14.07.2006, 15:31
Zitat:3. ich finde die gesamte diskussion hier sehr theorielastig. 3 israelische soldaten sind von terroristen entführt worden, israel wird täglich mit aus dem libanon und gaza abgefeuerten raketen beschossen und weder die palästinensische autonomiebehörde noch die libanesische regierung sind in der lage oder willens, dem treiben der terrororganisationen auf ihrem territorium einhalt zu gebieten.Und ganz nebenbei sind acht israelische Soldaten getötet worden. Das ist ein recht hoher Verlust, wenn man bedenkt, dass noch drei weitere entführt wurden und 19 Soldaten verwundet wurden. Zumindest für die israelische Armee sind das ungewöhnlich hohe Verluste. Insgesamt 30 Mann in wenigen Tagen...
Zitat:Ich halte die Zerstörung von Teilen der Infrastruktur deshalb für ein Zeichen - eine Stärkedemonstration. Nicht für Terroristen sondern für die dortige Bevölkerung und insbesondere für die Oberschicht. "Ihr mögt uns nicht, wir mögen euch nicht - fein, damit können alle gut leben - aber wenn ihr euren Saftladen nicht im Griff habt, machen wir euch platt" - und nicht wie du es andeutest: "Eure Eliten, die die Aktionen der Hizbolla geduldet haben, werden von unseren Angriffen in ihrer Arbeit (?) und in ihren Lebensgewohnheiten nicht beeinflusst" (Humane Kriegsführung ?)Wenn es überhaupt sowas wie einen humanen Krieg gibt...
Abgesehen davon empfinde ich es wenig hilfreich, wenn argumentiert wird, dass die Zerstörung der Infrastruktur ein notwendiges Stärkedemonstrieren sei. Das blinde Zuschlagen ist eher ein Zeichen der Schwäche und der Ohnmacht und wirkt nicht sonderlich souverän. Das Zusammenhauen von Flughäfen und Brücken bringt darüber hinaus nichts, aber auch gar nichts und schädigt eher Israels Ansehen im Ausland, bzw. schadet den radikalen Gruppen keineswegs in wirklich großem Umfang, da diese wegen ihrer Mobilität nicht auf eine großflächige Infrastruktur angewiesen sind.
Und: Was will man mit der Tötung von (bisher) 60 libanesischen Zivilisten erreichen? Die Oberschicht einschüchtern? Wohl kaum. Oder geht man nach der "Für jeden getöteten Soldaten werden 50 Geiseln erschossen!"-Variante der Vergeltung vor? Hoffentlich nicht...
Zitat:Tel Aviv/Beirut - Scheich Hassan Nasrallah, der Führer der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz im Libanon, habe "sein eigenes Urteil gefällt", sagte Israels Inneminister Roni Bar-On im Rundfunk.Diese Argumentation ist sicherlich nicht hilfreich, heizt die Lage zusätzlich an und mutet auch ein wenig kindisch an. Wenn es (wohl) nicht so bitter ernst gemeint wäre, könnte man es fast mit einem Lächeln kommentieren. Nicht falsch verstehen: Nasrallah ist ein Strippenzieher des Terrors und sollte gestoppt/ausgeschaltet/gefasst werden, aber die Argumentation von israelischer Seite erinnert ein wenig an die "Er hat mir meinen Bagger weggenommen und jetzt bewerfe ich ihn mit Sand!"-Sandkasten-Streitereien von Kindern und zeugt nicht von einer sonderlichen Reife.
Schneemann.