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Vorlesung 1. Weltkrieg
#11
3. Frage:
Bereits ein Jahr nach der Ausarbeitung des Schlieffenplans nahm Schlieffen seinen Abschied und starb 1913. Der Neffe des Siegers von Königgrätz und Sedan Helmut von Moltke war sein Nachfolger, der 1914 66 Jahre alt war. Er war lange Zeit Schlieffens rechte Hand gewesen, jedoch völlig unterschiedlich im Naturell. Während Schlieffen ein zupackender Charakter war und auch bereit war das Risiko einzugehen war Moltke ein Zauderer, ein für einen hohen Militär ungewöhnlich weicher geradezu melancholischer Charakter, von Selbstzweifeln geplagt. Er litt darunter das große Erbe seines Onkels antreten zu müssen, dessen Reiterstandbild er sich jeden Tag bei der Arbeit ansehen mußte. Seinem Charakter entsprechend war er auch nicht in der Lage einen eigenen Plan zu entwickeln sondern gab 1913 den Ostaufmarschplan auf. Er hatte allerdings schon bei seinem Amtsantritt dem Kaiser gesagt daß der nächste Krieg ein Volkskrieg sein würde.
Moltke hatte allerdings einen Oberst mit dem gleichen Charakter wie Schlieffen an seiner Seite: Ludendorff

Die Modifikationen durch Moltke:
• Wegen der Verstärkung der französischen Truppen hatte man Angst die Franzosen könnten den Rechten Flügel nach einem Durchbruch von hinten packen. Diese Annahme war richtig! Verstärkung der lothringischen Front. Kräfteverhältnis des rechten und linken deutschen Flügels nicht mehr 7 zu 1 sondern 3 zu 1.
• Moltke verzichtete auf eine Invasion der Niederlande und beschränkte sich auf Belgien und Luxemburg.
• Er entwarf ein genaues Drehbuch für den Aufmarsch im Westen. Es wurde genau festgelegt wie sich 1,5 Millionen Soldaten zu bewegen hatten. 11.000 Eisenbahnen wurden so genau geplant das alle 10min die Züge fahren sollten. Jeder einzelne Tag, jede einzelne Aktion war genau durchgeplant.
- Linker Flügel mit 8 Korps (etwa 320.00 Mann), der die Front im Elsaß und in Lothringen südlich von Metz halten sollte
- Die deutsche Mitte mit 11 Korps etwa (400.000 Mann) sollte durch Luxemburg und die Ardennen nach Frankreich einmarschieren
- Der rechte Flügel mit 16 Korps etwa (700.000 Mann) sollte über Belgien angreifen, die Sperrfestungen Lüttich und Namur brechen und über die Maas vorstoßen.
- Das Marschpensum und die Etappenziele waren für jeden Tag im voraus festgelegt. Der Plan verlangte, daß die Straßen über Lüttich bis zum 12. Tag nach Abschluß der Mobilmachung offen waren. Brüssel würde dann bis zum 19. Tag genommen, die französische Grenze am 22. Tag überschritten, die Linie Thionville-St-Quentin am 31. Tag, schließlich Paris und der endgültige Siege zum 39. Tag nach der Mobilmachung erreicht sein.
Frankreich sollte also geschlagen sein bevor die Russen mobil gemacht hatten.

4. Frage
• Der Schlieffenplan lief auf eine einzige Alternative zu: Entweder schneller Sieg im Westen oder steckenbleiben und langfristigem Ermattungskrieg mit unvermeidbarer Niederlage.
• Der Schlieffenplan setzte zwingend die Feindschaft Englands vorraus, wofür aber keinerlei Pläne vorhanden waren. Es gab daher keinerlei Koordinationspläne mit der starken Flotte
• Es fehlt vollkommen die Abstimmung zwischen Militärplanung und Diplomatie. Die gesamte Deutsche Vorkriegspolitik der Ära Holweg basierte darauf England neutral zu halten. Der Deutsche Generalstab zerstört diese Politik mit dem geplanten Durchmarsch durch Belgien. Kaiser und Generalstab ließen Holweg gewähren wohl wissend daß sein Plan nicht aufgehen kann.
• Der Spielraum der deutschen Diplomatie wird durch diese Militärdoktrin auf fatale Weise eingezwängt. Eine Kriegsvermeidungspolitik läßt sich aufgrund des militärischen Sachzwangs Frankreich angreifen zu müssen nur bis zu einer bestimmten durchhalten. Irgendwann erreicht man den Punkt an dem die Direktive verloren geht und er Stein ins rollen kommt.
• Die Fehlende militärische und politische Flexibilität. Sobald Frankreich aber ganz besonders Rußland mobilisiert gerät man unter den Zeitdruck der eigenen Mobilisierung. Nun beginnt die eigene Zeit abzulaufen, die man zur Verfügung hat um Frankreich zu besiegen. Sobald Rußland mobilisiert kann es nur eine Generalmobilmachung geben
- Eine Beschränkung des Krieges auf den Osten ist undenkbar, da man nur mit einer einzigen Reaktion antworten kann: mit einem Angriff auf Belgien
- Es gibt nur den Schlieffenplan weil die Russen ihre Mobilmachungszeit verkürzen wird der Präventivkriegsgedanke ungemein beflügelt. Ab 1917 habe man keine Siegchancen mehr.
- Aufgrund der Eindimensionalität fällt der deutschen Kriegsführung ein Mittel aus der Hand: Die Mobilmachung als politisches Druckmittel um Kriegsbereitschaft zu demonstrieren. Sobald mobil gemacht wurde muß der Krieg begonnen werden. Aus dieser selbstgestellten Falle gab es kein Entrinnen.

Frankreich und Rußland hingegen bot es sich an mobil zu machen um Deutschland unter Druck zu setzen, um das Uhrwerk des deutschen Mobilmachungsplans zu beginnen. Frankreich und Rußland konnten mit Krieg drohen, Deutschland mußte ihn auslösen.

contra-facta
Wie wäre der Krieg verlaufen wenn Deutschland nicht den Schlieffenplan genutzt hätte? Die Franzosen wären ihrem Bündnis folgend wohl in Elsaß-Lothringen eingedrungen sich dort aber wohl festgefressen da die deutschen Verteidigungsanlagen gewaltig waren und im 1. Weltkrieg die Defensive der Offensive überlegen gewesen wäre. England hätte es sehr schwer gehabt auf der Seite des Aggressors Frankreich einzusteigen, es hätte auch keine Blockade gegeben. Deutschland und Österreich hätten im Osten und am Balkan den Krieg entscheiden können. Deutschland hätte die große Chance gehabe den Westkrieg ohne große Verluste zu beenden und den Krieg im Osten sicher zu gewinnen.


Die britische Kriegsplanung: „Plan W“

Sir Edward Grey: „in Europa gehen jetzt die Lichter aus, wir werden sie nie mehr wiedersehen“
Seit Februar 1906 waren die Generalstabsgespräche zwischen London und Paris so weit fortgeschritten das die Birten versprochen hatten mehr als 100.000 Mann zu schicken. Seit 1906 wurde ein bewaffneter Zusammenstoß mit Deutschland als unvermeidbar gesehen.
Brigadegeneral Henry Wilson war der Planer der Zusammenarbeit. Seit 1909 radelt er bei Frankreichbesuchen die gesamten Schlachtfelder von 1870 ab und besichtigt
30. Juli 1911 reist Wilson wieder nach Frankreich und unterfertigt mit seinem Kollegen Dubail ein Memorandum, das für den Fall der Entsendung eines Expeditionskorps von 6 Divisionen (110.000) zwischen dem 4. und 12. Mobilmachungstag sollte es in Le Havre, in Boulogne und in Rouen landen: am 13. Mobilisierungstag sollte es kampfbereit sein, Seine Aufgabe war die französische Front Richtung Kanalküste zu verlängern und den französischen Westflügel vor einer Umfassung zu schützen.
Die Weichenstellungen im Committee of Imperial Defence seit August 1911:
• Deutschland rechnet mit einer langsamen Mobilmachung in Frankreich und wird daher mit aller Wucht im Westen angreifen
• Frankreich ist ohne britische Hilfe zu schwach um Deutschland alleine stand zu halten
- England muß am gleichen Tag wie Paris mobil machen und die vollständigen sechs Divisionen ins Feld stellen
- Konsens daß die Neutralität Belgiens und Hollands im Falle einer britischen Seeblockade nicht respektiert werden könne!!! Um auf Deutschland den größtmöglichen Druck auszudehnen sei eine Entscheidung Belgiens und Hollands zu erzwingen auf welcher Seite sie in diesen Krieg stehen wollten.
Die Weichen für die Verletzung der Neutralität war somit bereits 1911 seitens der Briten beschlossen! Alle Planungen sollten bis Juli 1914 abgeschlossen sein! (interessanter Zufall…)

Der französische Plan: Die „offensive à outrance“: Plan XVII

Die Franzosen rechnen fest mit dem Umfassungsversuch der Deutschen. Die Konsequenz daraus ist, das die forcierte Stärkung des rechten Flügels in einer Schwächung der Mitte und des linken Flügels resultiert. Genau dort planen die Franzosen den Durchbruch. Der Französische Plan XVII sieht also eine Offensive vor, die die Deutsche Mitte durchbrechen soll.
Gründe für den Wechsel von der Defensive zur Offensive im Mai 1913:
• General Ferdinand Foch (Direktor der Ecol Supérieure de la Guerre) predigt die Offensivkonzeption. Er predigt das der Schlüssel der Wille zum Sieg, nicht der zum Widerstand sei.
• Oberst Grandmaison (Direktor des Troisème Bureau) lehrt seinen Schülern die offensive à outrance“ (Offensive um jeden Preis) nur wenn man selbst die Initiative an sich reiße, könne man eine Entscheidungsschlacht herbeiführen – im Kriege müsse man die Freiheit des Handelns“ bewahren. Diese sei nur zu erreichen wenn man dem Feind den eigenen Willen aufzwinge.
• Die Zusagen der Russen für einen Zweifrontenkrieg 1911:
- Die Mobilmachung und Aufmarsch werden so beschleunigt werden, daß das russische heer möglichst am 15. Tag nach Beginn der Mobilmachung kriegsbereit sei.
- Sobald die Angriffsregimenter in Stellung sind beginnt ein Angriff auf Ostpreußen. Dies bedeute, daß die Russen spätestens am 16. Mobilisierungstag die ostpreußische Grenze überschreiten würden.
- Präzisierung der Zusagen in den alljährlichen Stabsgesprächen bis zum 14. Mobilmachungstag stehen alle 800.000 Mann, die für die deutsche Front bestimmt sind, bereit.



Der Plan XVII:
General Joseph-Jacques-Césaire Joffre
Unser Weg nach Berlin führt über Mainz. Das Operationsziel ist zwar Berlin, aber der Main wird bei Mainz überquert. Anders als beim Schlieffenplan nach der Modifikation ist es kein Tag-für-Tag Plan sondern nur ein Aufmarschplan. Es werden zwei Offensiven festgelegt. Je eines zur rechten und zur Linken des deutschen Festungsgürtels. Die zweite Offensive im Norden nach Mainz oder durch Luxemburg und die belgigen Ardennen. Zu diesem Zweck stellt Plan XVII die 5 französischen Armeen auf und läßt bewußt das Einfallstor für die Deutschen offen.
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