22.02.2006, 15:11
Zitat:Nachdem Napoleon bei Waterloo von Britischen und Preussischen Truppen geschlagen wurde und nach St. Helena verbannt wurde ist Großbritannien erstmals stärkste Macht in den Kolonien und in Europa, vor allem da Deutschland (Die Länder auf dem jetzigen deutschen Gebiets) und Frankreich immer wieder von Revolutionen geschüttlet werden und Italien noch immer genauso wie deutschland zersplittert ist.Ein paar Gedanken dazu:
Auf dem Meer heisst es seit 1805, der Schlacht von Trafalgar, "Britannia rules the waves, Britons shall never be slaves".
Durch die frühere Entwicklung der Industriellen Revolution in Großbritannien, einer starken Hansdelsflotte und Marine, einer liberalen Wirtschaftspolitik und der Ausbeutung der Kolonien behält Großbritannien seine absolute Weltmachtstellung bis 1914 und ist nach dem Ersten Weltkrieg immer noch eine wichtige Nation.
Die Kontinentalsperre Napoleons hat im wesentlichen dazu geführt, dass sich GB auf seine kolonialen Märkte konzentriert hat. Zwar hat das Embargo nie dazu geführt, wie von Napoleon beabsichtigt, GB wirtschaftlich auszuhungern. Man sollte sich dennoch darüber im klaren sein, dass der europäische Markt für britische Unternehmen extrem wichtig und die Sperre ein Rückschlag war. Nur hat der eben GB nicht das Rückgrat gebrochen. In anderen Sektoren kam es durch die Sperre sogar zur Stärkung der Wirtschaft, im wesentlichen im Bankensektor, zb. mit Rothschild.
Die Sperre hat GB also im wesentlichen zu der akzentuierten Kolonialmacht gemacht, die es dann für den Rest des 19. Jhds. war und die die "Great Game"-Politik gegenüber Russland motiviert hat. In Europa dagegen wurde GBs ökonomische Machtstellung relativiert, auch durch die französische Wirtschaft, die dank der Sperre von britischer Konkurrenz ungehindert wachsen und nach dem Friedensschluss besser wirken konnte als vor dem Krieg. Hinzu kam wesentlich später dann die deutsche Industrie als Billig-Konkurrenz. Zudem wurden die Kriegsschulden sowohl hinsichtlich der Reparationen Frankreichs als auch der Bündnishilfen etwa an Österreich nie wirklich abgegolten. Anders als die USA nach WK1 und 2 konnte GB hier seine Gläubigerposition nicht wirklich ausspielen.
Was die politischen und militärischen Machtverhältnisse anging, war GB nach dem Wiener Kongreß in Europa höchstens gleichrangig mit Russland. Zudem flogen Russland für eine kurze Zeit sämtliche Sympathien in Europa zu, durch den Status der Befreiungsmacht von Napoleon nach dem Russlandfeldzug. Solange Alexander Zar war, konnte dieser Einfluss auch weitestgehend aufrechterhalten werden.
Mit Nikolaus akzentuierte sich die russische Politik dann mehr nach einem Prinzip der Stärke und mit weniger Verhandlungsdiplomatie, wodurch die britische Position wieder erheblich gestärkt wurde. Dass sich die jeweiligen Stärken in politischer und militärischer Hinsicht trotzdem angeglichen hatten, zeigte zb. der Krieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich 1828 und die erste Ägyptentkrise 1831 bis -33, wo GB unfähig war, die russischen Ambitionen zu stoppen. Teilweise hatte man nicht die Ressourcen, weil die britische Flotte als politisches Instrument bereits durch die Situation in Spanien und den Niederlanden ausgelastet war, teilweise fehlte es in erschreckender Weise an politischer Weitsicht und Entschlußfähigkeit, insbesondere hinsichtlich der Einordnung der Konflikte innerhalb des Osmanischen Reiches.
Die richtige Wende in diesem russisch-britischen Konflikt dürfte dann erst der Krimkrieg demonstrieren.
Was die sonstigen Akteure auf dem europäischen Festland anging, so spielten die deutschen Mächte in dieser Zeit sicher keine Rolle. Preußen war politisch passiv und nur dem Namen nach Großmacht. Österreich-Ungarn war politisch mit sich selbt beschäftigt, da die Gewinne durch Wien 1815 ethno-politisch äußerst problematisch waren, außerdem lavierte Metternich ständig zwischen einer konservativer Allianz mit Preußen und Russland, sowie Kooperation mit England, da man die Russen auf dem Balkan zunehmend als Bedrohung ansah. Nachdem Metternich sich von England durch Cannings neue liberale Haltung ab 1822 zunehmend isoliert sah (und tatsächlich hatte), wurde der Akteur Österreich-Ungarn diplomatisch zunehmend belanglos.
Frankreich allerdings ist eine andere Geschichte, denn so von revolutionären Unruhen war es nicht so zerrüttet und abgelenkt wie etwa Österreich-Ungarn in Italien oder die deutschen Staaten generell. Nach 1815 schaffte man es sehr schnell, sich wieder im Kreis der Großmächte zu etablieren (Aachen 1818) und zu einem wertvollen Verbündeten ganz speziell für Großbritannien zu machen. Die Revolution von 1830 lief geschmeidig und mit der Duldung der anderen Großmächte ab. Anders sah es dann 1848 aus, als die Niederschlagung der Revolution und die anschließende Machtkonsolidierung unter Napoleon III. Frankreich wieder vom liberalen Lager isolierte und das neue Kaiserreich Frankreichs politischen Spielraum hinsichtlich der Kooperation mit Großbritannien einschränkte.