19.03.2006, 14:10
Alles schön und gut.
In der Analyse des Einsatzes und seiner Defizite stimmen wir ja überein. Nur sehen wir die Bewertung unterschiedlich.
Du bist auf die Optimierung des Outputs fokussiert, ich beschäftige mich eher mit den restriktiven Rahmenbedingungen, die den Einsatz definieren. Das ist eine Frage des Ansatzes.
Ich sehe natürlich auch, dass eine viel robustere EU-Truppe mit besserer Ausrüstung, mehr Kampfeinheiten zur echten Stabilisierung und weit aus mehr und besser ausgerüsteten UN-Truppen nötig wären für dieses riesige Land, um militärisch effektiv wirken zu können. In der militärischen Sicherheitsanalyse stimme ich dir da zu. Absolut.
Nur, es geht hier eben nicht um die militärische Sicherung (zumindest nicht de facto..), sondern hier geht es um politische Fragen und Gesten/Zeichen.
Man kann nicht einfach nur fragen, was der optimale militärische Output ist und welche Mittel man dazu benötigen würde. Das ist eine verkürzte militärisch-zentrierte Sichtweise, die die politischen Friktionen völlig vergißt, deren bedeutsame Beschränkungen. Die sind sicher militärisch nicht sinnvoll, doch kann man sie nicht wegdiskutieren!
Würden wir mit deutlich mehr Truppen und stärkerer Ausrüstung einrücken, hätten wir zuallerst mal das Problem, dass die Bürgerkriegsparteien das als direkte "weiße Einmischung" ansehen würden. Wir würden so vielleicht nicht mal das Mandat dafür bekommen, da solch eine robuste Mission bei den Bürgerkriegsparteien auf Ablehnung stoßen würde. Neokoloniale Ressentimets würden geweckt und schnell würden sich unsere starken Einheiten plötzlich einer völlig anderen Stimmung im Lande gegenüber sehen. 1500 bewaffnete Wahlüberwacher (denn mehr sind sie ja nicht) wirken anders als mehrere Tausend schwer bewaffnete "koloniale High-Tech Krieger". Da kann bei vielen Afrikanern die Freude über internationale Anteilnahme sehr schnell in die Ablehnung europäischer Einmischung wechseln. Sowas kann aber sehr schnell gehen. Man muss halt bedenken, dass der militärische Input direkt auch Nachwirkungen hat, die sich sehr nachteilig auf den möglichen Output auswirken können. Mehr und stärkere Truppen bedeuten so keineswegs automatisch mehr Sicherheit oder Erfolg, wenn man nicht die Rahmenbedingungen bedenkt.
Mehr Truppen und eien andere RoE bedeuten automatisch eine andere Art der Mission. Statt bloßer "bewaffneter Wahlüberwachung" und dem Aufzeigen internationaler Präsenz würden wir so tatsächlich für echte Sicherheit sorgen müssen. Das bedeutet aber automatisch viel größere Wahrscheinlichkeit mit den Bürgerkriegsparteien aneinander zu geraten, das beinhaltet die Gefahr als besatzer sich aufzuführen ( das ist das was den Amerikanern in Somalia das Genick gebrochen hat). Man kann nicht bloß mehr Truppen fordern und mehr Waffen,wenn man sich nicht genau überlegt, wofür der Einsatz politisch bedacht ist. Das Militär steht nunmal unter dem primat der Politik, ist nur ein Instrumentarium der Politik, das politische und soziale Rahmenbedingungen vergegenwärtigen muss in seiner Planung.
Und für die jetzige Mission - für eine Geste - reichen die 1500 Soldaten völlig aus. Sicher sollten da ein paar mehr Kampftruppen dabei sein - d´accord. Aber eine echte Stabilisierungsmission für den Kongo würde eine ganz andere Dimension annehmen müssen und soweit sind wir politisch einfach noch nicht in Europa. Letztlich bringen 2500 schwer bewaffnete Soldaten auch nicht viel, wenn sie infolge einem robusteren Mandat leichte Unruhen schnell beenden. Diese würden aber dann gerade wegen ihrem Eingreifen selbst zum Teil der Unruhen, zum Ziel von aufgebrachten Bürgerkriegsparteien und so würde über eine stärkere Mission das ganze in einem somalischen Desaster enden können. EU-Kampftruppen würden nämlich selbst zu einem politischen Faktor, selbst zum Akteur und das will nunmal keiner hier in Europa (noch nicht). Die Unwägbarkeiten solch eines Einsatzes hab ich ja versucht zu skizzieren und denen kann man nicht nur mit bloßer militärischer Mittel-Wirkung Logik beikommen.
In der Analyse des Einsatzes und seiner Defizite stimmen wir ja überein. Nur sehen wir die Bewertung unterschiedlich.
Du bist auf die Optimierung des Outputs fokussiert, ich beschäftige mich eher mit den restriktiven Rahmenbedingungen, die den Einsatz definieren. Das ist eine Frage des Ansatzes.
Ich sehe natürlich auch, dass eine viel robustere EU-Truppe mit besserer Ausrüstung, mehr Kampfeinheiten zur echten Stabilisierung und weit aus mehr und besser ausgerüsteten UN-Truppen nötig wären für dieses riesige Land, um militärisch effektiv wirken zu können. In der militärischen Sicherheitsanalyse stimme ich dir da zu. Absolut.
Nur, es geht hier eben nicht um die militärische Sicherung (zumindest nicht de facto..), sondern hier geht es um politische Fragen und Gesten/Zeichen.
Man kann nicht einfach nur fragen, was der optimale militärische Output ist und welche Mittel man dazu benötigen würde. Das ist eine verkürzte militärisch-zentrierte Sichtweise, die die politischen Friktionen völlig vergißt, deren bedeutsame Beschränkungen. Die sind sicher militärisch nicht sinnvoll, doch kann man sie nicht wegdiskutieren!
Würden wir mit deutlich mehr Truppen und stärkerer Ausrüstung einrücken, hätten wir zuallerst mal das Problem, dass die Bürgerkriegsparteien das als direkte "weiße Einmischung" ansehen würden. Wir würden so vielleicht nicht mal das Mandat dafür bekommen, da solch eine robuste Mission bei den Bürgerkriegsparteien auf Ablehnung stoßen würde. Neokoloniale Ressentimets würden geweckt und schnell würden sich unsere starken Einheiten plötzlich einer völlig anderen Stimmung im Lande gegenüber sehen. 1500 bewaffnete Wahlüberwacher (denn mehr sind sie ja nicht) wirken anders als mehrere Tausend schwer bewaffnete "koloniale High-Tech Krieger". Da kann bei vielen Afrikanern die Freude über internationale Anteilnahme sehr schnell in die Ablehnung europäischer Einmischung wechseln. Sowas kann aber sehr schnell gehen. Man muss halt bedenken, dass der militärische Input direkt auch Nachwirkungen hat, die sich sehr nachteilig auf den möglichen Output auswirken können. Mehr und stärkere Truppen bedeuten so keineswegs automatisch mehr Sicherheit oder Erfolg, wenn man nicht die Rahmenbedingungen bedenkt.
Mehr Truppen und eien andere RoE bedeuten automatisch eine andere Art der Mission. Statt bloßer "bewaffneter Wahlüberwachung" und dem Aufzeigen internationaler Präsenz würden wir so tatsächlich für echte Sicherheit sorgen müssen. Das bedeutet aber automatisch viel größere Wahrscheinlichkeit mit den Bürgerkriegsparteien aneinander zu geraten, das beinhaltet die Gefahr als besatzer sich aufzuführen ( das ist das was den Amerikanern in Somalia das Genick gebrochen hat). Man kann nicht bloß mehr Truppen fordern und mehr Waffen,wenn man sich nicht genau überlegt, wofür der Einsatz politisch bedacht ist. Das Militär steht nunmal unter dem primat der Politik, ist nur ein Instrumentarium der Politik, das politische und soziale Rahmenbedingungen vergegenwärtigen muss in seiner Planung.
Und für die jetzige Mission - für eine Geste - reichen die 1500 Soldaten völlig aus. Sicher sollten da ein paar mehr Kampftruppen dabei sein - d´accord. Aber eine echte Stabilisierungsmission für den Kongo würde eine ganz andere Dimension annehmen müssen und soweit sind wir politisch einfach noch nicht in Europa. Letztlich bringen 2500 schwer bewaffnete Soldaten auch nicht viel, wenn sie infolge einem robusteren Mandat leichte Unruhen schnell beenden. Diese würden aber dann gerade wegen ihrem Eingreifen selbst zum Teil der Unruhen, zum Ziel von aufgebrachten Bürgerkriegsparteien und so würde über eine stärkere Mission das ganze in einem somalischen Desaster enden können. EU-Kampftruppen würden nämlich selbst zu einem politischen Faktor, selbst zum Akteur und das will nunmal keiner hier in Europa (noch nicht). Die Unwägbarkeiten solch eines Einsatzes hab ich ja versucht zu skizzieren und denen kann man nicht nur mit bloßer militärischer Mittel-Wirkung Logik beikommen.