Iran
Shahab3 schrieb:
Zitat:Aber wie gesagt. Meine als Falschaussage bezeichnete über 100 Jährige Geschichte der Demokratie (= die immer als Entwicklung und nie als Endzustand verstanden werden kann) im Iran hat Fundament und ist Tatsache.
Wenn man die 100-jährige Geschichte der Demokratie im Iran als einen Zeitabschnitt definiert, der Übergangsphasen, Unruhen, erste Wahlen und gesellschaftliche Umbrüche beinhaltet, so kann ich dir zustimmen. Aber ich stimme nicht zu, wenn es heißt, dass es im Iran seit 100 Jahren eine Demokratie gegeben hätte. Und so hat sich deine Argumentation mir gegenüber zumindest meiner Einschätzung nach dargestellt. Deshalb auch meine Kritik.
Zitat:Niemand braucht den Westen für irgendwelche Nachhilfestunden. In Irans Geschichte kam der Westen ohnehin immer nur dann, wenn er Geld verdienen wollte, nicht um den Leuten zu helfen. Und da stand die demokratische Entwicklung im Iran, sowie der stärker werdende Sozialismus und Nationalismus bei denen die Bürger mehr Anteile am ausgeführten Ölreichtum forderten sehr im Wege. So wurden eben netterweise die brutale Pahlavi-Bande eingesetzt. Niemand von den sesselfurzenden Westlern hat seitdem mehr das Recht die demokratischen Verhältnisse im Iran zu bemänglen. Alles scheinheiliges Geschwätz.
Jetzt bist du aber nicht ganz objektiv. Es bestreitet niemand, dass der Westen knallharte Interessen im Iran und im Nahen Osten hatte und noch immer hat. Nur muss man dies in einem Gesamtrahmen sehen. Die meisten Einflüße fanden in einer Phase statt, wo der Westen selbst in Konflikte verwickelt war (Zweiter Weltkrieg, Kalter Krieg oder jetzt der sog. "Krieg gegen den Terror") und wo es um mehr ging als nur um eine Einmischung irgendwo. Der Iran geriet nur in den Sog von Ereignissen. Und auch wenn die "Pahlevi-Bande" vom Westen eingesetzt wurde und mit zunehmend harter Hand regierte und foltern ließ (was auch erst später der Fall war), gab es auch Tendenzen des Versuchs einer innenpolitischen Übereinkunft, auch auf religiöser Basis.

Bsp. 1:
Zitat:Mohammad Reza Schah versuchte im Gegensatz zu seinem Vater einen Kompromisskurs mit den Geistlichen des Landes zu fahren, zum Beispiel, indem er das von seinem Vater erlassene Schleierverbot abmilderte und den Schleier tolerierte, obwohl er sehr westlich orientiert war.
Bsp. 2:
Zitat:In der Anfangszeit seiner Regentschaft gewann der junge Schah eine große Popularität durch die erfolgreiche Zurückdrängung der Sowjets aus den Nordprovinzen des Iran (Aserbaidschan) und der Zerschlagung der kurdischen Republik Mahabad.
Beide Bsp. sind einem Wikipedia-Artikel zu entnehmen:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Mohammad_Reza_Pahlavi">http://de.wikipedia.org/wiki/Mohammad_Reza_Pahlavi</a><!-- m -->

Erst nach dem Mossadegh-Putsch, so der Artikel weiter, entwickelte sich der Schah zum brutalen Autokraten. Und hier behaupte ich, dass diese Entwicklung im Rahmen des Kalten Krieges geschah und dass diese sich nicht zwangsläufig der westlichen Einmischung zuordnen lässt. Zumindest war die "Pahlevi-Bande" kurz nach ihrer Einsetzung und in den ersten Jahren ihrer Regentschaft noch eher tolerant. Erst die brutale Polarisierung im Kalten Krieg und die Mossadegh-Affäre sowie die knallharte antikommunistische US-Politik schufen den blutrünstigen Herrscher auf dem Pfauenthron.
Zitat:Da gibts auch nicht viel zu sehen. Auch das sind historische Tatsachen. Aber "Einflußzone" ist eine sehr schmeichelhaft Formulierung für Krieg und Besatzung.
So nennt man das also, wenn man auf der richtigen Seite steht.
Eine Einflußzone ist eine Einflußzone und nicht unbedingt ein besetztes Gebiet. Auch spielt es bei der Einschätzung des Begriffs keine Rolle, ob man auf der richtigen Seite steht oder nicht. Der Südirak mit seiner schiitischen Bevölkerungsmehrheit gilt bspw. als iranische Einflußzone, steht aber derzeit unter britischer Besatzung.
Zitat:"Überrant für Versorgungswege" ist ebenfalls sehr schmeichelhaft formuliert für einen unrechtmässigen Angriffskrieg und eine Besetzung des *ausdrücklich neutralen!!!* Iran.
Natürlich war der Angriff auf den neutralen Iran 1941 ein unrechtmäßiger Angriffskrieg, aber "überrant für Versorgungswege" hat man ihn deshalb immer noch. Abgesehen davon wurden aber nach Kriegsende deutsche Kriegsverbrecher in Nürnberg auch wegen des Führens eines Angriffskrieges verurteilt. Wäre die Besetzung des Iran ein Angriffskrieg gewesen, so hätte man ja rein technisch auch die alliierte Führung verknacken können. Das war aber nicht der Fall.

PS: Der englische Wikipedia-Artikel ist hilfreich. Danke.

Schneemann.
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