20.06.2006, 21:47
Zitat:Zum Thema freie Meinungsäußerung: Darf man in Russland zum Bespiel auch nicht, trotzdem wird Russland als halbwegs demokratischer Staat bezeichnet.Jein. Es hat zwar Bundeskanzler Schröder seinen Kollegen Putin in einem Anfall von Zweckoptimismus einen "lupenreinen Demokraten" genannt, aber sowohl in der rot-grünen Regierung als auch in der Opposition und in den Medien gab es heftige Kritik hiergegen. Auch die US-Administration hat mehrfach, auch bei Besuchen im Baltikum (Rice, Cheney), die eingeschränkten Presserechte und die Gleichschaltungstendenzen unter Putin heftig kritisiert. Und ehrlich gesagt kenne ich niemanden in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, der Russland als normale Demokratie im westlichen Stil ansieht.
Zitat:PS2: Da der "Westen" im Iran eine existierende Demokratie zugunsten einer Diktatur gestürzt hat, fehlt ihm meiner Meinung nach auch ein wenig das Recht, diesbezüglich im Nahen Osten Maßstäbe setzen zu wollen.Nun ja, die Regierung unter Mossadegh, ich denke, auf diese spielt dieser Satz an, war auch nicht unbedingt eine vorbildliche Demokratie und hatte einige Charaktereigenschaften, die durchaus an sozialistische Diktaturen erinnern können. Damit will ich keineswegs den folgenden Putsch (auch mit CIA-Hilfe) und die Einsetzung des Schahs gutheißen. Aber man muss eben diese Handlungen und Denkweisen im Rahmen der damaligen Weltpolitik sehen (Kalter Krieg, etc.). Und man kann und sollte erst recht nicht versuchen, hieraus den Versuchen des Westens, heute die Demokratie zu verbreiten, einen Strick zu drehen. Insofern: Ich denke, dass man so nicht ganz argumentieren kann; eben auch, weil hier die Hintergründe andere waren und ganz andere Rahmenbedingungen bestanden.
Schneemann.