31.12.2006, 16:48
Wolf schrieb:Venturus schrieb:Fazit: Für die Bundeswehr kann aktuell nur eines gelten - hoffen das sich die Aktivitäten der Regierung nicht auf sie konzentrieren, da es sonst vermutlich nur noch schlimmer wird.
Die Bundeswehr ist für alle Parteien, sobald sie an der Macht sind, ein wichtiges Mittel um aussenpolitisch Punkte zu sammeln. Wäre auch bei der PDS so und war ja auch bei den Grünen so.
Mag sein, aber hat die BW denn mehr Mittel bekommen, seit sie verstärkt nach außen geht? Und das die PDS umfällt habe ich ja schon angesprochen - bloß zwischen umfallen und seriöser (Wehr-)Politik gibt es meiner Meinung nach einen himmelweiten Unterschied.
@Quintus Fabius:
Für eine umfassende Antwort auf die von dir genannten Punkte hab ich leider zu wenig Fachwissen. Daher picke ich mir mal einzelne Punkte raus.
1. Bundeswehr gegen den Terror: Hier sollte ein Mentalitätswechsel stattfinden. Die BW hat im Kampf gegen Terroristen nichts verloren. Das ist die Aufgabe der Polizei und des Verfassungsschutzes (im Inland) und des BND (im Ausland). Für Auslandseinsätze würde mir eine Zweiteilung vorschweben. Einerseits die Bundeswehr im Einsatz gegen klassische Partisanen und andererseits eine neu zu schaffende paramilitärische Anti-Terror-Division, die dann innerhalb der besiedelten Strukturen die Bevölkerung und die zivilen Institutionen schützt, sowie dort eingesickerte Terroristen verfolgt und deren Infrastruktur zerschlägt. Finanziell halte ich dies für machbar. Zumindest kurzfristig allein schon durch die Verlagerung der Gelder, die die Bundeswehr für diese Fähigkeiten vorhalten muss. Natürlich müsste trotzdem eine Grundinvestition vorgenommen werden, aber Geld ist in Deutschland immer noch da, man muss nur laut genug danach schreien oder eine entsprechende Lobby haben.
2. Berufsarmee vs. Wehrpflicht: Wir könnten hier jetzt die ganzen Pros und Contras durchkauen, aber die Diskussion läuft in Deutschland spätestens seit Ende des Kalten Krieges und hat bisher zu keinem Ergebnis geführt. Daher möchte ich eher mit einer Zukunftsprognose arbeiten.
Fakt ist das Deutschland immer weniger junge Leute haben wird und Fakt ist das die hochqualifizierten Leute immer wichtiger und schwerer zu bekommen werden. Gleichzeitig wird auch die verwendete Waffentechnologie immer anspruchsvoller. Sprich: Jeder Wehrpflichtige wird unserer Wirtschaft bitter fehlen (zumindest die Qualifizierten). Gleichzeitig sind die derzeitigen 9 Monate Wehrdienst schlicht und ergreifend quatsch. Und je weiter der Anspruch innerhalb der BW wächst, neue anspruchsvollere Techniken zu verwenden, werden vermutlich selbst die alten 12 Monate immer weniger ausreichend sein.
Fazit: Die Wehrpflicht ist mit unserer kommenden Bevölkerungsstruktur schlicht und ergreifend nicht zu vereinbaren. Die Bundeswehr muss zusehen wie sie aus den Zivilversagern, die bei ihr angeschwemmt werden, brauchbare Soldaten macht und wie sie mit der freien Wirtschaft den Kampf um die Qualifizierten nicht vollends verlieren wird, um auch in Zukunft brauchbares Offiziersmaterial zu haben. Natürlich bietet sich gerade die Wehrpflicht an, um da nicht vollends unter zu gehen, aber die wird es nicht mehr geben. Das werden die Unternehmen die händeringend nach Qualifizierten suchen werden zu verhindern wissen. Und zwar weitaus effektiver als es jeder Ostermarsch und jede Protestaktion beim Fahneneid jemals könnte.
3. Wäre ich dafür dem Motto "weniger ist mehr" zu folgen. Die Bundeswehr sollte sich lieber auf ein klar abgestecktes Aufgabengebiet konzentrieren, als sich in Dutzenden von einzelnen Fähigkeiten zu verzetteln. Habe irgendwo mal gelesen, daß die Marine stark an RoRo-Fähren und anderen amphibischen Kapazitäten Interesse hatte. Was soll so etwas? Man weiß schon nicht mehr, wie man den Bestand am laufen hält, möchte aber gleich mal eine neue Front aufmachen. Wenn man meint eine neue Fähigkeit zu benötigen, aber das Geld nicht mehr wird, muss man primär schauen, wo man bei nicht mehr benötigten Fähigkeiten Geld einsparen kann. Und wenn man meint, auf eine Fähigkeit partout nicht verzichten zu können, diese aber gerade nicht benötigt wird, muss man sich halt ein neues Konzept einfallen lassen, wie man diese Fähigkeit so weiterlaufen lässt, daß sie a) so wenig Ressourcen wie möglich benötigt und b) gleichzeitig immer noch so gut ausgestattet ist um im Ernstfall sofort wieder zu einer aktionsfähigen Einheit ausgebaut werden kann. Sprich: Das genug qualifizierte Leute und modernes Material vorhanden sind um neue Leute innerhalb eines vernünftigen Zeitrahmens daran auszubilden. Da muss dann halt auch mal der Mut da sein, eindeutige Prioritäten zu setzen. Das was ich bisher mit bekommen habe, erinnert mehr an die faulen Kompromisse innerhalb unserer Regierung.