17.02.2006, 19:44
Zitat:bastian postetenatürlich war das dritte reich ein faschistischer staat, was ich auch überhaupt nicht angezweifelt habe, sondern die bezeichnung der wehrmacht als "faschistisch". im übrigen handelte sich beim dritten reich nicht um einen faschistischen staat im klassischen sinn dieses begriffes: ein klassisch faschistischer staat ist ein ständestaat, gestützt auf alte macheliten wie den adel, das großbürgertum, industrie und kirche und getragen durch eine künstliche volksbegeisterung. all das trifft auf das dritte reich nicht zu. ich würde die bezeichnung nationalsozialistisch oder einfach diktarorisch vorziehen. dieser artikel von wikipedia ist dazu sehr interessant.
Wie soll ich denn das dritte reich bitte sonst bezeichnen? Faschistisch wird von Linken zwar häufig als Totschlargument benutzt, was aber nichts daran ändert, daß die Wehrmacht die Armee eines zweifelsfrei faschistischen Staates wahr. Wenn soll man denn noch als faschistisch bezeichnen wenn nicht das dritte Reich??
Zitat:Das die Wehrmacht im Ganzen "ehrenvoll" gekämpft hat, wage ich doch mal in Zweifel zu ziehen; es waren eben nicht nur SS Männer, die Kriegsverbrechen begangen haben. Manche militärische Entscheidungen kann ich nicht als "ehrenvoll" bezeichnen, z.B. der unnötige Überfall auf Dänemark.deshalb habe ich auch nicht im ganzen sondern zum großteil geschrieben. die wehrmacht hat sich genau wie die ss kriegsverbrechen schuldig gemacht, was aber noch lange nicht dazu berechtigt diese armee als ganzes zu verurteilen. gleiches trifft auf die ss zu, auch hier lässt sich allein schon auf grund der einzelnen unterorganisationen (allgemeine ss, waffen-ss, ss-totenkopfverbände) kein absolutes urteil treffen. die totenkopf-ss lässt sich mit sicherheit leichter verurteilen als die waffen-ss, da erstere mit der bewachung und den vorgängen in den konzentrationslagern betraut waren, während letztere für den normalen fronteinsatz vorgesehen waren.
zudem bestand die waffen-ss nur in den ersten jahren aus freiwilligen, später wurden vermehrt auch wehrpflichtige eingezogen und bei den ausländischen verbänden handelte es sich sowohl um freiwillige als auch um zwangsrekrutierte. die einsatzgruppen, die im russlandfeldzug den heeresgruppen folgten und die jüdische bevölkerung (und weitere personen, z.b. "kommunistische elemente") ermordeten setzten sich aus sicherheitsdienst (sd), gestapo, wehrmacht, ss und polizei zusammen.
und eine beurteilung der eroberung dänemarks als "ehrenvoll" oder "unehrenhaft" halte ich für ziemlich schwachsinnig, die bezeichnung "militärisch sinnvoll / sinnlos) trifft hier wohl besser . und aus meiner sicht war es sinnvoll, denn die besetzung von dänemark und norwegen ermöglichte ein direkte verbindung nach schweden und damit die schnelle lieferung des kriegswichtigen schwedischen eisenerzes.
Zitat:Das Problem ist aber, dass nicht jeder Soldat der Bundeswehr halbwegs gebildet ist. Der sieht dann eine Straße, die nach einem Wehrmachtssoldaten benannt ist und dann denkt, die Wehrmacht war doch ein toller Haufen. Wenn alle BW Soldaten das so sehen könnten und wollten, wie du das hier andeutest, hätte ich wenig dagegen. Aber kaum jemand wird sich durch solche Namen zum Nachdenken angeregt sehen.dann sind hier aber politische bildung der bundeswehr, die fähigkeiten der werbeoffiziere und der s2-sicherheitsoffiziere gefragt - falls man so etwas überhaupt als bedrohung ansehen muss / kann / will.
Zitat:Ich will nicht die militärische Traditionspflege beenden, aber es gibt genug positive Beispiel wie Stauffenberg, Gneisenau oder Scharnhorst, so daß man des Rückgriffes auf Wehrmachtssoldaten, die dem Regime bis zum Ende treu waren, nicht bedarf.weder stauffenberg noch scharnhorst noch gneisenau waren demokraten und die verschwörer um stauffenberg hätten den krieg auch nach dem tod hitlers erfolgreich zu ende führen wollen. ansonsten kann ich dir aber zustimmung - auch in der beurteilung rudels. hätte er sich nicht nach dem krieg einer rechtsextremen partei angeschlossen (srp??), könnte auch er ein vorbild für die bundeswehr sein.
Wenn man sich schon aufregt, dann nicht über Moelders, sondern darüber daß Strassen auch nicht mehr nach Boelcke oder Immelmann heißen sollen.