderen Völkern zunehmen.
Kann man sicherlich drüber streiten. Meinen persönlichen Erfahrungen nach gibt es da solche und solche "Ergebnisse" (sprich: Menschen). Als Super-Nanny würde ich den Bund nicht sehen.
Quintus Fabius schrieb:Verräter die nach China fliehen sind aber keine Deutsche Wirtschaft mehr. Und alle Macht basiert nur auf dem Militär. Deutschlands Macht nach dem Zweiten Weltkrieg wenn man das was wir da hatten überhaupt so bezeichen kann basierte nur auf der Nato und den USA. Und auf deren Waffen. Eine geborgte Macht. Ein Staat unserer Größe und unserer Wirtschaftskraft MUß zwingend in Zukunft selbst militärisch ausreichend stark sein. Unsere vorgeblichen freunde werden uns nämlich einfach fallen lassen sobald nur die Umstände entsprechend sind.
Die Meinung kann ich auch nur teilweise teilen. Deutschland hat seit dem WK II seine Macht praktisch kaum eingesetzt. Deutsche mit Interessen? So etwas gab es mehr oder minder kaum. Und bei unserer wirtschaftlichen Stellung hätten wir durchaus Interessen durchsetzen können.
Was die Unternehmen angeht, die meinen aus Deutschland weg zu müssen. Das sind weiß Gott nicht alle. Nur weil die Großkonzerne und einige Mittelständler derzeit lieber chinesische Sklavenarbeit nutzen, würde ich deshalb nicht auf den Rest unserer deutschen Wirtschaft spucken. Zumal wir diese brauchen, wenn wir auch militärisch wieder ausreichend Kapazitäten aufbauen wollen.
Was unsere Verbündeten angeht. Natürlich interessiert sich der "Ami" nicht sonderlich dafür ob "Good Old Germany" untergeht oder nicht. Allerdings werden auch wieder andere Zeiten kommen. Mit China und Indien stehen zwei neue Groß-/Supermächte in den Startlöchern. Und sollte Russland in der Post-Putin-Ära nicht wieder im Chaos versinken und weiterhin durch die hohen Rohstoffpreise profitieren, dürfte auch dieses Land sich in Zukunft zumindest als Großmacht wieder etablieren. Sprich: Die Amis brauchen uns.
Und was die Europäer angeht - so kritisch ich den Moloch EU sehe, so sehr hat er doch einen großen Vorteil. Die einzelnen europäischen Länder werden ihre Interessen immer weiter ineinander verweben. Mit dem Ergebnis, daß jeder auf den anderen angewiesen sein wird.
Quintus Fabius schrieb:Daher müssen wir aufrüsten, auch nuklear !
Ich halte nichts von Atomwaffen. Allerdings sind wir Deutschen in der glücklichen Lage uns darüber vorerst keinen Kopf machen zu müssen. Selbst wenn die nukleare Teilhabe wegfallen sollte, sind wir immer noch in der Lage im äußersten Notfall relativ schnell Atomwaffen herstellen zu können.
Quintus Fabius schrieb:So ist es, planlosigkeit allen Orten. Wir haben kein Strategisches Konzept für den Einsatz unseres Militärs das auch nur ansatzweise etwas taugen würde. Kein Wunder wenn man von Zivilisten ohne jede Ahnung und ohne jedes militärisches Wollen „geführt“ wird.
Naja, soweit ich es von außen beurteilen kann, hat nicht nur die zivile Führung ihre Mängel. Auch das derzeitige Führungspersonal innerhalb der BW scheint nicht gerade vor Kompetenz zu strotzen. Meiner Meinung nach auch aufgrund der Tatsache, daß wir keinen einzigen General/Admiral mit echter Kampferfahrung mehr haben. Nicht falsch verstehen - ich kann sehr gut damit leben, daß wir Deutschen seit '45 nicht mehr im Krieg standen, aber es geht doch nichts über eine "praktische" Ausbildung.