Aufstands- und Partisanenbekämpfung (COIN)
#16
haweye87 schrieb:
Zitat:nein wäre es nicht. nach dem völkerrecht ist die besatzungsmacht für die aufrechterhaltung von ruhe und ordnung in dem besetzten gebiet verantwortlich - weshalb auch für die im libanonfeldzug von maroniten begangenen massaker in den palästinsischen flüchtlingslagern sabra und schatila letzendlich die israelis verantwortlich gemacht wurden.
Naja, zu diesem Zeitpunkt waren die genannten Lager nicht israelisch besetzt oder von der IDF kontrolliert. Insofern kann man das nicht als Gebiet bezeichnen, in dem die Besatzungsmacht Ruhe und Ordnung zu wahren hat. Vielmehr haben die Israelis befürchtet, dass sie in diesen Lagern noch einigen Widerstand zu erwarten hätten, weshalb sie diesem notorischen Blutsäufer Hobeiqa und seinen Milizen freie Bahn gewährt haben, bzw. ihnen die Drecksarbeit übertrugen. Augenzeugenberichten zufolge hat die IDF damals 32 Stunden gewartet, ehe sie in die Lager eingedrungen ist, obwohl bereits zwei Stunden nach dem Einmarsch von Hobeiqas Leuten die Schießereien begannen. D. h.: Eine direkte Schuld kann man den Israelis nicht geben. Sie sind in Beirut vielmehr der grausamen Logik der Partisanenbekämpfung erlegen und haben eben abgewartet.

Erich schrieb:
Zitat:zur Bewertung einiger hier vorgetragener Thesen empfehle ich den Film Patrick Rotmans "L'Ennemi intime" (*) und etwas Lektüre des Unabhängigkeitskrieges der Algerier und der dort von den Franzosen durchgeführten Kriegstaktik.

Dort hat genau diese brutale Taktik (z.B. Folter - die gefolterten erzählen alles, was man will, auch wenn es überhaupt nicht stimmt) und das "Verschwinden lassen" von Gefangenen überhaupt nichts gebracht.
Im Gegenteil;
die selben abstrusen Methoden würden übrigends dann von französischen Militärberatern an die USA und südamerikanische Militärdiktaturen (z.B. Argentinien) weiter gegeben. Während die Militärdiktaturen inzwischen verschwunden sind versuchen Amerikaner offenbar immer noch, diese Taktik durchzuführen (G'itmo), lernen aber anscheinend auch, dass das wirklich nichts bringt.
Das ist so nicht ganz richtig. In Südamerika hat man mit den französischen Methoden sehr wohl den einen oder anderen Erfolg zu verbuchen gehabt. Die Volksfront- und Revolutionsbewegungen der 60er und 70er Jahre in Süd- und Mittelamerika wurden schwer dezimiert, auch durch die grenzübergreifenden Geheimdienst- und Polizeiaktionen der Diktaturen vor Ort. Äußerst erfolgreich - wenngleich auch sehr brutal - war man u. a. in Argentinien (ab 1976, Militärputsch d. General Videla), Chile (1973, Militärputsch d. General Pinochet) und Bolivien und Paraguay. Insofern: Ob man diesen Methode nun gut findet oder nicht - erfolgreich war sie durchaus...

Abgesehen davon: Die sogenannte "Schlacht um Algier" haben die Franzosen mit dieser Taktik übrigens auch mehr oder minder gewonnen.

Wolf schrieb:
Zitat:Das ist eine irreführende Erklärung. Die Amerikaner hatten viele Ziele, insbesondere Grossstädte in Nordvietnam zu Verbotszonen für ihre Bomber erklärt - vermutlich um den aussenpolitischen Schaden ihrer Angriffe zu reduzieren. Das führte in Konsequenz zu einer Verlagerung der Transportwege und Materiallager durch die Nordvietnamesische Armee in genau diese Bereiche. Hätten diese Bereiche nicht existiert, wären die Verluste der Nordvietnamesen weit höher gewesen und das Regime hätte schneller an Glaubwürdigkeit verloren, denn es hätte buchstäblich keine sicheren Plätze mehr gegeben. (...)
Das ist richtig. Man sollte hier daran erinnern, dass die sogenannte "Weihnachts-Bomberoffensive" 1972 (Operation "Linebacker II"), dabei wurde auch Hanoi gezielt attackiert, zwar erhebliche Proteste in der europäischen Welt und auch in den USA hervorgerufen hat - vor allem durch linksideologisch geprägte Personen - , aber letztlich Hanoi wieder an den Verhandlungstisch gebracht hat, bzw. die Verhandlungen doch beschleunigt hat. Gleichen Effekt hatte auch das Stoppen der nordvietnamesischen Großoffensive 1973 durch massive Schläge der USAAF und USN.

Schneemann.
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[Kein Betreff] - von Holger - 23.01.2004, 11:13

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