Irak
Zitat:Bei Nürnberg ging es doch nicht um Recht sondern um Gerechtigkeit. Das damalige Recht war nicht angemessen, um die meisten Nazi-Verbrechen zu ahnden. Es schreien zwar viele "Siegerjustiz", aber letztendlich stimmen wir alle den Grundsätze nach denen Recht gesprochen wurde zu.
Ja, aber warum stimmen wir ihnen zu, das ist doch die relevante Frage bei solchen Überlegungen. Nicht weil wir uns von vornherein entschieden hätten, dass das der richtige Weg ist. Sondern weil die BRD selbst ein Konstrukt dieser Ereignisse ist. Und es ist und bleibt Siegerjustiz, das kann man drehen und wenden, wie man will. Dass das Interesse der Siegermächte sich ausschließlich oder gar wesentlich um Gerechtigkeit drehte, betrachte ich als ziemlich blauäugig. Ansonsten hätte auch Wernherr von Braun hängen müssen, schließlich kann mir niemand erzählen, er hätte nicht gewusst, was er da tat. Aber dem hat man lieber ein Ticket in die Staaten spendiert. Und wie will man die Anklage gegen Dönitz rechtfertigen, der letztlich für das verurteilt wurde, wozu jeder US-Militär ebenso verpflichtet gewesen wäre. Siehe die Aussage von Nimitz im Prozess. Aber ich gleite ab...

Zitat:Im übrigen ist die Reaktion der Europäer verlogen. Saddam Hussein ist der letzte Mensch auf dieser Erde, gegen dessen Verurteilung protestiert werden sollte. Bevor sie sich dessen Fall annehmen, sollten sie konsequenterweise bei allen anderen Hinrichtungsopfern Protest einlegen.
Es wird immer Protest eingelegt, wenn ein Fall öffentliches Interesse weckt. Ob das Hussein ist oder die LaGrand-Brüder oder Tookie Williams. Bei "allen Hinrichtungsopfern" (im Irak? Weltweit?) Protest einzulegen, ist gelinde gesagt eine unrealistische Forderung, die als Argument wenig taugt. Genausogut kann man sich den Weltfrieden für nächsten Dienstag wünschen.

Bei der Einstellung "für oder gegen Todesstrafe" ist die Person uninteressant. Wo kommen wir hin, wenn wir je nach Mensch entscheiden, ob er nun zb rechtlichen Beistand "verdient" hat oder nicht oder ob bei diesem Mensch die Todesstrafe angemessen ist oder nicht.Das ist dann Justiz nach dem Schema "den mag ich, und den mag ich nicht". Es handelt sich um eine Frage ohne Ansehen der Person. Insofern wäre es vielmehr verlogen, wenn die Europäer die Todesstrafe für Hussein gutheißen würden und weiterhin im eigenen Land für Kriminelle ablehnten. Würden sie also die Strafe gutheißen, müssten sie sie auch im eigenen Land wieder einführen.
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