Iran
Joar, das will ich garnicht bestreiten, dass Telepolis da ein düsteres Bild zeichnet. Die Frage ist vielmehr, ob das Bild auch zutreffend ist.
Und da muss man, dass sag ich immer wieder, eben sehr aufpassen. Es gibt eine ziemlich finanz- und lautstarke oppositionelle Exilfraktion, die sich meist aus ehemaligen Royalisten und Kommunisten zusammensetzt. Diese findet seit dem iranischen Atomstreit auch in den hiesigen Medien immer mehr Gehör. Wenn man deren Berichte und Meldungen in einem Artikel zusammenfasst und daraus ein Iranbild zeichnet ist das ebensowenig zutreffend, wie die Darstellung diverser Ereignisse der Pro-Iranischen Presse (Kayhan, IRIB, usw..). Mit schwarz/weiss Malerei kommt man dem Verständnis der Ereignisse und Zusammenhänge bzw der Gesamtsituation nicht näher. Der Iran ist eben tatsächlich eher dynamisch als eine politische oder gesellschaftliche Einbahnstrasse. Auch wenn das leichter zu verstehen wäre. In der Praxis gibt es diese und jene Strömungen, Entscheidungen, Ereignisse im Iran. Auf die Jahre hin gesehen entwickelte sich durchaus dieses von mir, aber auch Patriot gezeichnete Bild "Zwei Schritte vor und einer zurück". Teleoplis hat (das war wohl auch die Intention des Artikels) die Rückschritte gezeigt.

Man kann solche Bilder auch über den deutschen Rechtsextremismus überzeichnen und Deutschland im Ausland als Nazi-Land darstellen. Dem würdest Du sicherlich auch widersprechen wollen und sagen "Moment! Ganz so siehts ja nun auch nicht aus." Ein ähnliches Bild liesse sich auch zeichnen über die Infiltration und Verbote diverser Islamischer Organisationen in Deutschland, oder Europa. Da würdest Du ebenfalls sagen "Moment. Die Jungs waren auch nicht ganz sauber"

Zur konkreten Sache mit den Sufis. Die Sufis wurden/werden im Iran bisher weitestgehende geduldet. In den letzten Monaten wurden aber mehrere Sufi-Treffpunkte von der iranischen Polizei hopps genommen und aufgelöst. Ihnen wird teilweise Staatsfeindlichkeit vorgeworfen. Es kam teilweise zu Straßenschlachten mit bewaffneten Sufis und der Polizei. Hinzu kommt dass derzeit einige ausländische Staaten verstärkt versuchen einige ethnische und religiöse Gruppen im Iran zu finanzieren und zu regierungsfeindlichen Aktivitäten zu benutzen. Es gab ua. einige Anschläge und Entführungen durch Kurden und sunnitische/arabische Extremisten, die in dieser Form jedenfalls relativ neu waren. Daher ist die Sensibiliserung für solche Gruppierungen insbesondere aufgrund der allgemein unsicheren Lage ziemlich akut derzeit. Die Sicherheitskräfte werden tatsächlich etwas nervös langsam. Das sieht man nicht nur an dem Umgang mit den Sufis, sondern auch an den verstärkten Militäraktionen an der Grenze zum Nordirak (Kurden), dem Südwesten Irans (Araber) und der Grenze zu Afgnaistan (Sunnitische Extremisten und Drogenbanden).

Mal ein Bericht aus der arabischen Presse. Und die sind in der Regel alles andere als iranfreundlich:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://english.aljazeera.net/NR/exeres/053FA0CD-98E6-4CC1-AE3E-1B070C474D95">http://english.aljazeera.net/NR/exeres/ ... 070C474D95</a><!-- m -->
Zitat:Police, Sufis clash in Iran

Iranian police have arrested about 1000 people in the central seminary city of Qom after clashes over the closure of a house of worship used by mystical Sufi Muslims, city officials say.
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About 200 people were hurt in the clash, one official said on Wednesday.
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The fighting erupted on Monday after the Sufis refused to evacuate a suburban house where they had been congregating for dervish rites
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Sufi Muslim spirituality is tolerated under mainly Shia Iran's strict Islamic laws, although some senior religious figures occasionally call for a clampdown on its rites.
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"We did not aim to confront them at first, but when we felt that ... a plot was under way, we took steps.

"The arrogant powers are exploiting every opportunity to create insecurity in our country and (the Sufis') links to foreign countries are evident."
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