Türkei
Erich, ich glaube voll und ganz, dass die TR sich in dieser Geschichte sehr bemüht und nach seinen Möglichkeiten auch investiert und macht und tut. Die Sache ist einfach, dass man von allen Kandidaten nunmal die ungünstigste Ausgangsposition besitzt. Du schreibst, dass sich die türkischen Privatinvestitionen in den letzten 13 Jahren auf rund 3,5 Mrd. $ belaufen. Das ist erstmal nicht wenig Geld, wenn auch nicht sonderlich beindruckend. Um Dir einmal die Dimensionen zu verdeutlichen: Alleine die Autobahn, die die Chinesen nach Zentralasien bauen ist mit 1,5Mrd.$ veranschlagt. Also alleine der Bau eines eigenen Waren-Transitweges, über den die TR nicht einmal annähernd verfügt. Diese Kosten werden übrigens vollständig von den Chinesen übernommen!
Weitere 4Mrd sollen in den nächsten Jahren an zusätzlichen Investments getötigt werden. Ich würde mir daher garkeine Illusionen darüber machen wo in der Zukunft die Hauptrouten für Öl und Warentransit liegen.

Kommen wir zu den Russen. Diese sind nachwievor fast durch die Bank und teilweise mit Abstand die größten Handelspartner der zentralasiatischen Staaten. Die Verkehrsinfrastruktur ist ohnehin bereits vorhanden. Um diesen den zentralasiatischen Markt abzugraben bedarf es deutlich potenterer Konkurrenz. Da bleibt realistischerweise nur China oder die EU, die dagegen anstinken könnten. Die politischen, kulturellen und wirtschaftsstrukturellen Hinterlassenschaften der UDSSR unterschätzt Du zudem gewaltig und zwar offenbar in dem selben Maß wie Du vermeintliche kulturelle Gemeinsamkeiten der "Turkstaaten" überschätzt. Rolleyes
Nationlalistische Kräfte in der Türkei sind diejenigen die ihr Land als die zentrale panturkischen Fürhungsnation sehen. Das sieht man in zentralasien jedoch anders. Und wie gesagt. Es gibt nichts, was an speziell türkischer Kultur exportfähig wäre. Hilfreich wären gemeinsame Historie, Kultur, oder gar eine religiöse Führungsrolle türkischer Koranschulen. Nichts von dem ist in signifikantem Maße vorhanden. Es reduziert sich wieder alles auf Chingiz Khans Eroberungsweg und die sprachliche Hinterlassenschaft. Ob das genug ist um sachliche Fakten auszustechen? :misstrauisch: <räusper>

Desweiteren scheinen Dir gerade die aktuellen Entwicklungen in der Region entfallen zu sein. Da ist abzusehen, dass sich dort bereits eine organsierte Zusammenarbeit anbahnt. Stichwort SCO. Dort sind die Türken garnicht erst vertreten. Der Kuchen wird also derzeit schon vertreilt.

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Zitat:...
In the eyes of Russian and Chinese policymakers, then, the SCO was a way to seal the strategic Sino-Russian dominance over Central Asia while engaging in friendly relations with their Central Asian neighbors. They all shared common concerns, such as the need to stifle increasingly violent ethnic and Islamist insurgencies; however, unlike their smaller fellow members, Moscow and Beijing desired to directly confront American hegemony, especially in a region they long considered their natural sphere of influence. No matter how alluring the possibility of the SCO becoming a model forum for regional cooperation, the reality seems to be that Russia and China wish to use the SCO to eventually build a new regional security architecture that reinforces each other’s territorial integrity while retrenching Western influence at the same time.
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The Central Asian states have accepted the Sino-Russian domination of the SCO more out of need than desire. Over the past several years, the leaders of these states allied themselves with Russia and China in order to gain support for their harsh domestic policies of severely repressing religious and political opposition movements, spanning from civil-political parties to violent Islamist guerillas. Lack of Western attention to the region resulted in many regional leaders, such as Uzbek President Islam Karimov, concluding that only Russia and China would commit the military troops and aid needed to defeat these internal and regional threats.12 Thus, in the late-1990s, the Central Asian states began to strengthen their relations with these two powers, and they welcomed the formation of the SCO with enthusiasm.13 For their part, Russia and China looked to gain the cooperation of their neighbors in dealing with their own problems; for instance, China has placed strong demands on the extradition of any wanted Uighur nationalists who escape into neighboring Tajikistan and Kyrgyzstan.
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Zitat:Im Süden Iran und Afghanistan - keine wirkliche Alternative, weder für den Rohstoffexport (es sei denn als Transitland) noch als Handelspartner für neue Bedürfnisse da bleibt nur
Der Iran der ja direkte Grenzen zu einigen der genannten zentralasiatischen Staaten hat, backt da keine kleineren Brötchen als die Türkei. Auch diese Investieren, bekommen Gas, Öl und liefern Strom und Waren. Bereits heute sind z.B. die Handelsbilanzen zwischen dem Iran und Turkenistan 3-fach so groß, wie die der TR mit Turkmenistan. In Azerbaijan spriessen mit iranischen Geldern schiitische Moscheen wie Pilze aus dem Boden. Die Leute werden dirt wieder religiöser..schiitisch. Du schreibst, dass der Iran keine interessanten Güter im Angebot hätte. Könntest Du die konkret ausführen? Als Rohstoffstransitland bleibt der Iran ohnehin die wirtschaftlichste aller möglichen Routen für kaspisches Öl. Dass so kostspielige Pipelines wie nach Ceyhan überhaupt gebaut wurden, liegt einzig daran, dass die US-Investoren auf Teufel komm raus, den Iran und Russland umgehen wollen. Aber auf dieser Basis wird man langfristig keinen entscheidenden Kuchen der zentralasiatischen Rohstoffe erhalten. Jedenfalls nichts zu dem Preis, wie ihn andere wesentlich einfacher erhalten. Stichwort Öltausch und bereits vorhande und geplante Pipeline-Netze.

--> Um in Zentralasien wirklich mitzuspielen, fehlt es der TR an Einfluss und konret physischen Zugang. Sie ist einfach zu weit im Westen und auch nicht an die bereits jetzt und vor allem zukünftig dominanten Mächte dort (China, Russland - SCO) angebunden. Chingiz Khan hilft da leider nur sehr begrenzt.
Aber wie ich bereits schon sagte. Für die vorhandenen Möglichkeiten ist Rang 5-10 der Handeslpartner einiger Länder schon rech ordentlich. Relatives Ausbaupotential innerhalb dieses wachsenden Marktes besteht aber eher kaum. Dazu steht man zu sehr vor der Tür, als drin. Da sitzen eben andere am deutlich längeren Hebel. Das ist ja der Grund warum ich sage, dass die TR eben ihre Rolle als Waren und Rohstofftransitland zwischen Europa und Vorderasien, sowie auch als potentieller Exporteur diverser Güter wahrnehmen sollte. Wie Ceyhan zeigt ist sie die politisch stabile und angenehme Alternative für den Westen um alternativen signifikanten Zugang zu den örtlichen Rohstoffen zu erhalten. Daraus sollte man seinen Nutzen ziehen. Wenn Afghanistan, oder der Irak einmal kontrollierbar sein sollten, haben Haliburton und Co dafür allerdings auch schon seit Jahren Pläne in der Tasche mit deren Verwirklichung auch Ceyhan eher begrenzte Bedeutung hätte. Eben aus der reinen Wirtschaftlichkeit heraus.
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