20.11.2005, 14:29
Zitat:Naja, aus Sicht der Amis sind das nunmal Feinde der Freiheit, die sich selbst doch nie um Menschenrechte scheren würden und daher die nicht so ganz unplausible Frage erlaubt sei, warum man dann die Menschenrechte auf sie anwenden sollte?Das Problem ist nun mal, dass damit jegliche Legitimität verloren geht. Und wenn Demokratien, insbesondere solche mit Sendungsbewußtsein, auf ein Prinzip aufgebaut sind, dand ist das jenes der Volksherrschaft, welche im modernen Sinn wiederum die oft beschworenen Menschen- und Bürgerrechte (die USA schränken ja auch die Freiheit ihrer eigenen Bürger zunehmend ein) zugrunde legt.
Die Gesinnungsethik ist nochmals ein größeres Problem. Letztlich kann man ja damit alles legitimieren, was einem in den Kram passt, inklusive Folter und Mord. Nur dummerweise halte ich die Menschheit im allgemeinen und die Amerikaner im speziellen bei weitem nicht für entwickelt genug, um so ein Prinzip objektiv anwenden zu können (nach dem Motto, es trifft nur die, die es "verdienen"). Sprich, jeder wird unter solchen Vorraussetzungen Opfer seiner Handlungen und wird diese am Ende mißbrauchen, wenn er nicht gestoppt wird.
Dass ein solches Vorgehen auch wieder mit dem demokratischen Sendungsbewußtsein, mit dem sich die USA so gerne schmücken, nicht vereinbar ist, sollte klar sein.
Wenn man das ganze theoretisch angehen möchte, dann dürften sich derzeit die Anhänger der Regimetheorie mächtig den Wanst streichen. Denn all diese Maßnahmen, die von der Bush-Administration getätigt (inkl. des Haushaltsdefizits und des Rüstungsetats) werden, zeigen einen zunehmenden Verlust des Führungsanspruchs der USA geradezu nach dem Lehrbuch von Nye und Keohane an. Auch wenn es in der Vergangenheit ähnlich drastische Maßnahmen gegeben hat (Internierung von japanischstämmigen US-Bürgern, McCarthy-Ära, Rüstung unter Reagan), so ist das weltpolitische Umfeld und damit die innen- und außenpolitische Akzeptanz heute bei weitem nicht so nachgiebig wie in jenen Zeiten und nie sind soviele Maßnahmen in so ungünstigen Zeiten derartig zusammengelaufen. Daher bin ich inzwischen nicht mehr sicher, inwieweit sich der angerichtete Schaden durch eine neue US-Regierung noch beheben lässt. Das müsste dann schon ein neuer Carter sein, nur um den Faktor zehn stärker.